Trumps Zollpaket: Was die US-Zölle für Verbraucher bedeuten

Interview

Ökonom zu Trumps Zollpaket :Was die US-Zölle für Verbraucher bedeuten

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Trumps Zoll-Ankündigung sorgt auch in der EU für Unruhe. Wie sich die Preise hier entwickeln könnten, hängt laut Ökonom Klaus-Jürgen Gern auch von möglichen Gegenzöllen ab.

US-Präsident Trump kündigt auf einer Veranstaltung seine neuen internationalen Zölle an.
Das Gespräch mit Klaus-Jürgen Gern im Video.04.04.2025 | 9:12 min
US-Präsident Donald Trump hat beispiellose Zollerhöhungen auf alle Importe der USA per Dekret erlassen. EU-Produkte werden mit 20 Prozent belegt.
Was das konkret für deutsche Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet und ob Smartphones, Sneaker oder Whiskey jetzt teurer werden, erklärt Ökonom Klaus-Jürgen Gern vom Kiel Institut für Weltwirtschaft bei ZDFheute live.
Sehen Sie das Interview in voller Länge oben im Video und lesen Sie hier eine Zusammenfassung. Das sagt Ökonom Klaus-Jürgen Gern vom Kiel Institut für Weltwirtschaft zu ...

... möglichen Preisänderungen durch Trumps Zollpolitik

Auf den Produktmärkten werde man laut Gern von den Zöllen direkt erst mal nichts merken. Die Preise würden zunächst vor allem in den USA steigen, so der Experte. Die Sorge, dass nun hierzulande alles teurer werden könnte, sei daher zunächst erstmal unbegründet.
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Im Gegenteil, man könne sogar erwarten, dass die Preise in Deutschland tendenziell sinken. Das liege daran, dass alle Länder, die jetzt von den Zöllen betroffen seien, versuchen würden, ihre Produkte woanders abzusetzen.

Und dann entsteht eben auf den Märkten, wo das Angebot wächst und die Nachfrage gleich bleibt, Druck auf die Preise.

Klaus-Jürgen Gern, Ökonom beim Kiel Institut für Weltwirtschaft

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... den langfristigen Auswirkungen der Zölle

Mittel- und langfristig könnten sich die Preise allerdings anders entwickeln, meint Gern. Entscheidend sei hier die Reaktion der EU auf die Zölle. Wenn sie ebenfalls Gegenzölle erhebt, "dann würden wir das hier natürlich auch merken", so der Ökonom.
Deutschland importiere vor allem Erdöl und Erdgas aus den USA. Wenn darauf Gegenzölle erhoben würden, würden Importe teurer werden, erklärt Gern.

Das ist ein Punkt, wo wir dann tatsächlich getroffen werden könnten.

Klaus-Jürgen Gern, Ökonom beim Kiel Institut für Weltwirtschaft

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Es könne aber sein, dass die EU diese Produkte von Zöllen ausnimmt, da die Energiepreise in Europa und besonders in Deutschland ein Problem seien, so Ökonom Gern. Andere Produkte wie Whisky, Jeans oder Motorräder, die aus den USA nach Deutschland importiert würden, fallen nach Einschätzung des Ökonomen aber nicht besonders stark ins Gewicht.
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Ähnlich ist das laut Gern auch im Bereich Autos. Eine Ausnahme seien hier allerdings Autos deutscher Hersteller, die in den USA produziert würden. Gern nennt hier das Beispiel BMW. Praktisch die gesamte SUV-Flotte würde in den USA produziert und "in alle Welt verkauft". Hier wäre dann auch "ein Aufschlag zu zahlen", erklärt der Ökonom.
Insgesamt werde es durch diese Maßnahmen zu einem Produktionsrückgang kommen, der sehr unterschiedlich je nach Branche und Firma ausfallen könne.

Gesamtwirtschaftlich werden wir ein Minus haben. Das passt uns natürlich im Moment, wo wir ohnehin an der Rezessionsschwelle sind, überhaupt gar nicht.

Klaus-Jürgen Gern, Ökonom beim Kiel Institut für Weltwirtschaft

Die Hauptgeschädigten seien aber in den USA. Dort werde die Wohlfahrt am stärksten sinken, die Produktion werde zurückgehen und die Preise würden steigen, so der Ökonom.
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... möglichen Vorteilen für Deutschland durch die Zölle

Auch etliche weitere Länder sind von Trumps angekündigten Zöllen betroffen. Im Vergleich zu vielen anderen Ländern verbessere sich sogar die Wettbewerbsposition von Europa in den USA, da andere Länder wie Japan oder China mit höheren US-Import-Zöllen belegt seien, sagt Ökonom Gern.

Auf dem Weltmarkt selbst tut sich durch diese Zölle im Vergleich zu den Konkurrenten aus anderen Ländern nichts, denn gegenseitig haben wir ja keine Zölle uns auferlegt.

Klaus-Jürgen Gern, Ökonom beim Kiel Institut für Weltwirtschaft

Jedoch werde die Gesamtnachfrage zurückgehen, und das werde sich am Ende auch in den Bestellungen von deutschen Gütern niederschlagen.
Das Interview führte ZDFheute live-Moderatorin Christina von Ungern-Sternberg, zusammengefasst hat es Caroline Kleine-Besten.

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Quelle: dpa

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