Klimastreik mit Verdi:Fridays for Future: Wo steht die Bewegung?
von Stephanie Gargosch
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Erstmals gehen Fridays for Future und Verdi zusammen auf die Straße - für eine sozial-ökologische Verkehrswende. Es ist nicht das einzige Bündnis, das die Aktivisten im Auge haben.
Heute ist der Höhepunkt des Verdi-Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr: Viele Busse und Bahnen stehen still. Im ganzen Land sind Kundgebungen und Demonstrationen geplant.01.03.2024 | 1:27 min
An diesem Freitag gehen die Klimaschützer von Fridays for Future (FFF) und die Gewerkschaft Verdi gemeinsam auf die Straße. Zum ersten Mal. Ihr Bündnis #WirFahrenZusammen fordert eine sozial-ökologische Verkehrswende und bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV).
Die Frage dabei: Wie kommt das bei den Anhängern von Fridays for Future an? Luisa Neubauer, das wohl bekannteste Gesicht der Aktivisten, ist davon überzeugt, dass die Klimabewegung Bündnisse eingehen muss.
Fridays for Future geht neue Wege
Zwei Tage vor dem Klimastreik hat sie zusammen mit Verdi-Chef Frank Werneke an eine Bushaltestelle geladen. "Wir haben mit Fridays for Future unser erstes Ziel erreicht", erklärt Neubauer. "Es steht außer Frage, dass wir eine Klimakrise haben."
Damit die Klimaziele eingehalten werden können, brauche es eine Verdoppelung des ÖPNV bis 2030. Um das zu erreichen, müssten unter anderem die Arbeitsbedingungen im ÖPNV verbessert werden.
Genau hier liegt die Schnittstelle zwischen Gewerkschaft und Klimaaktivisten. Fridays for Future geht damit, neben den alten Protestmustern, neue Wege.
Vom Streik merke man in Düsseldorf "nicht allzu viel", so Alexander Roettig. Im Streik eine Fridays for Future und Verdi das Ziel, den öffentlichen Nahverkehr stärken zu wollen.01.03.2024 | 1:03 min
Protestforscher: FFF auf Augenhöhe mit Verdi
Im Dezember letzten Jahres wurde die Bewegung fünf Jahre alt. Was als WhatsApp-Gruppe und Schülerprotest begann, sei heute eine etablierte Stimme beim Thema Klimaschutz, erklärt Protestforscher Philipp Gassert von der Universität Mannheim.
Damit würde sich die Bewegung weiter verändern, könne aber auch nicht mehr so stark mobilisieren wie noch zu Beginn der Klimaproteste. Dies sei aber normal.
"Sie sind zum Beispiel mit der Gewerkschaft Verdi auf Augenhöhe, werden ernst genommen", sagt Gassert. "Dass die Aktivisten Bündnisse bilden, ist typisch für solche Initiativen."
Unter der Causa Greta Thunberg und ihren pro-palästinensischen Äußerungen habe die deutsche Klimabewegung kaum gelitten, da die Aktivisten sich deutlich von Thunbergs Haltung in dieser Frage distanziert hätten. Die Ikone der Klimabewegung hatte sich zuletzt mit israelfeindlichen Auftritten diskreditiert.
"Greta ist eine wichtige Person in der Klimafrage, aber sie repräsentiert uns nicht", so Luisa Neubauer von Fridays for Future. Der Schutz jüdischen Lebens sei Neubauer wichtig.15.11.2023 | 4:11 min
Neubauer kündigt weitere Bündnisse an
Luisa Neubauer kündigt für das Jahr 2024 weitere Aktionen und Bündnisse an, vor allem auch für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus. "Demokratie und Klimaschutz gehören zusammen", sagt sie, "deshalb gehen wir auch weiterhin gegen Rechts auf die Straße."
Klimakatastrophen und knapper werdende Ressourcen könnten der ideale Nährboden für Rechtsextremisten sein.
Die Sprecherin der Fridays for Future Carla Reemtsma erklärt, warum dieses Jahr für die Klimabewegung so wichtig sei: "Insbesondere mit Blick auf die anstehenden EU-, Kommunal - und Landtagswahlen ist jeder gefragt, sich weiter für die Demokratie einzusetzen." Auch hierfür wollen sie mobil machen.
Seit 1995 die erste UN-Klimakonferenz stattfand, geht es um nichts weniger als den Stopp des Klimawandels. Bringen Weltklimakonferenzen wirklich etwas? Oder sind sie überflüssig?26.11.2023 | 28:39 min
Folgen Anhänger neuen FFF-Wegen?
Der Klimaaktivismus wird komplexer, findet neue Themen, Konflikte und Bündnisse. Dadurch könnte das Profil von Fridays for Future verwischen.
Protestforscher Gassert glaubt, dass die Bewegung weiterhin einen langen Atem braucht, aber einen großen Schritt gemacht hat. Längst sei Fridays for Future keine Schülerbewegung mehr, sondern ein Player, der versucht, sich in der Mitte der Gesellschaft zu verankern und möglichst viele Mitstreiter zu gewinnen.
Es wird sich zeigen, ob die Bewegung bei all ihrem Anspruch der Überparteilichkeit und Unabhängigkeit noch gerecht werden kann. Und ob ihre bisherigen Mitstreiter ihnen auf den neuen Wegen folgen werden. Zumindest am heutigen Freitag scheint es funktioniert zu haben: viele Klimaaktivisten sind dem Demonstrationsaufruf gefolgt.
Bundesweit hat Verdi zu Streiks im ÖPNV aufgerufen. Der Höhepunkt der Streikwelle wird am heutigen Freitag erwartet. Wann und wo der Nahverkehr stillstehen soll - ein Überblick.