US-Wahl 2024:Einblicke in Trumps Pläne: In Bannons Studio
von Elmar Theveßen, Washington Diktaturgelüste, Verschwörungstheorien und Lob für die AfD: Ein Besuch im Basement von Ex-Trump-Berater Steve Bannon zeigt, was von einem wiedergewählten Trump zu erwarten wäre.
Im Untergeschoss von Trumps Ex-Berater Steve Bannon: Auf dessen Schreibtisch eine Büste von Julius Cäsar.
Quelle: ZDF
Mitten auf dem Tisch steht eine Büste von Julius Cäsar, römischer Feldherr, ab 46 vor Christus auch Diktator. Willkommen im Reich von Steve Bannon, dem ehemaligen Berater von
Donald Trump. Im Untergeschoss seines Hauses in Washington befindet sich das Studio für seine Talksendung, die er zweimal täglich über Social Media verbreitet. Kaum einer kennt die Grundzüge des Trumpismus und dessen Anführer wie er.
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Bannon wettert gegen Nikki Haley
Bannon lässt erstmal Dampf ab über Nikki Haley, die nicht aus dem Präsidentschaftswahlkampf aussteigen will. Sie werde von der "superreichen Globalisierungselite" finanziert, um bei den weiteren Vorwahlen Delegiertenstimmen einzusammeln und "einen Platz am Tisch zu fordern als Vizepräsidentschaftskandidatin oder Verteidigungsministerin."
Bannon sieht darin einen Versuch, Trump auszubremsen: "Sie wollen dieses Bazillus, diesen Virus in unser System einschleusen. Noch haben wir die Chance eine reine, nationalpopulistische Bewegung zu sein, die keinem verpflichtet ist, wenn wir im November übernehmen."
Trumpisten wollen "administrativen Staat zerstören"
Nein, Trump wolle das nicht sein, aber natürlich werde er gleich nach Amtsantritt tausende von Regierungsmitarbeitern durch loyale Gefolgsleute ersetzen: "Das machen wir nach dem überwältigenden Sieg, das Volk will das. Wir zerstören den administrativen Staat - Stein um Stein." Die Trumpisten sind überzeugt, dass ihr Anführer anders als beim letzten Mal freie Bahn haben sollte beim Regieren, so wie es die Gründungsväter Amerikas immer vorgesehen hätten.
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Trump sei kein Caesar, sondern ein Cincinnatus. Dieser wurde vom römischen Senat aus dem Ruhestand ins Diktatorenamt berufen, um eine Rebellion niederzuschlagen. Deshalb komme nun auch Trump aus dem politischen Ruhestand zurück.
Der Vergleich hinkt, denn Cincinnatus gab sein Amt nach kurzem Feldzug freiwillig wieder zurück, anders als Trump,
der am 6. Januar 2021 selbst eine Rebellion anzettelte, statt sie zu bekämpfen. Bannon sieht das naturgemäß anders: Trump habe "verstanden, dass er die Republik retten muss, weil die Wahl gestohlen wurde", lügt er. Denn die Wahl wurde nicht gestohlen - nachweislich und gerichtsfest.
Trumps erste Schritte als US-Präsident
Es kam wie erwartet: Trump hat die Vorwahlen in Iowa haushoch gewonnen. Viele junge Republikaner hätten sich das anders gewünscht. Sie wollen einen breiter "wählbaren" Kandidaten.
Anna Kleiser, Des Moines (Iowa)
Sollte Trump die
US-Wahlen 2024 gewinnen, gebe es einen festen Plan, so Bannon: "Wenn er übernimmt, müssen zwei Dinge sofort passieren. Massive Haushaltskürzungen - das wird die Armen treffen, das verstehe ich -
und wir müssen die Grenze versiegeln und 8 Millionen illegale Eindringlinge deportieren."
Dass Trump Zuwanderer "Invasoren" nennt, die "das Blut Amerikas vergiften" - das sei nicht die Sprache von Tyrannen, sondern nur die Wahrheit, findet Bannon. Kurz darauf lobt er die
Alternative für Deutschland als Teil der "globalen populistischen Revolte", ihre Anhänger als "fantastische Patrioten".
Auf Nachfrage nach der extremistischen, rassistischen, gewaltbereiten Strömung innerhalb der AfD, mimt er Unwissenheit: "Ich weiß nichts von Aufrufen zu Gewalt, ich habe keine Ahnung von Details."
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Berater von Clinton: Trump als Bedrohung für die Demokratie
Und dann zweifelt Bannon an, dass die Hunderttausenden von Menschen,
die in Deutschland gegen die AfD protestierten, von guten Absichten getrieben wurden. Das sei zwar ein Zeichen für eine robuste Demokratie, "aber wer weiß, wie viel davon durch die Geheimdienste gesteuert war." Es ist ein wildes Gemisch aus solchen haltlosen Verschwörungstheorien, nachweislichen Lügen und düsteren Drohungen zu einer Vielzahl von Themen, die Bannon in seinem Untergeschoss anspricht.
Beim Einordnen hilft eine Einschätzung von Paul Begala, dem ehemaligen Berater von Präsident Clinton: "Mr. Trump lügt immer, außer wenn er eine Drohung ausstößt, denn die macht er meistens wahr. Deshalb sollten wir das sehr ernst nehmen", so Begala. "Trump ist eine existentielle Bedrohung für die
NATO. Er hat gesagt, dass er Journalisten den Prozess machen will, dass er seinen politischen Gegnern den Prozess machen will. Wir sollten ihm glauben.
All das ist eine existentielle Bedrohung für die amerikanische Demokratie." Bannon mag behaupten, dass Trump kein Diktator sein will, kein roter Caesar, aber die Drohungen im Wahlkampf sind eindeutig. Insofern passt sie ganz gut in Bannons Basement, die Büste des römischen Diktators Julius Cäsar.
Elmar Theveßen leitet das ZDF-Studio in Washington.
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