Nordkorea: Warum Kim Kot schickt und mit Raketen droht

    Provokation an Nordkoreas Grenze:Warum Kim Kot schickt und mit Raketen droht

    ZDF-Korrespondentin Miriam Steimer
    von Miriam Steimer
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    Seit Monaten lässt Nordkoreas Diktator Kim Jong Un weiße Ballons mit Plastikpaketen voller Kot und Müll über die Grenze in den Süden schicken. Was steckt hinter den Provokationen?

    Nordkoreas Diktator Kim Jong-un beobachtet mir Fernglas seine Soldaten, während Raketen und Müll-Ballons über die Grenze fliegen
    Große Ballons voll mit Exkrementen und Müll landen in Südkorea. Pure Provokation aus Pjöngjang oder dreiste Drohung? 06.12.2024 | 12:48 min
    Landet so ein weißer Ballon an der Grenze, rücken Südkoreas Militärs und Seuchenschützer an. Was bezweckt das nordkoreanische Regime? Sind die mit Scheiße gefüllten Ballons pure Provokation oder dreiste Drohung?
    Wo Ballons landen, könnten auch Raketen einschlagen. Immer wieder testet Nordkoreas Machthaber seine Geschosse ohne Vorwarnung. Und niemand weiß, wie weit diese Raketen fliegen und was sie möglicherweise als Sprengköpfe tragen. Nordkorea verfügt längst über Interkontinental-Raketen, die bis in die USA fliegen könnten und über eine weit entwickelte Atombombe.

    Provokationen an der Grenze mit lauter Musik

    Bei meinem Besuch in der Grenzregion habe auch ich mitbekommen, wie regelmäßig Südkoreas Behörden Warnmeldungen an alle Smartphones verschicken. Ständig gibt es Provokationen. Manchmal ist es Lärm.
    Ein Bauer, den wir beim Pflügen seiner Felder an der Grenze getroffen haben, hat uns erzählt, dass er nachts oft nicht schlafen kann, weil die Nordkoreaner wieder riesige Lautsprecher aufgestellt haben und Musik, Nachrichten oder einfach nur Krach über die Grenze senden. "Wir können nachts nicht das Fenster aufmachen, das ist zu laut", erzählt mir Park Kyong-ho.
    Leben in der Pufferzone
    Die Spannungen zwischen Süd- und Nordkorea sind hoch wie lange nicht. Wie lebt es sich nur wenige Kilometer vor der Grenze? Und warum sehen viele dort Deutschland als Vorbild?16.10.2024 | 2:31 min

    Flucht aus Nordkorea - eine andere Welt

    Warum sich Nordkoreas Regime so dermaßen abschottet, ist mir durch ein Gespräch mit Yoo Hyun-ju etwas klarer geworden. Ich habe die Nordkoreanerin in Südkoreas Hauptstadt Seoul getroffen. Die Metropole ist nur 40 Kilometer von der Grenze entfernt, aber gefühlt eine andere Welt, erzählt sie. "Ich hatte das Gefühl, mein Flugzeug war eine Zeitmaschine, die mich 50 Jahre in die Zukunft katapultiert hat." So beschreibt sie heute ihre ersten Eindrücke außerhalb von Nordkorea.
    Als 26-Jährige ist Yoo Hyun-ju geflohen. Über China und Vietnam bis nach Südkorea, das so ganz anders aussah als in ihrer Vorstellung.

    Durch die Propaganda dachten wir, die Menschen in Südkorea leben in Armut, sind nackt und leiden Hunger.

    Yoo Hyun-ju, aus Nordkorea geflüchtet

    Man dachte, Südkorea sei eine "amerikanische Kolonie", erzählt Yoo Hyun-ju weiter.
    Nordkorea und Südkorea

    ZDFheute Infografik

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    Der Impuls zur Flucht kam durch eine südkoreanische TV-Serie, eingeschmuggelt aus China. Genau das will Nordkoreas Regime ganz offenbar verhindern: dass die Menschen im Land anfangen, von einer besseren Zukunft zu träumen.
    Yoo Hyun-ju hatte großes Glück, sie brauchte für ihre Flucht nach Südkorea nur wenige Monate. Viele Frauen aus Nordkorea landeten in China in den Fängen von Menschenhändlern, wurden verkauft oder nach Nordkorea zurückgeschickt, wo sie harte Strafen erwarteten. Inzwischen ist die Flucht sehr viel schwieriger geworden.
    Nordkorea - Kims Webvideo
    Seit 1942 regieren sie ihr Land mit harter Hand. Das Fundament dieser Dynastie der Gewalt legt Kim Il Sung. Seit 2011 führt sein Enkel, Kim Jong Un das gnadenlose Regime fort.14.07.2024 | 17:07 min

    Parolen schmettern im Dienste der Propaganda

    In Nordkorea hatte Yoo Hyun-ju Musik studiert, weil ihre Familie ein Akkordeon besaß. Danach arbeitete sie in der Propaganda-Abteilung, wurde durch die Straßen gefahren mit einem Lautsprecher, der Propaganda-Songs spielte und musste dazu singen oder rufen. "Wir mussten als Sprecher der Kommunistischen Partei dienen", erzählt sie mir. Sie mussten Dinge rufen wie: "Auch wenn die Zeiten schwierig sind, es ist unsere Pflicht, dem einzig wahren General als Kinder der Gemeinschaft zu dienen."
    An einem Tag habe sie noch diese Propaganda-Botschaften verbreitet, am nächsten sei sie geflohen, so erinnert sie sich an die Zeit.
    Nicht identifizierte Objekte, bei denen es sich vermutlich um Müllballons aus Nordkorea handelt (Archivbild).
    Schon im Sommer hatte Nordkorea Ballons voller Müll über die Grenze nach Südkorea geschickt.
    Quelle: AFP

    Hoffnung auf Heimkehr

    Heute spielt Yoo Hyun-ju in Seoul in einer Band. Sie spielt immer noch das Akkordeon. Sie hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, eines Tages zurückzukehren. Und wenn sie zurückkehrt, würde sie am liebsten wie die Schauspieler in den südkoreanischen Serien erscheinen. Mit ihrem eigenen Auto, mit dem Ellbogen auf dem runtergelassenen Fenster und einer schicken Sonnenbrille. So will sie ihre Freunde und Verwandten wiedertreffen.
    Miriam Steimer ist Leiterin des ZDF-Studios in Peking und Korrespondentin für Ostasien.
    Auf einem Platz steht eine große, bronzefarbene Statue. Vor ihr sind viele Menschen in roter und gelber Uniform versammelt.
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