Syrien-Experte Gerlach: Chance, aber auch viele Risiken
Interview
Gerlach zum Umsturz in Syrien:Nahost-Experte: Chance, aber auch viele Risiken
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Im Sturz Assads in Syrien sieht Nahost-Experte Daniel Gerlach eine Chance auf einen Neuanfang, auch mit Hilfe zurückkehrender Flüchtlinge aus Europa. Aber er sieht auch Risiken.
In Syrien haben Rebellen Damaskus gestürmt und Machthaber Assad ist geflohen. Nahost-Experte Gerlach mit einer Einschätzung der Situation.08.12.2024 | 13:03 min
Nahost-Experte Daniel Gerlach sieht den Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad und die mögliche Machtübernahme der Rebellengruppen in Syrien verhalten positiv.
Ich bin auf jeden Fall überzeugt, dass sich jetzt eine Chance ergibt. Aber es gibt auch viele Risiken, ...
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... sagte er bei ZDFheute live.
Die internationale Gemeinschaft müsse zeigen "dass sie es jetzt wirklich ernst meint mit Syrien", und die Rolle Israels, Russlands und Irans, die durch ihr Verhalten die Situation im Land mit herbeigeführt hätten.
Sehen Sie das Gespräch mit Daniel Gerlach in ZDFheute live oben im Video in voller Länge und lesen Sie hier Auszüge. Das sagt Gerlach...
In Syrien haben die islamistischen Rebellen die Einnahme der Hauptstadt Damaskus verkündet. Die Assad-Regierung ist damit wohl Geschichte, Assad selbst soll geflohen sein.08.12.2024 | 0:26 min
... dazu, ob Syrien bald ein sicheres Herkunftland werde
Ich glaube nicht, dass man Syrien schon bald als ein sicheres Herkunftsland betrachten kann.
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Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Es sei wünschenswert, dass der Übergang gelinge. Doch noch sei die Situation unklar, so Gerlach. Es gebe weiterhin Bombardements und Kämpfe, es gebe türkische Angriffe gegen die Kurden und kurdische Angriffe zurück. "Es gibt überall militärische Bewegungen" in Syrien.
Und es gibt immer noch eine Gruppe, die dort die Macht übernommen hat, die trotz allen positiven Signalen auf der Terrorliste hier steht.
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Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Das ist der HTS, "die Organisation, die die Speerspitze dieses Angriffs war".
Es gebe viele Syrer auch in Deutschland, die sehr gut ausgebildet seien. Diese seien in der Lage, das Land wiederaufzubauen. Man solle es auch aus der Perspektive sehen, "dass Deutschland und Europa die Chance haben, Einfluss auszuüben".
Und das Gegenteil von dem zu tun, was vielleicht Russland und andere Staaten wollen, die gerne dort eine sunnitisch-autoritäre Herrschaft sehen wollen.
ZDF-Korrepondentin Golineh Atai ordnet die Entwicklungen in Syrien ein und berichtet über die Hintergründe des schnellen Sieges der Rebellen. 08.12.2024 | 2:24 min
... zur Möglichkeit, dass Assad in Russland sei
Es gibt die Möglichkeit, dass Bashar al Assad nach Russland flieht.
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Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Dort müsse er jedoch damit rechnen, dass, dass wenn man ihn nicht mehr gebrauchen könne, "er irgendwann mal aus einem Fenster stürzt", meint Gerlach. Zudem gebe es die Möglichkeit, ins Exil in die Vereinigten Arabischen Emirate zu gehen. Es gebe noch andere Staaten wie Algerien oder Belarus. Auf jeden Fall könne Assad nicht in Syrien bleiben.
Die Machtübernahme der islamistischen Rebellen in Syrien sei wohl "seit längerem geplant worden", so ZDF-Korrespondentin Golineh Atai. Die Freude im Land sei überwältigend.08.12.2024 | 3:26 min
...zu Russlands Haltung im Syrien-Krieg
Die Schwäche der Russen sei auch eine Folge des Angriffskriegs in der Ukraine. Bisher hätten viele in Syrien gedacht, die Russen seien "rücksichtslos, aber rational". Aber aus ihrer Sicht hätten die Russen sich in ein Abenteuer gestützt, das ein Stück weit "selbstzerstörerisch" sei.
So könne man nicht mehr damit rechnen, dass sie Syrien beschützten. Das hätten selbst Menschen in regime-treuen-Gebieten gesagt, die Russland lange Zeit als Schutzmacht angesehen hätten.
Es gebe eine Theorie, dass die Russen in der Lage seien, ihre Investition in die Region umzukehren, weil sie das Assad-Regime nicht halten konnten. "Und versuchen, sich mit einer gemäßigten - oder auch nicht so gemäßigten - sunnitischen Macht in Syrien zu einigen." Dies gelte aber nur, solange diese Macht autoritär und nicht liberal sei.
Wichtige Orte in Syrien
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... zur Rolle Israels und ob es sich einmischen werde
"Israel mischt sich ein, natürlich", sagt Gerlach. Und es gebe Überschneidungen in den Interessen zwischen Israel und einzelnen Rebellengruppen. Dazu zähle etwa, die Hisbollah zu zerschlagen.
Aber diese Konvergenzen heißen nicht automatisch Allianzen.
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Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Man habe aus israelischer Sicht durch die Schwächung der Hisbollah in Syrien eine Kettenreaktion ausgelöst. Da gebe es zwar noch andere Gründe, aber das sei sicher einer gewesen, so Gerlach. "Jetzt wird in Israel diskutiert, 'was ist besser.'"
Assad sei pro-iranisch und pro-Hisbollah gewesen, andererseits sei die Nachbarschaft mit Syrien "sehr sicher" gewesen. Man habe die Israelis militärisch gewähren lassen und etwa auch nicht die Golanhöhen zurückverlangt.
Nachdem in Syrien die regierungsfeindlichen Kämpfer die Stadt Aleppo eingenommen haben, kreisen sie die Hauptstadt Damaskus ein. Inzwischen stehen sie auch schon vor Homs.07.12.2024 | 1:34 min
Da es das Risiko einer Zersplitterung und Schwächung Syriens gebe, hätten offenbar die Israelis bereits Ziele in Syrien angegriffen, wo sie Waffenlabore vermuteten. Weil sie natürlich Angst hätten, dass mögliche Massenvernichtungswaffen in die Hände von islamistischen oder gar dschihadistischen Rebellengruppen fielen.
Also auch die Israelis fragen sich: 'Was kommt da jetzt?' Letztendlich haben sie die Situation mitverursacht.
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Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Sie versuchten, etwa militärische Stellungen an den Golanhöhen zu verstärken, um die Pufferzone auszuweiten.
Lesen Sie mehr zur Entwicklung in Syrien in unserem Liveblog:
In Syrien haben Rebellengruppen Machthaber Assad gestürzt. Nun will die EU die Bevölkerung über eine "Luftbrücke" mit Hilfsgütern unterstützen. Alle Entwicklungen im Liveblog.
Liveblog
Quelle: dpa
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