Folgen des Handelsstreits:So reagieren Unternehmer auf Trumps Zölle
von Max Schwarz
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Fast ein Viertel der deutschen Exporte in die USA kommt aus Baden-Württemberg. Trumps Zollpaket trifft die Wirtschaft hier besonders hart. Ein Stimmungsbild.
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Das Geschäftsmodell der deutschen Wirtschaft war jahrzehntelang: Export. Ein Modell, bei dem nicht nur große Konzerne, sondern auch der Mittelstand kräftig auf dem Weltmarkt mitmischte und dabei von Freihandel und Globalisierung profitierte.
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Sorge um Wettbewerbsvorteile
Ein solches mittelständisches Unternehmen ist zum Beispiel der Werkzeughersteller Wiha aus Schonach im Schwarzwald. Auch wenn bisher noch unklar sei, welche Zollsätze final gelten, Trumps Zölle treffen das Unternehmen auf jeden Fall, so der geschäftsführende Gesellschafter Wilhelm Hahn gegenüber ZDFheute:
Wenn wir heute etwas per Schiff in die USA schicken, wissen wir de facto nicht, zu welchem Zollsatz die dann in 4-6 Wochen ankommende Ware zu verzollen ist.
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Wilhelm Hahn, Werkzeughersteller Wiha
Auch beim Maschinenbauer Arburg in Loßburg versucht man das Ausmaß der amerikanischen Zollpolitik abzuschätzen. Von den letzten amerikanischen Handelsmaßnahmen waren Spritzgießmaschinen ausgenommen, ob das nun wieder der Fall ist: vollkommen unklar: "Wir befürchten, dass Zölle zu einer Verteuerung unserer Produkte führen und damit unsere Wettbewerbsvorteile gegenüber qualitativ und technologisch weniger leistungsfähigen Produkten untergraben könnten", so Armin Schmiedeberg, Vorsitzender des Beirats bei Arburg.
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Globale Lieferketten in Gefahr
Selbst Unternehmen, die bereits in den USA produzieren, könnten betroffen sein. So wie Init aus Karlsruhe, das Unternehmen entwickelt Soft- und Hardware für Verkehrsunternehmen. Gegenüber ZDFheute erklärt Finanzvorstand Marco Feber, dass man gerade alle Geschäftsbeziehungen analysiere, um die Auswirkungen auf Zulieferer abzuschätzen:
Noch ist völlig unklar, welche Güter aus welchen Herkunftsländern mit welchen Zöllen belegt werden - und was überhaupt als Gut im Sinne der Zollbestimmungen gilt.
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Marco Feber, Softwareentwickler Init
Der Sensoren-Hersteller Sick aus Waldkirch hat ebenfalls eigene Produktions- und Entwicklungsstandorte in Amerika. In einem Statement warnt der Vorsitzende des Vorstands, Mats Gökstorp: "Die von der US-Regierung angekündigten Strafzölle werden der Weltwirtschaft schaden. Importzölle und andere handelspolitische Maßnahmen steigern das Risiko für Sick und viele andere deutsche Unternehmen."
Strafzölle würden zudem keine bilateralen Handelsprobleme lösen, sondern zu noch stärkerem Protektionismus führen, so Gökstorp weiter.
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Angst vor Eskalation
Wie massiv die Zollpolitik Trumps deutsche Unternehmen trifft, das wird auch vom Verhandlungsgeschick und den Gegenmaßnahmen der EU abhängen. Der Druck aus der Wirtschaft ist groß. Der Handelskonflikt sei Folge einer politischen Auseinandersetzung, betont zum Beispiel Mats Gökstorp, die Bundesregierung sei daher gemeinsam mit der EU gefordert, eine politische Lösung zu finden.
Und Armin Schmiedeberg vom Maschinenbauer Arburg stellt klar:
Wir erwarten von der EU eine 'smarte', keinesfalls eine eskalierende Reaktion. Insbesondere auch deswegen, weil sich alle Handelspartner der USA in einer ähnlichen Situation befinden.
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Armin Schmiedeberg, Maschinenbauer Arburg
Man hoffe, dass die Zeit bis zum Eintritt der Regelung nächste Woche noch intensiv für Verhandlungen genutzt wird.
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Sprunghaft verändernde Zölle erwartet
Bei Init setzen sie ebenfalls ihre Hoffnung darauf, dass die bisherigen Zollankündigungen nicht eins zu eins umgesetzt werden. Zumal Marco Ferber sicher ist, dass von einem Handelskrieg keine Seite Vorteile ziehen würde: "Wir sind daher verhalten optimistisch, dass die finale Regelung letztlich für alle Seiten akzeptabel sein wird."
Bis zu einer finalen Regelung rechnen sie beim Werkzeughersteller Wiha auf Wochen und Monate mit sich sprunghaft verändernden Zöllen. Und mit kräftigen, aber maßvollen Vergeltungszöllen der EU, die laut Wilhelm Hahn auch noch ausreichend Verhandlungsspielraum lassen sollen.
Doch dass die Zeit, in der die deutsche Wirtschaft von Freihandel und Globalisierung profitierte, spätestens seit gestern vorbei ist, darüber macht sich in der Wirtschaft niemand Illusionen.
Max Schwarz ist Reporter im ZDF-Landesstudio Baden-Württemberg.
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