Nach der Wahl in Indien hat sich Premier Narendra Modi zum Sieger erklärt. Vor Indien stehe ein "neues Kapitel großer Entscheidungen". Das Ergebnis ist aber knapper als erwartet.04.06.2024 | 2:45 min
Indiens Premierminister Narendra Modi hat sich bei der Parlamentswahl zum Sieger erklärt, sein Koalitionsbündnis erlitt jedoch einen herben Rückschlag. Die Menschen hätten seiner Regierungskoalition "zum dritten Mal in Folge ihr Vertrauen ausgesprochen", schrieb Modi am Dienstagabend (Ortszeit) auf X.
Nach Auszählung eines Großteils der Stimmen wird seine hindu-nationalistische BJP stärkste Partei, dürfte jedoch ihre absolute Mehrheit im Unterhaus verlieren. Damit wäre sie auf Koalitionspartner angewiesen, um eine Regierung zu bilden.
"Es sieht danach aus, dass Modi und seine Koalition die Wahl gewonnen haben", so ZDF-Korrespondent Johannes Hano.04.06.2024 | 1:29 min
Modi hatte hohe Erwartungen an Parlamentswahl
Es galt zwar als sicher, dass Modi für eine dritte Amtszeit von fünf Jahren weiterregieren kann. Allerdings schloss Rahul Gandhi von der oppositionellen Kongress-Partei Gespräche mit zwei von Modis Koalitionspartnern nicht aus. Das Oppositionslager schnitt unerwartet gut ab und sprach von einem Sieg der Demokratie.
Modi hatte die Messlatte für einen Erfolg im Wahlkampf selbst hoch gehängt: Seine Regierungskoalition werde mehr als 400 der zur Wahl stehenden 543 Sitze im Unterhaus gewinnen und ihre Mehrheit ausbauen, sagte er. Dieses Ziel hat er offensichtlich verfehlt.
Narendra Modi will Indien zur Weltmacht führen. Basis seiner Strategie ist radikaler Hindu-Nationalismus. Viele Muslime im Land leben in Angst. Ein Besuch in seiner Heimatregion.08.05.2024 | 43:33 min
Premier steht nach Wahl geschwächt da
Die BJP hatte im Wahlkampf stark auf den selbst geschaffenen Personenkult um Modi gesetzt. Modi will nach Jawaharlal Nehru, dem ersten Premierminister des Landes, der erst zweite Staatschef in der Geschichte des Landes werden, der drei Amtszeiten in Folge regieren kann. Doch statt seine Machtbasis wie erhofft weiter auszubauen, steht er jetzt geschwächt da.
Der Wahlkampf war stark von der hindu-nationalistischen Agenda des 73-Jährigen geprägt, der sich als Indiens starker Mann präsentierte. Er und seine Partei wollen Indien zu einem Staat nur für die hinduistische Mehrheit machen, die 80 Prozent der Bevölkerung ausmacht. Schon jetzt werden Muslime und andere religiöse Minderheiten zunehmend wie Bürger zweiter Klasse behandelt.
Unter Modi werden Angehörige der muslimischen Minderheit immer mehr zu Bürgern zweiter Klasse.04.06.2024 | 2:05 min
Modi bezeichnete Muslime gar als "Eindringlinge". Den Wahlkampf begann er auf den Ruinen einer jahrhundertealten Moschee, die radikale Hindus zerstört hatten. Einem Priester gleich weihte Modi dort einen großen hinduistischen Tempel ein.
Modi hat Indien wirtschaftlich entwickelt
Modis Agenda ist das genaue Gegenteil der Vision von Gründervater Mahatma Gandhi, der sich einst für eine strikte Trennung von Religion und Staat ausgesprochen hatte. Modi kam vor einem Jahrzehnt mit dem Versprechen an die Macht, die indische Wirtschaft umzugestalten.
Seither hat sich das Land stark verändert. Er ließ Milliardensummen in neue Infrastruktur investieren. Überall entstehen neue Straßen, Flughäfen und Bahnverbindungen. Die Wirtschaftsleistung hat sich nahezu verdoppelt, inzwischen ist Indien die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, was Investoren anlockt.
Indiens Premierminister Modi hat ein Ziel: Sein Land soll Weltmacht werden. Basis seiner politischen Strategie ist ein radikaler Hindu-Nationalismus.08.05.2024 | 6:33 min
Indiens Wachstum hat eine Kehrseite
In aller Welt wird das Land um sein Wirtschaftswachstum beneidet, die Aktienmärkte boomen. Die Digitalisierung schreitet voran, mobile Netze sind günstig. Im vergangenen Jahr gelang Indien sogar eine erfolgreiche Mondlandung - als erst viertem Land überhaupt. Doch es gibt Risse in der schönen Fassade.
Viele Menschen finden keinen Job, Arbeitslosigkeit und Inflation sind hoch. Rund 800 Millionen der 1,4 Milliarden Menschen kommen offiziellen Angaben zufolge nur mit Sozialhilfe über die Runden. Das Wachstum ist extrem ungleich verteilt. Immer wieder wies das Oppositionslager um die Kongresspartei auf diese Zustände hin - und fand nun offenbar Gehör.
Er sieht sich als Führer eines neuen, selbstbewussten Indiens und stellt sich auf eine Stufe mit Ikonen wie Nehru und Gandhi. Narendra Modi will erneut Premierminister werden.09.05.2024 | 43:33 min
Quelle: AFP, AP, dpa