Venezuela: Warum Maduro Weihnachten jetzt beginnen lässt

    Von Präsident Maduro angeordnet:In Venezuela hat Weihnachten schon begonnen

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    Per Dekret hat Präsident Nicolas Maduro Weihnachten in Venezuela auf den 1. Oktober vorverlegt. Kirche und Einwohner im katholischen Land sind irritiert. Was will Maduro erreichen?

    VENEZUELA-CHRISTMAS?-FEATURE
    Seit dem 1. Oktober versucht Präsident Maduro im Land für Weihnachtsstimmung zu sorgen.
    Quelle: AFP

    "Frohe Weihnachten in Frieden und Glück! Frohes Neues Jahr!", ruft Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro fröhlich in die TV-Kameras. Ein Video vom bunt geschmückten Präsidentenpalast Miraflores wird eingeblendet. Maduro und seine Ehefrau spazieren stolz an Weihnachtsbäumen mit flackernden Lichtern vorbei.
    Die Szenen stammen nicht aus dem vergangenen Jahr, sondern sind aktuell: Maduro hat per Dekret den Beginn des Weihnachtsfests auf den 1. Oktober vorverlegt. Die Feierlichkeiten sollen bis Mitte Januar dauern. Am 10. Januar will er sich zum dritten Mal als Präsident vereidigen lassen - nach Wahlen, die von schweren Fälschungsvorwürfen überschattet sind und aus denen offenbar die Opposition als Sieger hervorging.
    Nicolas Maduro auf Veranstaltung im September
    Sechs ausländische Staatsbürger sollen Mitte September ein Anschlag auf Venezuelas Präsident Maduro geplant haben und wurden festgenommen. 15.09.2024 | 0:21 min

    Krise statt Weihnachtsstimmung

    Nach der Wahl Ende Juli kam es zu Massenprotesten in dem südamerikanischen Land. Trotz zunehmender Repression gegen Oppositionsanhänger gingen die Menschen auf die Straße. Laut Menschenrechtsorganisationen kamen mindestens 24 Menschen bei den Protesten ums Leben, hunderte Demonstrierende wurden festgenommen. Viele in Venezuela sind nun alles andere als in Feierstimmung.
    Mit der Vorverlegung des Weihnachtsfestes, so die Idee von Maduro, sollen die Menschen von der Politik abgelenkt werden. Zumal sich die sozialistische Regierung in der Weihnachtszeit spendabel zeigt und Lebensmittelpakete in Armenvierteln und Spielzeug an Kinder verteilt. Als "Dank an das Volk" verkauft Maduro deshalb seine Weihnachts-Kapriole.
    Der Präsidentschaftskandidat der venezolanischen Opposition, Edmundo Gonzalez Urrutia, spricht während einer Pressekonferenz in Caracas am 25. Juli 2024
    In Venezuela verschärft das Regime sein Vorgehen gegen die Opposition. Anfang September wurde wegen angeblicher Verschwörung und Sabotage ein Haftbefehl gegen Oppositionsführer González erlassen.03.09.2024 | 0:24 min
    Den Plan des vorzeitigen Weihnachtsfestes verkündete Maduro übrigens an dem Tag, als gegen den oppositionellen Präsidentschaftskandidaten und mutmaßlichen Wahlgewinner, Edmundo González, ein Haftbefehl ausgestellt wurde. González floh nach Spanien.

    Katholische Kirche protestiert gegen verfrühte Weihnachten

    Protest gegen die vorverlegte Weihnachtszeit kommt erwartungsgemäß von der katholischen Kirche. Die Bischofskonferenz erinnerte den autokratischen Machthaber daran, dass Weihnachten auf der ganzen Welt am 25. Dezember gefeiert werde. Maduro erwiderte:

    Das Weihnachtsfest gehört dem Volk und es feiert es, wann es will.

    Nicolás Maduro

    Jetzt steht im Herzen von Caracas ein großer Weihnachtsbaum, Schaufenster sind mit Weihnachtssternen dekoriert und an Türrahmen hängen rote Kugeln. Doch die Laune der Menschen ist in dem Krisenstaat tief getrübt.
    "Ich denke, es ist schrecklich, weil es Oktober ist", sagte die 32-jährige Desiré Aguiar, bevor sie ihren Stand mit Schmuck und anderen Accessoires auf einem lokalen Markt aufbaute. "Halloween ist noch nicht einmal vorbei und es ist bereits Weihnachten? Feiern wir sie zusammen?", fragte sie.
    Venezuela, Caracas: Oppositionsführerin Maria Corina Machado spricht auf einer Kundgebung.
    Im August hatte Oppositionsführerin Machado ihre Anhänger nach der Präsidentschaftswahl auf einen langen Kampf eingeschworen. 07.08.2024 | 0:27 min

    Acht Millionen Venezolaner haben das Land bereits verlassen

    Wenn nun auch der Weihnachtsbonus früher ausgezahlt werde, werde im Dezember nichts mehr übrig sein, klagte Aguiar. "Ich halte das für eine wirklich schlechte Idee." Es ist noch unklar, ob öffentliche und private Arbeitgeber in diesem Jahr Änderungen an ihren Bonuszahlungen vornehmen werden.
    Die Inflation im Land ist immer noch dreistellig. Auch die Zahl der Menschen, die vor der politischen und ökonomischen Krise in die Nachbarländer flüchten, hat wieder zugenommen. Rund acht Millionen Venezolanerinnen und Venezolaner und damit mehr als ein Viertel der Bevölkerung haben ihrem Heimatland schon den Rücken gekehrt.

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    Quelle: ZDF

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    Quelle: epd, AP

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