Ärzte skeptisch wegen elektronischer Patientenakte
Kritik an Gesundheitsministerium:Ärzte skeptisch wegen digitaler Patientenakte
von Peter Welchering
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Der Deutsche Bundestag hat die Einführung der elektronischen Patientenakte beschlossen. Warum Ärztinnen und Ärzte dennoch Bedenken haben.
Ärzte aus Deutschland beklagen mangelnde Funktionalität und Technikprobleme bei der Gesundheitstelematik.
Quelle: picture alliance/dpa
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die elektronische Patientenakte zur Chefsache gemacht. Seit mehr als 15 Jahren wird darüber diskutiert. Ab Januar 2025 soll die flächendeckend kommen.
Die Vorteile einer solchen digitalen Akte sind eigentlich klar: Doppeluntersuchungen können vermieden werden. Wechselwirkungen durch verordnete Medikamente lassen sich ausschließen. Bei einem Arztwechsel durch Umzug oder andere Gründe hat der behandelnde Arzt sofort Zugriff auf alle wichtigen Gesundheitsdaten.
Telematik macht große Probleme
Dennoch haben Ärztinnen und Ärzte wegen der konkreten Einführungsprojekte Bedenken. "Eine funktionierende elektronische Patientenakte wäre toll, wenn ich mir alleine vorstelle, ich hätte da die Krankenhausberichte drin", sagt zum Beispiel Mareike Grebe, niedergelassene Allgemeinmedizinerin im Landkreis Leer in Ostfriesland. Sie ergänzt aber:
Was ich bislang von der elektronischen Patientenakte mitbekommen habe, ist es aber eher so, dass wild irgendwelche Befunde und Berichte in diese Patientenakte hochgeladen werden können, ohne dass es vernünftig sortiert ist.
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Mareike Grebe, Allgemeinmedizinerin im Landkreis Leer
Die ärztliche Kritik an der Patientenakte ist so gesehen eher eine Kritik an einer nur bedingt einsatzbereiten Gesundheitstelematik. Die Ärzte müssen mitmachen. Aber sehr viele machen das mit größtem Missvergnügen.
Und üben Kritik an einer Technik, die nicht ordentlich läuft - und das schon seit sehr langer Zeit. "Das Problem ist nur, dass einfach die Anwendungen, die wir haben, nicht vernünftig funktionieren", sagt Hausärztin Mareike Grebe.
Veraltete Technik verursacht Störungen
Ihre Vermutung: "Das liegt zum Teil daran, dass es sich um eine veraltete Technik handelt. Das hat ganz viel mit Schnittstellen-Problematiken in allen Bereichen zu tun." Solche Klagen von Praktikern sind nicht neu.
Die für die Gesundheitstelematik verantwortliche Gematik GmbH und das Bundesgesundheitsministerium haben solche Beschwerden und Klagen aus dem Praxisalltag oft einfach nicht hören wollen und viel zu häufig ignoriert.
Fehler wie beim Zugriffsmanagement der Patientenakte, bei der Patienten zunächst nicht differenziert festlegen konnten, welche Fachärzte, Physiotherapeuten oder andere "Leistungserbringer" im Gesundheitswesen auf welche Daten ihrer Gesundheitsakte zugreifen können und welche nicht, sind von Ministerium und Gematik heruntergespielt, teilweise geleugnet worden.
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An Bedürfnissen von Ärzten und Patienten vorbei
Funktionsfehler der Telematik sind über zu lange Zeit nicht behoben worden. Vielfach war und ist die in Praxen und Krankenhäuser vorgeschriebene Telematik viel zu aufwändig zu bedienen. Nicht selten wurde die Technik an den Bedürfnissen von Ärzten und Patienten vorbei entwickelt.
"Kollegen von mir brauchen 60 Sekunden und mehr, nur um einen Bericht für die Patientenakte hochzuladen", berichtet Mareike Grebe. Im durchgetakteten Praxisalltag einer Hausärztin ist das kaum machbar.
Ich habe im Alltag manchmal nur fünf Minuten Zeit für einen Patienten. Wenn ich dann noch anfange, zwei Berichte hochzuladen, dann ist die Zeit für den Patienten wieder noch kürzer.
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Mareike Grebe, Ärztin
Angebote an den Gesundheitsminister
Viele niedergelassene Ärzte wünschen sich die elektronische Patientenakte. Aber nicht die, die das Gesundheitsministerium durchpeitschen will. Sie wollen eine Patientenakte haben, mit der sie arbeiten können. Sie wollen eine Patientenakte haben, die internationalen Standards genügt. Und sie wollen eine Patientenakte haben, die Datensicherheit und Datenschutz ausreichend umsetzt.
Der Gesundheitsminister sollte die zahlreichen Vorschläge, kritischen Hinweise und Praxistipps aus der Ärzteschaft endlich ernst nehmen, so sie Forderungen. Ärztinnen und Ärzte warten darauf.
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