Drei Jahre nach Sturm auf Kapitol: Noch immer Fragen offen

    Drei Jahre danach:Sturm auf Kapitol: Noch immer Fragen offen

    |

    Vor drei Jahren stürmten Trump-Anhänger das Kapitol: Dutzende Menschen konnten noch nicht identifiziert werden. Es zeichnet sich ab: Die Aufarbeitung ist komplex und umfangreich.

    Sturm auf das US-Kapitol
    Anhänger des damaligen Präsidenten Donald Trump hatten am 6. Januar 2021 den Sitz des US-Kongresses in Washington erstürmt.
    Quelle: dpa

    Mitglieder von rechtsextremen Gruppen. Ehemalige Polizisten. Ein Olympia-Sieger im Schwimmen. Und aktive US-Soldaten. Sie und viele mehr sind wegen Aktivitäten im Zusammenhang mit der Erstürmung des Kapitols in Washington vor drei Jahren bereits verurteilt worden.
    Drei Jahre ist es nun her, dass die Bevölkerung live im Fernsehen mitverfolgen konnte, wie ein wütender Mob gewaltsam in den Sitz des Parlaments eindrang. Einige der Beteiligten haben ihre Strafe inzwischen abgesessen. Doch bis heute kommt es regelmäßig auch zu neuen Festnahmen. Mehr als 80 Verdächtige werden aktuell noch gesucht.

    Kapitol-Stum: Mehr als 1.230 Personen angeklagt

    Die Fälle werden im selben Gerichtsgebäude verhandelt, in dem sich im März auch Donald Trump persönlich verantworten muss. Dem Ex-Präsidenten wird vorgeworfen, im Vorfeld des Angriffs versucht zu haben, den Ausgang der Wahl, bei der er gegen den Demokraten Joe Biden verloren hatte, zu kippen. Anhand einer Zwischenbilanz wird deutlich, wie umfangreich und komplex die juristische Aufarbeitung ist.
    Donald Trump zum zweiten?
    Eine Wiederwahl Trumps hätte weitreichende Folgen auch für Europa. 10.12.2023 | 2:49 min
    Insgesamt wurden mehr als 1.230 Personen angeklagt - manche nur wegen kleinerer Vergehen wie Hausfriedensbruch, viele aber auch wegen schwerer Straftaten, einige wegen tätlicher Angriffe auf Polizisten oder "aufrührerischer Verschwörung". Etwa 730 Angeklagte bekannten sich laut einer Liste der Nachrichtenagentur AP schuldig, weitere 170 wurden in von Richtern oder Jurys entschiedenen Verfahren verurteilt. Nur zwei Personen wurden bisher von allen Anklagepunkten freigesprochen.

    22 Jahre Haft für Ex-Anführer der Proud Boys 

    Etwa 750 Personen erhielten eine Strafe, knapp zwei Drittel von ihnen eine Haftstrafe - wobei die Spanne hier von wenigen Tagen bis hin zu 22 Jahren reicht. Die längste Gefängnisstrafe erhielt der ehemalige Anführer der rechtsextremen Gruppe Proud Boys, Enrique Tarrio. Der erste, der wegen Gewalt gegenüber Polizisten verurteilt wurde, Scott Fairlamb, ist bereits im vergangenen Juni aus dem Gefängnis freigelassen worden.
    Nayib Hassan and Sabino Jauregui, attorneys for Proud Boys former leader Enrique Tarrio, speak to reporters outside the E. Barrett Prettyman Federal Courthouse in Washington, U.S., September 5, 2023.
    Der Ex-Chef der rechtsextremen "Proud Boys" ist zu 22 Jahren Haft verurteilt worden. Ein Gericht in Washington sprach Enrique Tarrio wegen aufrührerischer Verschwörung schuldig.06.09.2023 | 0:27 min
    Mit Spannung wird derzeit auf eine Entscheidung des Obersten Gerichtshofs gewartet, die Folgen für Hunderte Fälle haben könnte. Ein Angeklagter hatte die Zulässigkeit eines Anklagepunktes angefochten.
    Es geht um den Vorwurf der Behinderung eines behördlichen Verfahrens - gemeint ist die Unterbrechung der Sitzung des Kongresses zur Zertifizierung des Wahlsiegs von Biden an jenem Tag. Mehr als 300 der Angeklagten wird dieser Vorwurf zur Last gelegt. Die Verhandlungen in dieser Sache sind für März oder April angesetzt. Mit einer Entscheidung der Obersten Richter wird Anfang Sommer gerechnet.

    Dutzende Verdächtige nicht identifiziert - Verjährungsfrist bei fünf Jahren

    Der Staatsanwalt Graves betonte derweil, dass Dutzende Menschen, die während des Sturms auf das Kapitol Sicherheitsbeamte angegriffen hätten, noch gar nicht identifiziert seien, und die Verjährungsfrist für diese Straftat bei fünf Jahren liege. Die Anklagen gegen sie müssten folglich spätestens am 6. Januar 2026 erfolgen. Mehrere Angeklagte seien zudem auf der Flucht.
    ZDF-Reporterin Anna Feist in Washington
    "Experten sprechen sogar davon, dass das einem Putschversuch gleicht, was Trump da versucht haben soll", so ZDF-Reporterin Anna Feist in Washington zur Aufarbeitung des Sturms auf das Kapitol 2021.01.07.2022 | 2:59 min
    Eines der größten Rätsel im Zusammenhang mit den Ereignissen vor drei Jahren ist bis heute die Identität der Person, die einen Tag vor dem Sturm auf das Kapitol zwei Rohrbomben vor den Parteizentralen der Republikaner und der Demokraten ablegte. Obwohl die ausgesetzte Belohnung für entscheidende Hinweise in diesem Fall zuletzt auf 500.000 Dollar erhöht wurde, konnte bisher kein Verdächtiger gefasst werden. Zudem ist weiterhin unklar, ob überhaupt eine direkte Verbindung zwischen den beiden Rohrbomben und der Erstürmung des Kapitols besteht.
    Quelle: AP

    Mehr zum Sturm auf das US-Kapitol