Kinderbetreuung in Schweden: Elterngeld auch für Oma und Opa
Neues Gesetz in Schweden :Wenn Oma und Opa Elterngeld bekommen
von Heike Kruse
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Neue Wege in Schweden: Wer bei der Kinderbetreuung mitmacht, dem können schwedische Eltern jetzt Teile ihrer Elternzeit übertragen - und des staatlichen Geldes.
Auch Großeltern können jetzt in Schweden Elterngeld bekommen - dank eines neuen Gesetzes
Quelle: dpa
Neue Wege in Schweden: Wer bei der Kinderbetreuung mitmacht, dem können schwedische Eltern jetzt Teile ihrer Elternzeit übertragen - und des staatlichen Geldes. Ob Großmutter, Großvater, Verwandte oder Freunde: In Schweden können Eltern bis zu 45 Tage ihrer gesetzlichen Elternzeit an sie übertragen. 90 Tage sind es bei alleinerziehenden Elternteilen. Seit dem 1. Juli dieses Jahres ist das neue Gesetz in Kraft.
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Elterngeld bekommt, wer die Kinder betreut
Die konservative schwedische Regierungspartei "Die Moderaten" hatte die Idee für das neue Gesetz. In der südschwedischen Zeitung "Sydsvenskan" schwärmten fünf Abgeordnete der "Moderaten" von ihrem Reformvorschlag:
Das "schwedische Modell": traditionell und modern
Dass dieser Weg ausgerechnet aus Schweden kommt, verwundert nicht: Das Land ist für sein ausgeprägtes Sozialsystem, auch "schwedisches Modell" genannt, bekannt. So war es 1974 das erste Land weltweit, das bezahlte Elternzeit für Väter eingeführt hat.
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Dass auch eine konservative Regierung das neue Elterngesetz als Weiterentwicklung ansieht, ist überraschend. Aber skandinavische Lebensart: immer mit der Zeit gehen.
Der Ansatz der Konservativen: Eltern können selbst am besten einschätzen und entscheiden, wie die Kinderbetreuung organisiert werden muss. In Schweden hat sich das konservative Familienbild geweitet. Die Abgeordneten der Regierungspartei "Die Moderaten" formulieren es so: "Familien sehen anders aus und haben unterschiedliche Bedürfnisse."
Auch Familien, in denen mehr als die Erziehungsberechtigten die Verantwortung für das Kind haben, würden nun besser unterstützt, so das Anliegen der Politikerinnen und Politiker.
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Fördert das Gesetz ein "Nanny-System"?
Der schwedische Gewerkschaftsdachverband für Angestellte, TCO, und das sozialdemokratische Frauennetzwerk S-kvinnor sind skeptisch. Beide Organisationen befürchten, dass sich ein "Nanny-System" entwickeln könnte, wie sie es nennen. Also ein regelrechter Markt für Kleinkindbetreuung.
Das sei unwahrscheinlich, so die Befürworter des neuen Gesetzes, denn die Person, die Elterngeld erhalte, müsse auf eine andere bezahlte Arbeit verzichten.
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Was in Schweden anders ist
In Schweden haben Eltern Anspruch auf 480 Tage Elterngeld, also etwa 16 Monate. Davon wird ein Großteil der Tage auf Basis des Einkommens bezahlt, die letzten 90 Tage mit einem festen Beitrag von 180 Kronen (etwa 15 Euro) pro Tag vergütet.
Das Elterngeld orientiert sich am Einkommen der Betreuungsperson, nicht am Verdienst der Eltern. Im Gegensatz zu Schweden dürfen Eltern in Deutschland, die Elterngeld beziehen, 32 Stunden in der Woche arbeiten. Der Anspruch auf Elterngeld besteht hier in der Regel 14 Monate ab Geburt.
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Eine Übertragung des Elterngelds auf nicht verwandte Personen ist in Deutschland nicht möglich. Nur für enge Verwandte gibt es eine Ausnahme: Anspruchsberechtigt können Großeltern sein, wenn die Eltern wegen schwerwiegender Gründe (Tod, Gefängnisaufenthalt o.ä.) ihr Kind nicht betreuen können, oder die Eltern minderjährig sind oder eine Ausbildung machen.
Heike Kruse berichtet für das ZDF-Skandinavienstudio Kiel
Quelle: ZDF
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