Putin und Modi: Handelsbeziehungen von Russland und Indien

    Analyse

    Öl und Rüstungsdeals:Was Narendra Modi bei Putin in Moskau will

    Sebastian Ehm
    von Sebastian Ehm
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    Der indische Premier Modi ist in Moskau angekommen, um mit Wladimir Putin Rüstungs- und Energiedeals zu besprechen. Es ist für alle Seiten ein Balanceakt.

    Der indische Premier Narendra Modi und der russische Präsident Wladimir Putin reichen sich die Hände.
    Die Beziehung zwischen Russland und Indien ist für beide Seiten von großer Bedetung. Dabei spielen vor allem Öl- und Rüstungsindustrie eine bedeutende Rolle.
    Quelle: AP

    Wladimir Putin präsentiert sich seit Wochen als ein Staatschef, der international geachtet, umgarnt und umworben wird. Der Besuch bei Kim Jong-un in Nordkorea, das Zusammentreffen mit Chinas Staatspräsident Xi Jinping auf dem internationalen Gipfel in Astana und auch der Besuch des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban kürzlich in Moskau. Das alles berichtet das heimische Staatsfernsehen stolz und präsentiert Putin in bestem Licht.
    Am Nachmittag betrat nun der indische Premier Narendra Modi russisches Staatsgebiet und wieder kann der Kreml seine Narration verbreiten: Dass der Premier eines so wichtigen Landes seine erste Auslandsreise nach Russland macht, ist ein großer Erfolg. Tatsächlich ist es eine Reise, die für beide Seiten Fallstricke bereithält.
    Chinese President Xi Jinping, right, and Russian President Vladimir Putin attend a signing ceremony in Beijing, China, on Thursday
    Russlands Präsident Putin ist in Peking mit Chinas Staatschef Xi Jingping zusammengetroffen. Beide Länder wollen ihre strategische Partnerschaft vertiefen. 16.05.2024 | 1:29 min

    Indien kauft viel russisches Öl

    Indien bezeichnet seine Rolle auf dem internationalen Parkett gerne als "Strategische Autonomie". Man sei nicht pro- aber auch nicht antiwestlich. Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge, denn Indien unterhält zwar gute Handelsbeziehungen in den Westen, profitiert aber gleichzeitig gewaltig von den westlichen Sanktionen gegen Russland. Russland verkauft sein Öl nicht mehr an EU-Länder, dafür ist der Export nach Indien seit Beginn des Ukraine-Kriegs um das Fünffache angestiegen.

    Indien und seine Raffinerien sind in die Lücke gesprungen, auch dank kräftiger Preisnachlässe Russlands. Das Land wurde innerhalb kurzer Zeit zum größten Abnehmer russischen Erdöls.

    Andreas Goldthau, Experte für Energiepolitik, Willy Brandt School of Public Policy in Erfurt

    Laut S&P Global landeten 2023 über zwei Millionen Barrel pro Tag an indischen Häfen an. In den dortigen Raffinerien wird das Öl dann weiterverarbeitet und für den Weltmarkt handelbar gemacht. Goldthau meint: "Die Ironie dabei: die EU importiert nun verstärkt Produkte aus Indien, die mit russischem Öl hergestellt wurden. Wenn man so will, hat damit eine Verlagerung der Wertschöpfung von europäischen zu indischen Raffinerien stattgefunden." Das gefällt nicht jedem im Westen.

    Russland und Indien auf vielen Ebenen verbunden

    Indien ist mit Russland über die BRICS und die Shanghai Organisation verbunden. Das Land hält sich außerdem komplett aus dem Krieg in der Ukraine raus. Bei der UN hat Indien die russische Invasion nicht verurteilt und beim Friedensgipfel in der Schweiz erschien weder Premier Modi noch unterzeichnete Delhi das Abschluss-Dokument. Für Goldthau wird es spannend sein zu sehen wie Modi diesen Balanceakt weiterspielt. "Indien darf es sich nicht mit den westlichen (G7-)Staaten verderben, die für die aufstrebende Wirtschaftsnation auch weiterhin wichtige Handelspartner sind."

    Zahlen des Statistik-Amts
    :Russisches Öl über Indien nach Deutschland?

    Die deutschen Ölimporte aus Indien haben laut Statistischem Bundesamt in diesem Jahr stark zugenommen - Indien bezieht große Mengen russisches Rohöl. Diese Importe stiegen an.
    Ein Arbeiter geht auf einen Tankwagen, um den Frachtstand an einem Ölterminal am Stadtrand von Kalkutta zu überprüfen, aufgenommen am 26.04.2023
    Doch Modi braucht Russland nicht nur wegen seiner fossilen Energieträger, sondern auch wegen seiner Rüstungsindustrie. Indien hat die zweitgrößte Armee der Welt, die zu großen Teilen mit Waffen aus russischer Produktion arbeitet. Es geht bei dem Treffen in Moskau also auch um Waffendeals. Das wiederum dürfte ein weiterer geopolitischer Player aufmerksam beobachten: China.

    China, Indien, Russland - schwierige Dreiecksbeziehung

    Peking hat die größte Armee der Welt und ist Russlands wichtigster Handelspartner. Gleichzeitig sind die Beziehungen zwischen Delhi und Peking, gelinde gesagt, kompliziert. Immer wieder kommt es bei Grenzstreitigkeiten im Himalaya zu Scharmützeln zwischen den beiden Ländern. Indien und China konkurrieren direkt um die Vorherrschaft in Asien. Es kann China nicht schmecken, dass Indien und Russland sich annähern. Es ist eine schwierige Dreiecks-Beziehung.
    Russlands Präsident Putin und Chinas Präsident Xi.
    Xi Jinping und Wladimir Putin sind Partner, die voneinander profitieren. Seit den westlichen Sanktionen gegen Russland liefert Peking einige Güter, die Russlands Militär helfen. 16.04.2024 | 1:25 min
    Und so ist der Besuch das indisch-russische Treffen in Moskau nicht nur für Modi und seine Beziehungen in den Westen ein Balanceakt, sondern auch für Wladimir Putin. Der russische Präsident muss aufpassen mit seinen Deals nicht den großen Nachbarn China zu verärgern, denn auf dessen Hilfe kann er vor allem im Hinblick auf den Ukraine-Krieg nicht verzichten.
    Sebastian Ehm berichtet als Korrespondent über Russland, den Kaukasus und Zentralasien.

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