Verfassungsschutz: Extremistische Gruppen an Unis im Visier
Verfassungsschutzpräsident:Extremistische Gruppen an Unis im Visier
von Beate Frenkel und Michael Haselrieder
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Extremistische Gruppen an Universitäten geraten ins Visier des Verfassungsschutzes. Man beobachte gefährliche Entwicklungen, sagt Präsident Haldenwang im Gespräch mit ZDFfrontal.
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Wegen des Krieges in Gaza ist die Stimmung auch an vielen deutschen Universitäten angespannt. Die FU Berlin will angehende Lehrer mit Kursen besser vorbereiten.28.05.2024 | 1:34 min
Im Dezember 2023 sagte eine Rednerin bei einer Hörsaalbesetzung an der FU Berlin: "Israel hat kein Existenzrecht". Auch andere Teilnehmer verbreiteten antisemitische und judenfeindliche Parolen. An der Hörsaalbesetzung im Dezember war auch die linksextremistische Gruppe Young Struggle beteiligt. Der Verfassungsschutz beobachte die Situation an den Universitäten genau, sagte Präsident Präsident Thomas Haldenwang im ZDF-Interview.
Laut dem aktuellen Verfassungsschutzbericht ist Young Struggle "einer der aktivsten extremistischen Akteure in Bezug auf Mobilisierung, Organisation und Teilnahme an propalästinensischen Versammlungen".
Seit 2021 gibt es in Berlin keine Exmatrikulation mehr. Nach antisemitischer Gewalt unter Studenten der FU Berlin soll sie nun wieder eingeführt werden. Das stößt auch auf Kritik.26.03.2024 | 2:43 min
Haldenwang: Neue antisemitische Allianzen
Der Verfassungsschutz beobachte außerdem neue Allianzen zwischen Gruppen, die sonst wenig Schnittmengen haben, so Haldenwang:
Neben Rechtsextremismus und islamistischem Antisemitismus gebe es nun auch deutsche linksextremistische Gruppierungen, die auf Seiten der Palästinenser und oft auf Seiten der Hamas stünden.
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Antisemitismus soll in die Mitte der Gesellschaft getragen werden
Zwar würden diese Gruppen nicht direkt miteinander kooperieren, so Haldenwang. Die Extremisten würden aber versuchen, eine antisemitische Ideologie in die Mitte der Gesellschaft zu tragen.
Auch der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, warnt im ZDF-Interview vor neuen Allianzen:
Klein: Auch Linke wollen Deutsche Schuld nicht mehr thematisieren
Als Beispiel nennt Klein die Parole "Free Palestine from German Guilt" ("Befreit Palästina von deutscher Schuld"), die oft von linken, pro-palästinensischen Demonstranten skandiert wird.
"Das sind Narrative, die wir eher von der rechten Seite kennen, die jetzt aber auch auf einmal auf der linken Seite aufkommen", sagt Klein. Allein im vergangenen Jahr gab es 5.164 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund, davon 148 Gewalttaten, 90 Prozent davon Körperverletzungsdelikte.
"Wir haben in einem nicht dagewesenen Ausmaß seit Ende des Zweiten Weltkriegs Antisemitismus in Deutschland wahrzunehmen", sagt Haldenwang. "Von vielen jüdische Menschen höre ich, sie haben einen gepackten Koffer in ihrer Wohnung stehen und überlegen, wann ist der richtige Zeitpunkt, das Land zu verlassen."
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