Neumann: Radikalisierung im Internet schneller als je zuvor
Interview
Terrorismusexperte Peter Neumann:Radikalisierung im Netz: "Mehr als je zuvor"
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Terrorismusexperte Neumann warnt vor zunehmend rascher Radikalisierung im Internet. Man müsse "strenger" mit sozialen Medien umgehen, "wo sich Islamisten mehr denn je tummeln".
Die "Radikalisierung im Internet" sei "mehr und deutlicher als je zuvor". Man müsse "strenger" mit sozialen Medien umgehen, so Terrorismusexperte Peter Neumann.17.02.2025 | 5:59 min
Deutschland erlebt eine Serie von Gewalttaten - München, Mannheim, Solingen, Magdeburg und Aschaffenburg. Auch in Österreich gab es zuletzt einen Anschlag in Villach. Die Terrorgefahr scheint immer größer zu werden und die Diskussion über Ursachen, Prävention und politische Maßnahmen hält an. Dabei geht es unter anderem um Radikalisierung, die Bedeutung sozialer Medien und die Abhängigkeit von internationalen Akteuren.
Wie die Täter sich radikalisieren, welche Maßnahmen gegen solche Anschläge nötig wären und welche Rolle die USA bei der Aufdeckung solcher Taten spielt - darauf hat Terrorismusexperte Peter Neumann Antworten.
Sehen Sie das Interview oben in voller Länge oder lesen Sie es hier in Auszügen.
Im Gespräch mit dem ZDF-Morgenmagazin erklärt Neumann ...
... wie es zur Radikalisierung von Tätern kommen kann
Laut Neumann, der im Bundestagswahlkampf 2021 im Kompetenzteam von Armin Laschet (CDU) war, hat die Radikalisierung in den letzten Jahren stark zugenommen. Dies sei eine "neue Entwicklung": "Nicht, weil das Internet neu ist", so Neumann, "aber die ausschließliche Radikalisierung im Internet - das ist mehr und deutlicher als jemals zuvor".
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Diese Entwicklung gehe auf die "sogenannte algorithmische Amplifizierung" zurück - also die Verstärkung und automatisierte Verbreitung bestimmter Inhalte im Internet. "Man interessiert sich für die Situation im Nahen Osten, man klickt auf ein Video drauf, dass vielleicht ein bisschen islamistisch angehaucht ist, man kriegt nur noch solche Videos", erklärt er. Die Plattformen lieferten das personelle Netzwerk noch mit dazu.
Es ist einfacher denn je, in diesen islamistischen oder dschihadistischen Blasen zu landen - und das endet dann irgendwann in einer Telegram-Chatgruppe, wo man sich bespricht und vielleicht möglicherweise einen Anschlag plant.
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Peter Neumann, Terrorismusexperte
"Das geht schneller und das ist mehr als je zuvor", warnt Neumann. "Deswegen sehen wir auch Radikalisierungszyklen, die sich teilweise in Wochen oder wenigen Monate abspielen - und in der Tat, das ist für die Sicherheitsbehörden sehr, sehr schwer zu erkennen."
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... wie abhängig Deutschland von ausländischen Geheimdiensten sind
Neumann bestätigt, dass in 80 bis 90 Prozent der Fälle die Hinweise auf Anschlagspläne von den US-Amerikanern kämen. Er erklärt:
Das ist meiner Meinung nach eine schlechte Situation, gerade auch vor dem Hintergrund dessen, was sich in München abgespielt hat letzte Woche, auch bei der Sicherheitskonferenz.
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Sicherheitsexperte Peter Neumann
Seit der Sicherheitskonferenz in München sei bekannt, dass die USA eine andere Einstellung haben, so Neumann. Wenn ihnen bewusst werde, wie abhängig Europa nicht nur militärisch, sondern auch nachrichtendienstlich von ihnen sei, dann "werden sie uns wahrscheinlich irgendwann vor die Wahl stellen: 'Entweder wir drehen euch den Hahn ab, oder ihr beginnt dafür zu bezahlen'", sagt Neumann weiter. Er plädiert stattdessen dafür, in eigene Fähigkeiten zu investieren, anstatt "einen großen Scheck zu Donald Trump nach Washington zu schicken".
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... ob Deutschland weniger Aufnahmezahlen oder bessere Integration braucht
Die Debatte dreht sich oft um die Frage, ob die Zahl der Asylbewerber begrenzt oder mehr in Integration investiert werden sollte. Laut Terrorismusexperte Peter Neumann braucht es beides:
Wir brauchen niedrigere Zahlen, weil das System überlastet ist, wir brauchen aber auch mehr Investitionen in die Integration.
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Peter Neumann, Terrorismusexperte
Zusätzlich brauche man auch "Sicherheitsbehörden, die sich in virtuellen Räumen genauso bewegen können wie auf der Straße", so Neumann. Dafür brauche es nicht nur mehr Befugnisse, sondern auch Investitionen in Digitalisierung und technische Ausstattung. "Wir brauchen mehr virtuelle Agenten", sagt Neumann und fordert:
Wir müssen strenger sein mit den sozialen Medienplattformen, wo sich die Islamisten mehr denn je tummeln.
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Sicherheitsexperte Peter Neumann
Quelle: dpa
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