Umweltschutz: Die Folgen der Digitalisierung für das Klima

    FAQ

    Umweltschutz oder Umweltschmutz?:Die Folgen der Digitalisierung für das Klima

    Andreas Stamm
    von Andreas Stamm
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    Durch die zunehmende Digitalisierung steigt der Energieverbrauch - das befeuert die Erderwärmung. Doch gleichzeitig können KI und Co. auch beim Klimaschutz helfen - ein Überblick.

    Netzwerkkabel in einem Rechenzentrum.
    Der Energieverbrauch nimmt durch neue digitale Möglichkeiten immer mehr zu. (Symbolbild)
    Quelle: dpa

    Allein die weltweiten Rechenzentren verbrauchen so viel Strom wie ganz Indien. Das Internet, die digitale Revolution, befeuert bislang die Erderwärmung - ein Satz, den die meisten Branchenkenner und Klimaforscher unterschreiben würden. Ressourcen- und Stromverbrauch sind enorm und steigen rasant an.
    Gleichzeitig setzen Politik und Wirtschaft im Kampf gegen den Klimawandel auf die Digitalisierung. Welche Chancen und Risiken die Digitalisierung mit sich bringt, hat auch eine nun veröffentlichte Studie des Digitalverbands Bitkom untersucht - ein Überblick.
    Videoplattformen, Gaming, Cloud Computing. Ihr Energiebedarf ist gewaltig und wächst stetig. Die Digitalisierung nimmt zu und mit ihr der Energiebedarf.
    Videoplattformen, Gaming, Cloud Computing. Ihr Energiebedarf ist gewaltig und wächst stetig. Die Digitalisierung nimmt zu - und droht zum Bremsklotz für den Klimaschutz zu werden.09.04.2023 | 28:40 min

    Welchen Einfluss hat die zunehmende Digitalisierung auf das Klima?

    Das Internet steht unter Strom. Seit 2000 hat der Energiehunger in der digitalen Welt dazu geführt, dass sich der Stromverbrauch nahezu alle fünf Jahre verdoppelt hat. Der CO2-Ausstoß ist dabei mittlerweile mehr als doppelt so groß wie der des globalen Flugverkehrs.
    Wenn man die Herstellung und Nutzung von Computern, von Netzen und von Datenzentren zusammenrechnet, dann kommt man in der Summe auf vier Prozent aller weltweiten Treibhausgase, mindestens. Denn die Berechnungen sind meist konservativ. Da die Studien zum Thema Digitales und Klima oft auf Schätzungen beruhen, aufgrund der schwierigen Datenlage.

    Was sind die größten digitalen CO2-Emittenten?

    Den größten Fußabdruck haben die Daten- und Rechenzentren. Zwischen sechs und zwölf Prozent der globalen Stromproduktion verschlingen die Herz- und Hirnkammern der Digitalisierung. Einiges von dieser Energie brauchen etwa Kryptowährungen. Mehr Strom als ganz Österreich sollen durch das Schürfen und den Handel von Bitcoin und Co. draufgehen, auch hier schwanken die Schätzungen allerdings. Das Zahlen mit Bitcoin sei bis zu 100.000-mal energieintensiver als mit einer Kreditkarte.
    Eine Stunde Streaming ergibt laut dem Hamburger Borderstep Institut zwischen 100 bis 175 Gramm CO2, also ähnlich wie die Emissionen eines Kleinwagens auf einem Kilometer. Und es gilt: Kleinvieh macht Mist. Durch jede Suchanfrage entstünden rund zwei Gramm CO2, so Forscher und Forscherinnen. Ebenso wie bei einer einfachen Mail. Kommt ein großer Anhang dazu, könnten es bis zu 20 Gramm sein. Und es werden aktuell täglich mehr als 300 Milliarden Mails verschickt.
    Und nicht nur die Entwicklung in Sachen Künstlicher Intelligenz (KI) explodiert, sondern auch der Energieverbrauch. Einerseits durch die enorme Rechenleistung, die beim Betrieb nötig sind. Andererseits auch beim Training und beim Herstellungsprozess der Hardware.
    Schaltgespräch mit Matthias Stürmer
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    Können Emissionen durch neue digitale Möglichkeiten eingespart werden?

    Die digitale Welt ist voller Ideen und konkreter Anwendungen hierfür:
    • Etwa Smart Grids, intelligente Stromnetze, die eine effizientere Energieverwaltung ermöglichen sollen. Ziel: eine Reduzierung von Emissionen durch die bessere Nutzung erneuerbarer Energien.
    • Oder in der Industrie 4.0, in der durch die Optimierung von Produktionsanlagen und -prozessen weniger Energie verbraucht werden soll.
    • In Smart-City-Projekten geht es um intelligente Verkehrssteuerung, optimierte Beleuchtungssysteme und intelligente Gebäudemanagementsysteme, um den Stromverbrauch zu senken.
    • In der digitalen Landwirtschaft soll der Einsatz von Sensoren, Datenanalysen und anderen Technologien eine präzisere Nutzung von Ressourcen wie Wasser und Düngemitteln führen, was CO2 einspart. Und in Unternehmen ersetzen Videocalls und Homeoffice zum Teil Pendeln und Geschäftsreisen.

    Was kann die Digitalisierung gegen den Klimawandel ausrichten?

    Ganz konkret hat sich das eine jetzt erschienene Studie des Digital-Branchenverbands Bitkom angeschaut - die durchrechnet, wie groß der Effekt in Deutschland sein kann. Die Analyse, für die die Unternehmensberatung Accenture verantwortlich ist, kommt auf ein Einsparpotenzial von 73 Millionen Tonnen CO2 bis 2030. Das entspricht Bitkom zufolge gut einem Viertel der Einsparungen, die Deutschland laut den eigenen Klimazielen erreichen will, um dann 50 Prozent weniger Treibhausgase auszustoßen als 1990.
    Voraussetzung dafür ist, dass die Digitalisierung des Landes beschleunigt werde, um die Potenziale voll auszuschöpfen. Bleibe es beim bisherigen Tempo, könnten es noch 16 Prozent Einsparungen werden.
    Nächtlicher Straßenzug, im Vordergrund eine Hand mit Handy
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    Die Studie beschreibt zudem detailliert, wie Digitalisierung in den Sektoren ...
    • Energie,
    • Industrie,
    • Verkehr,
    • Gebäude und
    • Landwirtschaft
    helfen könne. Etwa durch Solaranlagen, deren Paneele durch intelligente Steuerungssysteme und Algorithmen optimal ausgerichtet und geneigt werden. Oder die helfen, bei Windrädern die Windgeschwindigkeiten und -Richtungen zu analysieren und so die Position und Winkel der Rotorblätter anzupassen.
    • Fluch oder Segen? Digitalisierung der Landwirtschaft
    Der Kampf fürs Klima sei nicht durch dicke Dämmung, sondern eher durch smarte Steuerung zu gewinnen, so der Branchenverband. Bei der Kalkulation der CO2-Einsparung sei der Energieverbrauch der digitalen Lösungen mit einberechnet. Digital muss also, so die Studie, kein Klimakiller bleiben.

    ZDFheute-KlimaRadar
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