Zentralrat der Muslime: Antisemitismus ist eine Sünde
Interview
Zentralrat der Muslime:Mazyek: Antisemitismus ist eine Sünde
|
Seit Beginn des Gaza-Kriegs fühlen sich viele Juden zunehmend bedroht. Im Islam sei Antisemitismus eine Sünde, betont der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime.
"Ohne Zweifel gibt es Muslime, die Antisemitismus vor sich hertragen, und das ist etwas, was wir aus islamischer Sicht nicht nur verurteilen, sondern auch als Sünde" ansehen, so Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland.01.11.2023 | 7:49 min
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat betont, dass Antisemitismus im Islam eine Sünde sei. "Antisemitismus kennen wir nicht erst, seitdem wir die Diskussion um den Nahost-Konflikt haben, sondern Antisemitismus ist etwas, was wir in Europa und in Deutschland immer wieder erleben", sagte er im ZDF-Morgenmagazin. "Vor allen in den letzten Jahren - der Rechtsextremismus hat es ja deutlich gemacht, wo die großen Gefahren kommen."
Der Zentralrat mache den Gläubigen das immer wieder klar.
Mazyek: Krieg sollte keine Antwort auf Terror sein
Mazyek wehrte sich im ZDF gegen Kritik, dass die Islamverbände nach dem Großangriff der radikal-islamistischen Hamas auf Israel Anfang Oktober zu zögerlich reagiert und deren Taten nicht eindeutig genug verurteilt hätten. Der Zentralrat der Muslime hatte einen Tag nach dem Blutbad der Hamas in Israel von "Kampfhandlungen" gesprochen und gefordert, dass "alle Seiten" sie einstellen. Zugleich warf er israelischen Siedlern vor, flankiert von der Armee immer wieder palästinensische Dörfer anzugreifen.
Mazyek räumte er ein, dass man die Verurteilung des Hamas-Terrors von einer zweiten Reaktion habe trennen können. "Dass man einmal den Terror der Hamas an diesem entsprechenden Tag verurteilt, was wir ja auch gemacht haben. Und dann die Eskalation, die ja zu erwarten war."
Bei einem Angriff der israelischen Armee auf ein Flüchtlingslager sind dutzende Menschen getötet und verletzt worden. Unterdessen spitzt sich die humanitäre Lage im Gaza dramatisch zu - es fehlt Trinkwasser.01.11.2023 | 2:16 min
Vor diesem Hintergrund habe der Zentralrat die Eskalation gesehen.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime betonte im ZDF, dass der Gaza--Krieg auch ein Krieg gegen die Zivilbevölkerung sei und diese treffe. "Und das sind schlimme Bilder, die wir sehen. Und wir wissen genau, dass Terror nicht zu bekämpfen ist mit Krieg. Schon gar nicht auf Unschuldige. Und auch Kollektivstrafen dieser Art werden nicht dazu führen, dass der Konflikt im Nahen Osten, der ja nicht erst seit dem 7. Oktober entstanden ist, sondern fast über 70 Jahre anweilt, dass dieser Konflikt so nicht zu lösen ist."
Zentralrat ruft zur Besonnenheit auf
Mit Blick auf Jubel bei Muslimen nach dem Großangriff der Hamas sagte Mazyek, dass man nicht alle Muslime "pauschalisierend in einen Topf werfen" dürfe. In dieser angespannten Situation habe der Zentralrat besonnen und deeskalierend auf die Menschen eingewirkt.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas hatte am 7. Oktober bei einem beispiellosen Großangriff auf Israel nach israelischen Angaben mindestens 1.400 Menschen getötet und mindestens 240 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion auf den Hamas-Angriff nahm Israel den Gazastreifen unter Beschuss. Durch die israelischen Bombardierungen wurden nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben der Hamas seit dem 7. Oktober mehr als 8.500 Palästinenser getötet.
Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.