Aktivistin in Brüssel: Einsatz für Ukraine in der EU

    Aktivistin in Brüssel:"Für Ukrainer bedeutet die EU Menschenrechte"

    Autorin Johanna Muth
    von Johanna Muth
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    Jeden Montag demonstriert Marta Barandiy vor der russischen Botschaft in Brüssel. Seit über 10 Jahren engagiert sie sich in Europas Hauptstadt für ihr Herkunftsland: Die Ukraine.

    Marta Barandiy
    Die Belgierin Marta Barandiy ist das Gesicht der Ukraine in Brüssel. Mit ihrem Engagement für die Ukrainer hat sie den Europäischen Bürgerpreis gewonnen. 12.12.2024 | 2:03 min
    Montag, 8.45 Uhr. Marta Barandiy steht vor der russischen EU-Botschaft in Brüssel. Aus einer Musikbox kommt patriotischen Gesang auf Ukrainisch. Seit über eineinhalb Jahren kommt Barandiy jeden Montagmorgen hierher, egal ob bei Sonnenschein oder bei Nieselregen, wie in dieser Woche in Brüssel. Und sie ist nicht allein: Drei Mitdemonstranten sind ebenfalls da, ein vorbeifahrender Autofahrer zeigt ein Daumen nach oben, ein anderer hält eine Ukrainefahne aus dem Fenster. In Barandiys Hand ist die EU-Flagge.

    Für die Ukrainer ist die Europäische Union nicht nur eine bürokratische Maschine, es ist keine Institution. Es ist Gerechtigkeit, es ist Rechtsstaatlichkeit, es ist Verantwortlichkeit, es ist Würde, es sind Menschenrechte.

    Marta Barandiy, Ukraine-Aktivistin

    Von der Demo zum Hintergrundgespräch

    Über 2000 Kilometer von der Frontlinie entfernt, setzt Barandiy sich in Europas Hauptstadt für ihr Heimatland ein. Sie will, dass die Ukraine auf der politischen Agenda bleibt. Von der Demo vor der russischen Botschaft geht es deshalb zu einem Gespräch mit einer Abgeordneten des Europaparlaments. Schließlich seien das die Menschen, die politische Entscheidungen zur Ukraine und zu Russland treffen könnten. Außerdem in ihrem Terminkalender: ein Treffen mit litauischen Diplomaten, eine Filmaufführung zu dem Massaker von Butscha, eine Konferenz im Europaparlament zu dem EU Beitritt der Ukraine und die Juryteilnahme bei der Preisverleihung "Frauen Europas".

    Es ist mehr als nur Arbeit für mich. Es ist mein Leben.

    Marta Barandiy, Ukraine-Aktivistin

    UKRAINE-GERMANY-RUSSIA-CONFLICT-WAR-DIPLOMACY
    Friedrich Merz zu Besuch in Kiew und die Frage, wie die westlichen Partner das Land im dritten Kriegswinter unterstützen werden.09.12.2024 | 2:02 min

    Proteste auf dem Maidan waren Auslöser

    Vor über zehn Jahren, nach den Protesten in Kiew auf dem Maidan - dem Euromaidan - gründete Barandiy "Promote Ukraine", die größte gemeinnützige Organisation für Ukrainerinnen und Ukrainer in Belgien. Zu Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine stieg die Mitgliederzahl von fünf auf 150 innerhalb von einem Tag. Für ihre Arbeit wurde Barandiy und die Organisation im Jahr 2022 mit dem europäischen Bürgerpreis ausgezeichnet. Einen Preis, der laut der damaligen Vize-Präsidentin des EU-Parlaments und Vorsitzende des Komitees, Dita Charanzová, "das außergewöhnliche Handeln von Bürgern hervorhebt, die nicht darauf warten, dass Regierungen Probleme lösen oder die Welt verbessern, sondern die Initiative ergreifen und handeln."

