Hermann zu Tat in München: "In Zukunft dreimal nachfragen"
Interview
Innenminister zu Tat in München:Herrmann: "In Zukunft dreimal nachfragen"
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Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rechtfertigt Fehlinformationen über den Täter von München mit dem Druck, unter dem die Polizei nach dem Anschlag stand.
Bayerns Innenminister Herrmann musste Aussagen zum Täter korrigieren.
Quelle: Imago
ZDFheute: Sie hatten kurz nach der Tat von München gesagt, der Täter sei wegen Ladendiebstählen und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz polizeibekannt gewesen. Später mussten Sie das korrigieren. Wie erklären Sie diese Fehlinformation?
Joachim Herrmann: Mir ist es zunächst von der Polizei so berichtet worden. Und es ist ja auch so, dass in den polizeilichen Informationssystemen notiert ist, dass er ein paar Mal mit solchen Verfahren wegen Ladendiebstahl befasst war.
Erst beim zweiten, intensiveren Durchsehen hat die Polizei dann mitgeteilt: Da war er als Zeuge und nicht als Täter im Gespräch. Darum haben wir das auch gleich korrigiert.
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Joachim Herrmann, Innenminister von Bayern (CSU)
Am Tag nach dem Anschlag steht München unter Schock. Die Polizei hat derweil erste Erkenntnisse zum Tatmotiv. 14.02.2025 | 2:48 min
ZDFheute: Auch dass der Mann ausreisepflichtig gewesen sei, stimmte nicht. Haben Sie zu vorschnell kommuniziert?
Herrmann: Beim Thema Ausreisepflicht hängt es damit zusammen, dass die Landeshauptstadt München die Tatsache, dass sie eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt hat, seit drei Jahren nicht an das Ausländerzentralregister gemeldet hatte. Das ist ja der verlässliche Beleg, wie ein Ausländer rechtlich eingestuft ist. Dafür haben wir das Ausländerzentralregister für ganz Deutschland - und da endeten die Einträge mit der Ablehnung des Asylantrages. Deshalb war es für die Polizei und die Mitarbeiter des Innenministerium zunächst nicht ersichtlich.
Erst im Laufe des Nachmittags hat uns dann die Landeshauptstadt München mitgeteilt, dass sie schon vor drei Jahren eine Aufenthaltserlaubnis erteilt hatte. Auch das haben wir dann entsprechend korrigiert.
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Joachim Herrmann, Innenminister von Bayern (CSU)
Der Täter von München hatte islamistische Motive. Eine direkte Verbindung zu den Anschlägen der vergangenen Monate gibt es derzeit nicht, so ZDF-Rechtsexpertin Sarah Tacke.14.02.2025 | 3:53 min
ZDFheute: Sie sehen bei sich keinen Fehler?
Herrmann: Wir werden in Zukunft schauen, dass wir noch länger hinschauen, bestimmte Dinge überprüfen, nochmal dreimal nachfragen. Das ist klar. Aber es ist natürlich in der Situation, wo gerade Ihre Kolleginnen und Kollegen immer ganz schnell möglichst viele Informationen haben wollen, so, dass wir unter dem Druck stehen: Verheimlicht die Polizei irgendwas? Wird wieder nicht die Wahrheit auf den Tisch gelegt und dergleichen?
Und dem Eindruck wollen wir normalerweise auch vorbeugen und sagen, was wir wissen. Damit es nicht heißt, da wird wieder irgendwas verheimlicht.
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Joachim Herrmann, Innenminister von Bayern (CSU)
ZDFheute: Wir erleben in letzter Zeit immer wieder kurz vor Wahlterminen solche Taten von jungen Afghanen. Erkennen sie da ein Muster?
Herrmann: Muster ist übertrieben. Aber natürlich werde ich jetzt von verschiedenen Seiten darauf angesprochen, gerade weil sich das mit jungen Afghanen so gehäuft hat. Das war in Mannheim so, in Solingen, in Aschaffenburg, jetzt in München. Da gibt es schon Personen, die fragen: Hat das ein System, gibt es irgendwelche Zusammenhänge? Darüber werden jetzt sicherlich auch die Sicherheitsbehörden noch einmal nachdenken müssen.
Auf den ersten Blick und nach allem, was bisher bekannt ist, ist da keinerlei Zusammenhang erkennbar.
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Joachim Herrmann, Innenminister von Bayern (CSU)
Aber trotzdem: Es fällt so auf, dass man es auf jeden Fall so überprüfen muss, dass wir das am Schluss ausschließen können.
Der Täter hat wohl einen islamistischen Hintergrund. In München gedachte Bundespräsident Steinmeier der Opfer. 14.02.2025 | 1:28 min
ZDFheute: Aber es gibt bislang keine Hinweise, dass ein Netzwerk dahinter steckt?
Herrmann: Nach allem, was ich weiß, gibt es bislang keine derartigen Hinweise. Aber wir müssen sinnvollerweise jetzt nochmal alle Fälle sorgfältig nebeneinander legen und genau überprüfen, ob es auch nur im Entferntesten irgendeine Parallelität, irgendeinen Zusammenhang geben könnte. Nach allem, was mir bislang bekannt ist, gibt es keine Sicherheitsbehörde in Deutschland, die bislang hier Zusammenhänge hätte erkennen können.
Das Gespräch führte Simon Pfanzelt. Er ist Redakteur im ZDF-Landessstudio München.
Quelle: dpa
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