US-Wahl: Geschäft um Merchandise von Trump und Harris boomt

    Merch von Trump und Harris:Fanartikel im Wahlkampf: Ein fettes Geschäft

    Mariya Abramova
    von Mariya Abramova, Washington D.C.
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    Politik-Fanartikel gehören in den USA zum Wahlkampf dazu: Manche sind skurril, andere fragwürdig - in jedem Fall füllen sie die Kassen.

    This combination of file photos shows Vice President Kamala Harris, the Democratic presidential nominee, left, speaking at a campaign rally in Kalamazoo, Michigan, on Oct. 26, 2024, and former President Donald Trump, the Republican presidential nominee, right, speaking during a campaign rally on Oct. 22, 2024, in Greensboro, North Carolina.
    Knapp eine Woche vor der US-Wahl sieht es nach einem äußerst knappen Rennen zwischen Kamala Harris und Donald Trump aus. Die Kontrahenten legen mit scharfen Angriffen nochmal nach.30.10.2024 | 1:34 min
    Mit seinem gesamten Gewicht lehnt sich Dexter Morse ans Treppengeländer am Eingang seines Souvenir-Shops und hat alles im Blick. Er ist Store-Manager in einem Souvenir-Shop in Washington D.C. Kurz vor der Wahl, das ist für Dexters Laden die Hochsaison. Mit Werbeartikeln von Kamala Harris und Donald Trump macht er sehr gute Geschäfte.
    Wem's gefällt, der kann sich lebensgroße Pappaufsteller der Kandidaten ins Wohnzimmer stellen. Alltagsgegenstände wie Flaschenöffner gibt es etwa in Form von Kamala Harris. Und wer auf dem Golfplatz einen Lacher einheimsen will, der kann Golfbälle verziert mit Donald Trumps Gesicht kaufen. In den USA gibt es fast nichts, was es nicht gibt.

    Store-Manager: Donald Trump füllt Kassen

    Die Anhänger der Parteien sind dabei unterschiedlich spendabel, beobachtet Ladenbesitzer Morse:

    Trumps Sachen verkaufen sich besser als Harris. Etwa um zehn Prozent. Republikaner geben für Souvenirs etwas mehr Geld aus als Demokraten.

    Dexter Morse, Store-Manager

    Auch er bestätigt, dass das Merch-Geschäft alle vier Jahre die Kasse klingeln lässt. Insbesondere in einem engen Rennen um das Weiße Haus schmücken viele Amerikaner sich mit Fanartikeln ihrer Kandidaten. Man zeigt, auf welcher Seite man steht.
    In einem Laden liegt verschiedener Merch von Kamala Harris.
    Kamala Harris wird von ihren Anhängern auch als "joyful warrior", also fröhliche Kämpferin bezeichnet. Passend dazu wird sie auch lachend auf dem Merch gezeigt.
    Quelle: ZDF/ Mariya Abramova

    Laut US Census Bureau sind insgesamt die Umsätze der Souvenirshops in den USA seit 2020 von 14,02 Milliarden US-Dollar auf 16,64 Milliarden US-Dollar gestiegen. Und laut einer Umfrage der Marketingplattform Omnisend ist Merch bei der amerikanischen Bevölkerung sehr beliebt. 58 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner haben sich während dieses Wahlkampfs Fanartikel der Kandidaten gekauft oder haben vor welches zu kaufen.
    Dabei lagen auch hier Trump-Produkte weiter vorne. Auf der Verkaufsplattform Amazon wurden Bestellungen von Trump-Merch im Wert von 140 Millionen US-Dollar gemacht, während Harris-Fans auf der gleichen Plattform nur 26 Millionen US-Dollar ausgaben, um Artikel von ihrer Kandidatin zu kaufen.
    Harris auf Bühne
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    USA: Warum der Hype um die Kandidaten groß ist

    Wendy Woloson erforscht dieses Phänomen seit Jahren. Die Professorin für Geschichte lehrt an der Rutgers-Universität und sagt:

    Amerikaner verstehen sich schon lange als Konsumbürger. Also als Bürger, die ihre Identität nicht nur darüber ausdrücken, was sie machen, sondern auch darüber, was sie kaufen.

    Dr. Wendy Woloson, Rutgers Universität

    Eine Entwicklung, die Woloson kritisch verfolgt. Die besondere Fixierung auf ein Lager mache auch eine gesittete Auseinandersetzung schwer bis unmöglich. Politische Diskussionen seien inzwischen ohne persönliche Angriffe kaum noch möglich, sagt Woloson.
    Auf dem Bild sind mehrere Shotgläser zu sehen, die entweder den Namen von Harris oder Trump tragen.
    Für knapp acht US-Dollar kann man sich entscheiden, ob man beim Trinken Harris oder Trump unterstützt.
    Quelle: ZDF/ Mariya Abramova

    Stattdessen würden Meinungen anders ausgedrückt: eben durch Fanartikel wie Tragetaschen, T-Shirts und Schnapsgläser für den geselligen Abend mit Freunden. Für seine Meinung verbal einzustehen sei für viele nicht mehr zeitgemäß, so die Expertin. An die Stelle von Worten seien Gegenstände getreten, mit denen man den eigenen Standpunkt nach außen kommuniziert.
    Gleichzeitig gehe es auch um ein Zugehörigkeitsgefühl und die totale Identifizierung mit einer bestimmten politischen Gruppe, so Woloson. Entweder man stehe auf Seiten der Demokraten oder der Republikaner. Dazwischen gebe es praktisch nichts. Laut der Expertin vertreten beide Gruppen bestimmte Werte und Gleichgesinnte können einander durch die Merchandise-Artikel identifizieren. Ebenso kann man sich so einfach von politischen Gegnerinnen und Gegnern abgrenzen.
    Wähler in Verkleidung USA-Motiv und Antje Pieper rechts im Bild mit Rücken in Kamera
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    Politische Werbeartikel sind nichts Neues in den USA

    Dabei haben politische Werbeartikel durchaus Tradition in den USA. Seit dem 18. und 19. Jahrhundert haben sich Menschen mit Parteien und deren Kandidaten identifiziert und das auch gezeigt: Buttons, Hemdknöpfe, Bänder, Abzeichen, Handfächer, Briefbeschwerer, so Woloson.
    Genauso wie die Kandidaten unterscheidet sich auch ihr Merch. Der Expertin fallen bei der Darstellung Trumps oft Züge von Faschismus auf.

    Es ist die Ästhetik eines Diktators, des starken, heroischen, idealisierten Mannes, der Gottfigur, der man vertrauen kann.

    Dr. Wendy Woloson, Rutgers Universität

    Donald Trump mit Verband am Ohr hält den rechten Daumen hoch und lächelt
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    Verglichen mit Harris' Ästhetik fielen sogar beim Merch klare Unterschiede auf. "Es ist offensichtlich ganz anders, weil sie sowohl ihre politische Einstellung als auch das Image, das sie vermitteln will, auf eine andere Weise zum Ausdruck bringt. So gibt es auf vielen ihrer Produkte diese Pappköpfe von ihr, die lächeln."
    Im Souvenirshop von Dexter Morse posieren die Kunden mit den Pappaufstellern der Kandidaten und machen Selfies. Dennoch ist das in Deutschland kaum vorstellbar. Olaf-Scholz-Shirts oder Friedrich-Merz-Socken sind im Straßenbild von Deutschlands Großstädten bislang jedenfalls wohl kaum gesichtet worden.

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