Dänemark: Schule hat es mit Digitalisierung übertrieben

    Fortschrittsland Dänemark:Nein zu Digitalisierung: Schule macht Schnitt

    von Winnie Heescher
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    Skandinavien gilt als Vorbild für digitalisierten Unterricht. Eine Schule in Dänemark verzichtet nun weitgehend auf Computer und Smartphones. "Es war zu viel", sagen sie.

    Ein Schüler nutzt ein Tablet und seine Nebensitzerin schreibt mit einem Stift.
    Digitaler Unterricht: Was einst als Fortschritt galt, hat nun in einer Schule in Dänemark zum Nachdenken angeregt.
    Quelle: dpa

    Vor dem Zimmer der beiden Schuldirektorinnen stapeln sich in den Regalen neben Puzzeln und Spielen Plastikkisten - bis an den Rand gefüllt mit Smartphones. Auf jeder Kiste ist die jeweilige Klasse vermerkt. Morgens vor Schulbeginn geben die Kinder und Jugendlichen die Geräte ab, nach dem Unterricht dürfen sie sie wieder abholen. Was im vergangenen Jahr zwei Wochen als Experiment begann, ist an der Marienschule im dänischen Tondern mittlerweile Alltag.

    Mein Sohn dachte, er würde sterben, als ihm gesagt wurde, er solle das Telefon abgeben. Er lebt noch, kann ich sagen.

    Ulrik Krogsnaes, Vater und Schulstandsvorsitzender

    Krogsnaes hat die Entscheidung mitgetragen, als die beiden Schulleiterinnen der Volksschule den Eltern im vergangenen Jahr den Vorschlag machten, auf Smartphones zu verzichten.
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    Bildschirme dominierten den Unterricht

    Und nicht nur das: Sie wollten zwei Wochen ein Experiment machen: Unterricht ohne Tablet und Computer. Ausgerechnet in Dänemark, dem Land, das früh und flächendeckend begonnen hat, seine Schulen zu digitalisieren.

    Vor etwa zwei Jahren haben wir begonnen, uns dafür zu interessieren, was die Digitalisierung eigentlich mit den Schülern macht, wenn sie hauptsächlich an Bildschirmen unterrichtet werden.

    Sarah Røll, Schulleiterin

    Die Leistungen waren laut PISA-Studien in den vergangenen Jahren schlechter geworden. Nur in einer Disziplin sind dänische Kinder und Jugendliche Spitzenreiter: In keinem anderen Land der Welt sitzen sie so viele Stunden vor dem Computer wie in Dänemark. Mit konkreten Auswirkungen: Lehrerinnen und Lehrer berichteten, dass der Computer im Klassenraum dominiere, alle würden nur runter auf die Bildschirme gucken, niemand würde mehr den anderen anschauen. Auch nahmen sie Konzentrationsmängel wahr. "Es war zu viel", sagt Sarah Røll.
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    Weniger digitale Medien, mehr Konzentration

    Also probierten sie es dort, wo es ging, ohne Computer. Beispiel Sozialkunde: Lehrerin Nicki Christensen nimmt ihre siebte Klasse mit in einen Nebenraum, und lässt sie einander gegenüberstehend Fragen beantworten. Für jede ist eine Minute Zeit: Was ist eine Aktie? Was bringen Steuererhöhungen? Was muss man beim Hauskauf beachten? Früher hätten alle dazu den Computer rausgeholt und die Antworten eingetippt. Jetzt gucken sich alle an.
    Die Lehrerin sieht schon nach wenigen Monaten Veränderungen: "Sie reden besser miteinander, bilden eine bessere Gemeinschaft." Die Schüler würden vielseitiger, konzentrierter. Auch durch das Schreiben von Hand lernten sie besser.

    Es ist so, als ginge das Schreiben von Hand durch einen anderen Teil des Gehirns.

    Nicki Christensen, Lehrerin

    Sie beobachtet: "Wenn sie am Computer schreiben, neigen sie eher dazu, das gerade Aufgeschriebene zu vergessen, weil alles so schnell geht."
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    Einsatz von Computern dort, wo es Sinn macht

    Digitalisierung ist wichtig, auch an Schulen. Aber die Erfahrungen in Tondern zeigen, wie entscheidend der passende Einsatz von digitalen Angeboten ist. "Es ist ja klar, dass man einige Dinge am Computer lernen muss, Excel zum Beispiel oder Word", sagt die Schulleiterin, "wenn man es nicht auf andere Weise lernen kann, darf man gerne den Computer benutzen." Wenn man auf dem Schulhof und in den Klassen fragt, wie die Kinder und Jugendlichen Schule ohne Smartphone und Computer finden, hört man meistens: "Das ist ok".
    Doof sei es nur, dass man manche Augenblicke nicht mehr per Handy festhalten könne. "Die Erinnerungen müssen wir nun im Kopf behalten", sagt die 15-jährige Isabella Stenfeldt. Von der Marienschule im dänischen Tondern ist es ein Katzensprung bis nach Schleswig-Holstein. Die Schule sendet eine Botschaft über die Grenze: Lernt aus unseren Fehlern, wir haben es mit der Digitalisierung übertrieben.
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