Elektronische Patientenakte startet - Zweifel an Datenschutz
Testphase in drei Modellregionen:Elektronische Patientenakte startet
von Sven Rieken
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Seit 15 Jahren ist die elektronische Patientenakte in Planung, ab heute wird sie in drei Modellregionen getestet. Unumstritten ist die ePA nicht - vor allem aus Datenschutzgründen.
Nach vielen Verzögerungen geht die elektronische Patientenakte nun an den Start.15.01.2025 | 2:36 min
Burkhardt Storch zückt sein Smartphone. Der 78-Jährige hat den "Gesundheits-Safe" seiner Krankenkasse als App, den Vorläufer der elektronischen Patientenakte (ePA). Die gibt es bei verschiedenen Krankenkassen schon mehr als drei Jahre.
Von den Patienten in dieser Arztpraxis bei Hamburg aber ist Storch der einzige Nutzer. "Das Gespräch mit dem Arzt ist fundierter, sachlicher, besser", sagt er im Gespräch mit ZDFheute, "seitdem der 'Doc' alle meine Befunde auf dem Schirm hat".
Die ePA sei "ein großer Schritt vorwärts bei der Digitalisierung des Gesundheitswesen", so Hamburgs Datenschutzbeauftragter Thomas Fuchs.15.01.2025 | 4:46 min
Sein Arzt, der Allgemeinmediziner Markus Dohrmann, lächelt. Diese Einstellung haben nicht viele Patienten in seiner Praxis. "Der überwiegende Teil macht sich diese Gedanken nicht", erzählt Dohrmann, "das wird sich aber hoffentlich jetzt ändern, wenn die Patientenakte verbindlich wird".
Automatisierte Einführung der ePA
Für alle Patienten der teilnehmenden Arztpraxen in den drei Modellregionen richten deren Krankenkassen elektronische Akten ein. Die sind dann im ersten Schritt leer. Im zweiten Schritt übertragen die Kassen schon vorhandene Daten dorthin. Dafür muss der Kassenkunde nichts tun.
Die ePA sei "ein Quantensprung in der Versorgung der Patienten", so der Intensiv- und Notfallmediziner Uwe Janssens.15.01.2025 | 4:02 min
"Wir haben bereits 600.000 Versicherte, die eine Akte haben", erläutert Maren Puttfarcken, Leiterin der Techniker Krankenkasse Hamburg und ergänzt:
Wir sehen ein großes Interesse daran, dass die Versicherten sehen wollen, welche Daten es über sie gibt.
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Maren Puttfarcken, Leiterin der Techniker Krankenkasse Hamburg
Wie schnell das Umkopieren der schon vorhandenen Daten in die einheitliche, neue ePA geht, kann die Krankenkasse nicht sagen. Das werde nach und nach passieren, da ist sich Deutschlands größte gesetzliche Krankenkasse sicher.
Ab heute wird die elektronische Patientenakte (ePA) schrittweise eingeführt, zunächst in Modellregionen. Worum es geht und was gesetzlich Krankenversicherte nun wissen müssen.
FAQ
Zugriff per Rechtezuteilung
"In jedem Fall müssen alle Rechte neu vergeben werden", fügt Florian Fuhrmann hinzu. Fuhrmann ist Chef der "Gematik", die im Auftrag der Bundesregierung die ePA entwickelt hat und betreibt. Patient Storch hatte seine Ärzte, die Apotheke und ein Krankenhaus in der App freigeschaltet für den Blick in seine Unterlagen.
Diese Freischaltungen verschwinden jetzt. "Indem der Patient seine Kassenkarte bei uns einliest", erklärt Hausarzt Dohrmann, "bekomme ich für eine vorher festgelegte Zeit Zugriff." Wie lange diese Zeit ist, entscheidet der Patient vorher per App. Standardmäßig sind 90 Tage voreingestellt. Die Arztpraxis hat dann Zugriff auf alle Daten der ePA.
Medizinjournalist Dr. Christoph Specht beantwortet Fragen zur Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA).02.10.2024 | 4:02 min
Chaos Computer Club bemängelt Sicherheit
"Das ist eine große Schwachstelle im System", findet Linus Neumann. Er hat sich für den Chaos Computer Club mit der Sicherheit der ePA beschäftigt.
Wer sich Zugang zum "Gematik"-Netzwerk verschafft hat, kann selbst mit einem gefälschten Arztausweis theoretisch auf alle Patientenakten zugreifen.
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Linus Neumann, Chaos Computer Club
Dann nämlich, wenn das System systematisch abgefragt werde, so Neumann. Die Berechtigung - ob gefälscht oder nicht - gelte unabhängig von Art oder Ort der Arztpraxis.
Der Chaos Computer Club hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor Weihnachten über diese Lücke informiert. Der Minister hat Änderungen in Auftrag gegeben, bleibt aber bei seinem Zeitplan: "Wir kennen die technischen Probleme, die jetzt noch zu lösen sind", erklärt Lauterbach gegenüber dem ZDF. "Es sind ehrlich gesagt nur noch Kleinigkeiten, aber die werden wir jetzt auch ausräumen."
Wer nicht wolle, dass sensible Befunde wie eine HIV-Infektion oder eine Depression in der elektronischen Patientenakte gespeichert werden, muss aktiv werden, sagt Ulrich Kelber.09.11.2023 | 0:36 min
Wie es mit der ePA-Einführung weitergehen soll
Neben Hamburg sind Teile Frankens und NRWs als Modellregionen beim Start dabei. Für alle anderen soll es einen Monat später losgehen. Den Plan hält allerdings nicht nur Arzt Dohrmann für sehr ambitioniert. Alle gesetzlich versicherten Patienten müssten bis dahin Post von ihrer Versicherung bekommen haben, verbunden auch mit dem Hinweis auf die Widerspruchsmöglichkeit. Die gilt immer, also auch später noch.
Die privaten Versicherer sind freiwillig dabei und halten sich mit Angeboten noch stark zurück. Der Slogan aus dem Bundesgesundheitsministerium "ePa - eine Patientenakte für alle" passt also noch nicht so richtig. Aber immerhin: Ein Anfang ist gemacht.
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