    Hilfe in Belgien und in der Ukraine

    Seit Beginn des russischen Angriffskriegs organisiert "Promote Ukraine" immer wieder Demonstrationen, etwa anlässlich des Gedenktags der russischen Invasion am 25. Februar. Die Büros sind außerdem ein Treffpunkt. Deshalb stehen die Türen den zahlreichen Freiwilligen sowie den Ukrainerinnen und Ukrainern, die Unterstützung bei der Wohnungssuche oder mit ihren Dokumenten benötigen, immer offen. Die dortigen Gemälde von ukrainischen Geflüchteten sind Teil der Kunsttherapie. Barandiy reist regelmäßig zurück in ihr Heimatland, um sich mit den Menschen dort auszutauschen oder um Spenden zu überbringen. Innerhalb der letzten zweieinhalb Jahre habe die Organisation über 500 000 Euro gesammelt.
    Eine Frau in dicker Jacke hält ein Kind in ihren Armen.
    Ein Junge in rotem T-shirt und Verletzungen im Gesicht.
    Eine Frau in dicker Jacke hält ein Kind fest in ihren Armen.
    Trümmer und Zerstörung einer Kirche.
    Ein getöteter Zivilist im Feld.
    Ein Mann hält eine Frau in den Armen, über ihnen ein Regenschirm, im Hintergrund ist ein Friedhof zu sehen.
    Eine Rakete liegt auf einem Weizenfeld, im Hintergrund ist ein Feuer zu sehen.
    Ein Mann sitzt in einem Schützengraben.
    Menschen in Plastikanzügen stehen um einen Leichensack im Wald.
    Ein Mädchen umarmt einen Soldaten und wird von einer Frau am Kopf gestreichelt.
    Das Bild zeigt Menschen in einem Notzelt, die um einen Tisch herumsitzen und ihre Geräte laden.
    Zwei Frauen und ein kleiner Junge stehen um einen Sarg, auf dem die ukrainische Flagge und ein gerahmtes Bild liegen.
    Ein zertörtes Auto steht auf einer Straße
    Artillerie im Einsatz in einem Wald
    Ein Mann läuft über eine verlassene, verfallene Straße.
    Ein verwundeter Soldat liegt auf einem Bett und wird behandelt.
    Selbstgemaltes Bild auf einem Blatt Papier, das drei Menschen und die ukrainische Flagge zeigt.
    Soldaten liegen am Boden und schießen.
    Der Kopf eines Mannes ist mit Mullbinden verbunden, nur seine Augen, Nase und Mund sind zu sehen, er blutet.
    Eine ältere Frau wird aus ihrem Haus getragen.
    Ein Mann geht durch eine zerstörte Kathedrale.
    Drei Mädchen fahren Fahrrad in einem Feld, dahinter ist eine schwarze Rauchwolke zu sehen.
    Ein Soldat hält sich die Ohren zu, während sich neben ihm ein Schuss löst.
    Drei Soldaten sitzen in einem Graben.
    Eine Frau und Mann küssen sich auf einem Bahnsteig.
    Rettungskräfte stehen in Trümmern, neben ihnen gräbt ein Bagger.
    Ein Mann schläft auf einer Couch, über ihm hängt die ukrainische Flagge.

    Kiew, 25.02.2022

    Die erste Kriegsnacht in Kiew. In einer U-Bahn-Station suchen Familien zum ersten Mal Schutz während der groß angelegten russischen Invasion.

    Quelle: Patryk Jaracz


    "Ich dachte: Ich mache das für die nächste Generation."

    Während ihrer letzten Reise hat Barandiy ein Waisenhaus besucht. Dort erzählte ihr ein 13-jähriges Mädchen davon, wie ihre Eltern vor ihren Augen durch einen russischen Angriff getötet wurden. Die Art, wie sie gesprochen habe und ihr erzählt habe, wie sie sich fühlt , habe sie sehr berührt, so die Aktivistin:

    Dann weiß ich, was ich tue. Ich weiß, dass ich das dafür mache. Für die nächste Generation, für die Menschen, denen Ungerechtigkeit und Schicksalsschläge widerfahren.

    Marta Barandiy, Ukraine-Aktivistin

    Ukrainischer Präsident Wolodymyr Selenskyj
    Die Ukraine sei noch nicht zu Gesprächen mit Russland bereit. Das erklärte der Stabschef des Präsidenten Selenskyj in einem Interview. Man brauche noch mehr Sicherheiten.13.12.2024 | 0:25 min

    Spenden sammeln - und Weihnachtsstimmung verbreiten

    Im Schatten der Kirche "Sankt Katharinen" hat "Promote Ukraine" einen eigenen Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Dort verkaufen sie handgemachte Keramik, ukrainischen Kräutertee, Wollsocken und Honig. Die Erlöse gehen an ein Krankenhaus für Kriegsveteranen in der Ukraine. Laut Vasyl Kushmuns, dem Vizepräsident der Organisation, geht es aber nicht nur darum, Spenden zu sammeln: "Unser Ziel ist es, Weihnachtsstimmung zu verbreiten und zu zeigen, dass die Ukraine nicht nur etwas fordern, sondern auch etwas geben kann." Und sowohl im Gespräch mit den Menschen, als auch mit den Politikern in Europas Hauptstadt - Marta Barandiy wird weiterhin für die Ukraine einstehen.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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