EM 2024 in Deutschland: Alle feiern - die UEFA macht Kasse?

Zehn Stadien, 24 Mannschaften, 51 Spiele. Es ist ein Mega-Event. Der Europäische Fußballverband UEFA rechnet mit mehreren Hunderttausend Besuchern. Die Tickets sind schon jetzt fast alle ausverkauft.

Für die UEFA ist das Fußballturnier ein Riesengeschäft: Sie rechnet mit einem Umsatz von mehr als zwei Milliarden Euro und einem Gewinn von über einer Milliarde Euro. "Dass die UEFA damit Geld verdient, ist auch in Ordnung", sagt Bernd Neuendorf, der Präsident des Deutschen Fußballbundes. Aber nicht alle sehen das so.

Denn auf die deutschen Steuerzahler kommt einiges zu. Für sie wird die EM zu einem teuren Fest. Nach gemeinsamen Recherchen von ZDF und dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" zahlen der Bund, die Länder und die Städte für die Europameisterschaft etwa 650 Millionen Euro.

Besonders hart trifft es die zehn deutschen Städte, in denen die Spiele stattfinden. Darunter ist auch Dortmund. Die Ruhrgebietsstadt rechnet mit Kosten von über 24 Millionen Euro. Wofür die Städte zahlen müssen, das legt die UEFA fest.

Wer eine Fußball-Europameisterschaft austragen möchte, erhält von der UEFA einen Katalog mit den sogenannten Turnieranforderungen. Auf 223 Seiten hat die UEFA ihre Anforderungen aufgelistet.

Das nicht öffentlich zugängliche Dokument liegt dem ZDF und dem "Spiegel" vor. Manches sind Kleinigkeiten, wie beispielsweise der Wunsch der UEFA, dass in jeder Umkleide mindestens zwei Haartrockner hängen müssen, andere Wünsche gehen indes richtig ins Geld.

Die EM-Ausrichterstädte sind beispielsweise verpflichtet, die Fan-Feste zu organisieren. Das sind öffentliche Veranstaltungen meist in der Nähe der Stadien, wo die Fans feiern sollen. Allein dafür zahlen die Städte nach Berechnungen von ZDF und Spiegel etwa 260 Millionen Euro. An diesen Kosten beteiligt sich die UEFA nicht.

Katrin Lögering sitzt für die Grünen im Dortmunder Stadtrat und kritisiert, dass dies schon eine "problematische Verteilung der Kosten" sei.

Die UEFA fordert aber noch mehr: beispielsweise Demonstrationsverbote im Umfeld der Stadien - und die UEFA möchte auch von Steuerzahlungen befreit werden. Sowohl die Bundesregierung als auch die Austragungsstädte sind auf viele Forderungen der UEFA eingegangen.

Der Sportsoziologe Gunter Gebauer kritisiert die UEFA. Sie nutze ihre Marktmacht aus: Entweder werden "die Forderungen der UEFA erfüllt, dann kriegt man die Europameisterschaft oder sie werden nicht erfüllt, dann kriegt man die Europameisterschaft nicht". Für Gebauer eine "milde Form der Erpressung."

Die UEFA weist solche Vorwürfe zurück. Die Europameisterschaft sei ein Sportereignis "größter" Bedeutung und schenke auch dem Gastgeberland und den Gastgeberstädten "unvergleichliche Aufmerksamkeit".

Für die Ausrichtung der Europameisterschaft hat die UEFA ein Joint Venture mit dem DFB gegründet: die EURO 2024 GmbH. 95 Prozent der Anteile liegen bei der UEFA, fünf Prozent beim DFB.

Das Joint Venture hat zwei Geschäftsführer: Markus Stenger und Andreas Mex Schär. Auf den Vorwurf, die Austragungsstädte hätten Knebelverträge unterschreiben müssen, sagt Markus Stenger:

Aber der Eindruck sei natürlich falsch. Laut Stenger ergeben sich durch die Europameisterschaft auch Chancen für Deutschland und die Austragungsstädte.

Das sieht auch der Schweizer Co-Geschäftsführer Andreas Mex Schär so. Die Verträge seien partnerschaftlich und das sei alles ein "give and take, weil sonst funktioniert es gar nicht".