US-Zollpaket: Was Trumps Zölle für die USA bedeuten

Folgen für die US-Wirtschaft:Was Trumps Zölle für die USA bedeuten

von Beatrice Steineke, Washington, D.C.
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Bereits im Wahlkampf hatte US-Präsident Donald Trump höhere Zölle angekündigt. Er hat sein Versprechen gehalten. Doch die Folgen werden auch US-Verbraucher treffen.

Die Anzeigetafel der Frankfurter Wertpapierbörse mit der Dax-Kurve zeigt fallende Kurse an. US-Präsident Trump hatte ein gewaltiges Zollpaket gegen Handelspartner in aller Welt erlassen. Die Europäische Union und China haben bereits Gegenmaßnahmen angekündigt
Die Zoll-Ankündigung Trumps und erste Gegenmaßnahmen schüren weiter die Angst vor einer Rezession. Börsen weltweit reagieren mit enormen Verlusten, Anleger sind verunsichert.04.04.2025 | 2:04 min
Mit einer Pappkarte begann das "Goldene Zeitalter", das US-Präsident Donald Trump im Rosengarten des Weißen Hauses versprach. Zur Rede des Präsidenten und seiner Vorstellung des umfassenden Zollpakets am Mittwoch waren viele Gäste eingeladen. Nicht nur Ministerinnen und Minister saßen im Rosengarten, sondern auch ehemalige Arbeiter einer Auto-Fabrik aus dem US-Staat Michigan. Sie applaudierten lautstark, als Trump unter anderem verkündete: Ab Mitternacht gelten pauschale Zölle von 25 Prozent auf im Ausland produzierte Autos sowie Einzelteile.
Doch gerade auch US-Hersteller wie Ford und GM seien von den neuen Zöllen betroffen, erklärt Yale-Professorin Natasha Sarin im Sender CNN. Für die Fertigung ihrer Modelle in den USA würden diese Hersteller bis zu 60 Prozent Teile aus dem Ausland importieren. Welche Folgen könnte Trumps Zoll-Paket also auch für US-Verbraucher haben? Für sie könnten die Preise jährlich um etwa 4.000 Dollar insgesamt steigen, rechnet die Ökonomin Sarin.

Es ist eine regressive Steuer, weil sie Menschen mit niedrigem Einkommen am härtesten treffen wird. Sie sind diejenigen, die das meiste von dem verbrauchen, was sie verdienen.

Natasha Sarin, Professorin an der Yale Law School

SGS Gökdemir mit Barley
Mit Trumps "eigenwilliger Art" Entscheidungen zu treffen, werde man länger zu tun haben. Darum sei jetzt eine klare Antwort wichtig, so die Vizepräsidentin des EU-Parlaments Barley.04.04.2025 | 4:14 min

US-Stahlindustrie: Fairness wiederherstellen

Aus dem nordamerikanischen Branchenverband der Stahlindustrie kommt dagegen Zustimmung für die neuen Zölle. Das amerikanische Eisen- und Stahl-Institut (AISI) erklärte, Trump stelle Fairness im internationalen Handel wieder her und spreche nicht-wechselseitige Handelsbeziehungen an.

Die US-Stahlerzeuger kennen nur zu gut die nachteiligen Auswirkungen unfairer Außenhandelspraktiken auf die heimische Industrie und ihre Beschäftigten.

Kevin Dempsey, CEO American Iron and Steel Institute

Der republikanische Senator aus Montana, Tim Sheehy, glaubt, dass sich der langfristige Nutzen dieser Zollentscheidungen für die USA auszahlen werde. Es werde zwar Jahre dauern, um Fabriken und auch Arbeitsplätze wieder ins Land zurückzuholen. Trumps Wirtschaftspolitik sei aber der Weg, den die USA jetzt bräuchten.

Er hat uns seit Jahren gesagt, dass dies seine Absicht sei. Jetzt tut er es, und die Absicht seiner Politik ist, Teile der amerikanischen Wirtschaft wiederzubeleben, die durch die Globalisierung in der letzten Generation zerstört wurden.

Republikanischer Senator Tim Sheehy bei CNN

Es gibt aber auch kritische Stimmen aus den Reihen der Republikaner. Senator Jerry Moran aus dem US-Staat Kansas stuft die Zölle auf landwirtschaftliche Produkte sowie auf Stahl und Aluminium als "sehr schädlich" ein. Auch wenn Landwirte entschädigt würden: Wie sollten sie Sojabohnen an Handelspartner verkaufen, wenn diese nicht mehr in den USA einkaufen würden, weil es woanders billiger wäre?
Eine Tabelle im Weißen Haus zeigt die verschiedenen Zölle der USA.
US-Präsident Trump verkündet massive Zollerhöhungen für fast alle Länder. Weltweit bröckeln die Börsenkurse. Die EU bereitet Gegenmaßnahmen vor.03.04.2025 | 1:41 min

US-Senat: Republikaner stimmten gegen Trumps Linie

Vier republikanische US-Senatoren stimmten zusammen mit Demokraten für eine Resolution gegen die 25 Prozent Zölle auf kanadische Importe. Die Zustimmung der Republikaner im Senat sorgte für Aufmerksamkeit. Zunächst ging es bei den Zöllen gegen Kanada um einen alten Vorwurf von Trump: Kanada bekämpfe die illegale Einfuhr der Droge Fentanyl in die USA zu wenig. Die Demokraten erklärten die Resolution dann zu einer Abstimmung über Trumps Zollpaket. Die Resolution wurde mit 51 zu 48 Stimmen beschlossen.
Im nächsten Schritt müsste sie nun das Repräsentantenhaus passieren. Doch auch dort sind die Republikaner in der Mehrheit. Trotzdem will der demokratische Abgeordnete Gregory Meeks eine ähnliche Abstimmung über die Zölle im Repräsentantenhaus erreichen.

Trumps rücksichtslose Politik bringt nicht nur die Märkte zum Einsturz, sondern wird auch die arbeitenden Familien unverhältnismäßig stark treffen.

Gregory Meeks, demokratischer Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus

US-Zölle: Diese Länder trifft es am härtesten

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Ökonom: Steigende Preise für US-Verbraucher

An der Wall Street beendeten die wichtigen Indizes Dow, S&P und Nasdaq den Donnerstag mit dem schlechtesten Ergebnis seit 2020. Darauf angesprochen antwortete Trump: "Die Märkte werden boomen, die Aktien werden boomen, das Land wird boomen." Auch sei er offen für Verhandlungen mit den jeweiligen Ländern. Unter Tag eins nach dem von ihm deklarierten "Tag der Befreiung" steht für US-Präsident Trump in der Bilanz: ein eingelöstes Wahlkampf-Versprechen.
Fast drei Viertel der Amerikaner befürchten laut einer aktuellen Umfrage des Senders CBS steigende Preise. Dies könnte sich bereits "morgen" zeigen, so Ökonom Justin Wolfers im Sender CNN. Steigende Kosten würden die Unternehmen an ihre Kunden weitergeben. Seit Mittwoch seien die Lebenshaltungskosten in den USA um sechs Prozent gestiegen, aber das Gehalt am Ende des Monats werde sechs Prozent weniger wert sein als vorher, sagte der Wirtschaftswissenschaftler von der Universität Michigan. Die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA ist ihm zufolge seit Donald Trumps "Tag der Befreiung" gestiegen.
Beatrice Steineke ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.

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Quelle: dpa

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