Forscherin zu Ukraine-Frieden: "Sprechen von Jahrzehnten"

    Interview

    Forscherin über Perspektive:Ukraine-Frieden: "Sprechen von Jahrzehnten"

    von Petra Meier und Andreas Kynast
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    Der Frieden in der Ukraine muss vorbereitet werden, während die Kampfhandlungen noch laufen, erklärt die Friedensforscherin Ursula Schröder. Der Prozess werde Jahrzehnte dauern.

    Ein Soldat hält sich vor Kriegsgerät die Ohren zu.
    Der Friedensprozess in der Ukraine werde Jahrzehnte dauern, prognostiziert Friedenforscherin Schröder.
    Quelle: epa/Kateryna Klochko

    ZDFheute: In Davos haben die Nationalen Sicherheitsberater von 80 Staaten über einen Weg zum Frieden für die Ukraine beraten. Was kann das Treffen bringen und was nicht?
    Ursula Schröder: Das Treffen in Davos versucht, Unterstützung für die sogenannte ukrainische Friedensformel aufzubauen. Das ist die Formel, die unter anderem den Abzug der russischen Truppen vom Hoheitsgebiet der Ukraine fordert. Es sind keine Friedensverhandlungen, da Russland nicht beteiligt ist. Das Treffen kann aber bestenfalls dazu führen, dass spätere Friedensverhandlungen vorbereitet werden.

    Prof. Dr. Ursula Schröder
    Quelle: Imago

    ... ist seit 2017 Wissenschaftliche Direktorin des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Entstehung und der Wandel staatlicher und überstaatlicher Friedens- und Sicherheitsordnungen in Europa und darüber hinaus.

    ZDFheute: Wie sinnvoll ist so ein Treffen, wenn Russland nicht dabei ist?
    Schröder: Es ist noch viel zu früh, um inhaltliche Friedensgespräche mit Russland zu führen. Russland hat auch nicht signalisiert, dass es dazu willens ist.

    Momentan geht es vor allem darum, Unterstützung für die Ukraine aufzubauen und eine Friedenslösung vorzubereiten.

    Prof. Dr. Ursula Schröder, Friedensforscherin

    Ein Überblick über die Rede von Andriy Yermak, Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, während des vierten Treffens der Nationalen Sicherheitsberater (NSA) zur Friedensformel für die Ukraine in Davos, Schweiz, am 14. Januar 2024.
    In Davos haben Regierungsvertreter aus rund 80 Ländern über die Zukunft der Ukraine beraten. Es ging um die Frage, wie ein Weg zu Friedensverhandlungen aussehen könnte.14.01.2024 | 1:32 min
    ZDFheute: Wer sind die Diplomaten, die an dem Treffen teilnehmen?
    Schröder: Es handelt sich um Delegationen aus mehr als 80 Staaten, die in Davos zusammenkommen. Sie werden angeführt von ihren Nationalen Sicherheitsberatern, die sich auf der Arbeitsebene treffen. Viele Staaten kommen dorthin, um dabei zu sein, um zuzuhören und zu schauen, wohin der Prozess geht.
    ZDFheute: Wohin geht der Prozess?
    Schröder: Wir sehen 2024, dass das Interesse und auch die Motivation zur Unterstützung für die Ukraine abnehmen. Wir sehen, dass andere Themen, andere Kriege wie der in Israel, diesen Konflikt aus der Öffentlichkeit verdrängen. Wie unter diesen Umständen ein Friedensprozess gestaltet werden kann, ist die Frage.
    ZDFheute: Und wie könnte er gestaltet werden?
    Schröder: Es wird ein sehr langer und sehr mühsamer Weg zu einem tragfähigen Frieden in der Ukraine sein. Der aber damit beginnen könnte, den Prozess vor dem Prozess vorzubereiten: Zu sondieren, welche Akteure an den Tisch kommen müssen und diplomatische Kanäle aufzubauen.
    Militärexperte Grustav Gressel vor Ukraine Karte
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    ZDFheute: Welche Rolle kann Deutschland spielen?
    Schröder: Deutschland könnte eine Rolle in der Vermittlung einnehmen. Zum Beispiel, indem es in diese Sondierung einsteigt, in die jetzigen Gespräche über künftige Gespräche.

    Deutschland könnte sich aktiv daran beteiligen, Akteure zusammenzubringen, die einen Friedensplan auf lange Sicht möglich machen.

    Prof. Dr. Ursula Schröder, Friedensforscherin

    ZDFheute: Wie lange ist auf lange Sicht?
    Schröder: Wir sprechen von Jahrzehnten, bis es zu einem tragfähigen, gerechten Frieden in der Ukraine kommen kann. Ein solcher Frieden kann und muss aber vorbereitet werden, auch von langer Hand im Hintergrund und auch, während die Kampfhandlungen noch laufen.
    Das Interview führten Petra Meier und Andreas Kynast.
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