Die erste offizielle Kontaktaufnahme der Bundesregierung zu der neuen Führung in Syrien ist in Deutschland parteiübergreifend begrüßt worden. Derzeit sei dort der deutsche Einfluss gering - um dies zu ändern, "müssen wir vor Ort sein", sagte der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen der "Rheinischen Post". Auch der SPD-Politiker Ralf Stegner nannte direkte Kontakte "mehr als wünschenswert".
Das Auswärtige Amt hatte am Morgen mitgeteilt, dass eine Delegation des von Ressortchefin Annalena Baerbock (Grüne) geleiteten Ministeriums an diesem Dienstag in Damaskus erste Gespräche mit Vertretern der neuen Führung dort führen werde. "Dabei wird es um einen inklusiven Übergangsprozess in Syrien sowie den Schutz von Minderheiten gehen", erklärte eine Sprecherin des deutschen Außenministeriums.
"Außerdem werden dort Möglichkeiten einer diplomatischen Präsenz in Damaskus ausgelotet", fügte die AA-Sprecherin hinzu. In Damaskus seien auch Treffen mit der syrischen Zivilgesellschaft sowie Vertretern christlicher Gemeinden geplant. Der deutschen Delegation gehört demnach auch eine Vertreterin des Bundesentwicklungsministeriums an.
"Deutschland sollte schnellstens wieder mit einer diplomatischen Vertretung in Damaskus präsent sein", sagte Röttgen. "Es ist außerordentlich vernünftig, im direkten Kontakt mit den neuen Machthabern in Syrien herauszufinden, ob nach dem Sturz der blutigen Assad-Diktatur eine friedlichere und demokratischere Entwicklung des Landes möglich ist", sagte Stegner ebenfalls der "Rheinischen Post".
Etwas vorsichtiger äußerte sich Linken-Parteichef Jan van Aken. "Diplomatische Besuche in Syrien sind wichtig - aber sie müssen über leere Symbolpolitik hinausgehen", sagte er der Zeitung. "Die kurdischen Gebiete dürfen nicht länger im Stich gelassen werden - besonders nicht, wenn sie von der Türkei angegriffen werden", verlangte van Aken weiter.