Frankreich: Macron lehnt Rücktritt ab, Kritik an Opposition

    TV-Anspache nach Regierungssturz:Macron lehnt Rücktritt ab, Kritik an Opposition

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    Wenige Stunden nach dem Regierungssturz hat sich Präsident Macron an das französische Volk gewandt. Er attackierte die Opposition scharf und machte klar: Er will im Amt bleiben.

    Macron Rede an die Nation 05.12.24
    Nach dem Sturz der Regierung in Frankreich weist Präsident Macron Rücktrittsforderungen von sich. Namen für einen neuen Premierminister nennt er noch nicht. 05.12.2024 | 2:24 min
    Einen Tag nach dem Sturz der Regierung in Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron Rücktrittsforderungen zurückgewiesen. In einer TV-Ansprache, 24 Stunden nachdem die Regierung von Premierminister Michel Barnier über ein Misstrauensvotum gestürzt war, sagte er:

    Sie haben mir auf demokratische Weise ein Mandat für fünf Jahre anvertraut, und das werde ich bis zum Ende ausführen.

    Emmanuel Macron

    Macron kündigte zudem an, "in den nächsten Tagen" einen neuen Regierungschef zu ernennen.
    Wirtschaft in Frankreich
    Nach dem Regierungssturz blicken auch die Unternehmen sorgenvoll auf Frankreich, denn die Wirtschaft leidet unter der Krise. 06.12.2024 | 3:29 min

    Macron macht Opposition Vorwüfe

    Der Opposition machte er schwere Vorwürfe. "Sie haben sich für Unordnung entschieden", kritisierte er mit Blick auf den Schulterschluss des rechten und linken Lagers, durch den die Mitte-Rechts-Regierung tags zuvor zu Fall gebracht worden war. Die extreme Rechte und die extreme Linke hätten sich zusammengetan, um eine "antirepublikanische Front" zu bilden, erklärte der Präsident und betonte:

    Ich werde nicht die Unverantwortlichkeit anderer Leute auf mich nehmen.

    Emmanuel Macron

    Sie hätten nur ihre eigenen politischen Interessen im Blick, erklärte der Präsident. Es sei schon auffallend, dass das Misstrauensvotum wenige Wochen vor den Feiertagen erfolgt sei. Die Opposition denke nur daran, "die Präsidentschaftswahl vorzubereiten [und] zu provozieren, sie vorzeitig herbeizuführen." Er aber werde die verbliebenen 30 Monate seiner zweiten und letzten Amtszeit zu Ende bringen, bekräftigte er.
    SGS Walde
    Thomas Walde mit einer Einschätzung aus Paris.05.12.2024 | 1:10 min

    Politologin: "Man spürt sehr viel Kränkung"

    Ein Rücktritt Macrons wäre auch "das falsche Signal", erklärt Politologin Claire Demesmay. "Damit würde er dem Druck der Links- und Rechtsradikalen nachgeben." Außerdem würde das die ohnehin schon "sehr angespannte politische Lage nur noch schlimmer machen", so Demesmay.
    "Man spürt sehr viel Kränkung, sehr viel Frustration." Und das, laut der Politikwissenschaftlerin, in der Politik und der Bevölkerung. Frankreichs Parteienlandschaft gleiche einem "Trümmerfeld".
    SGS Demesmay
    Sehen Sie hier die ganze Einschätzung der deutsch-französischen Politologin. 05.12.2024 | 4:07 min
    Warum Macron sich jetzt für eine TV-Ansprache entschieden hat, erklärt Demesmay darin, dass der französische Peräsident beruhigen und Hoffnung machen wollte. Nach dem Motto: "Frankreich wird nicht im Chaos versinken."

    Macron: Weiß, dass viele mich weiterhin für Entscheidung kritisieren

    Zugleich räumte Macron in seiner TV-Ansprache aber auch die eigene Verantwortung für das bisherige Chaos ein, das aus der politischen Krise reusltiert. Er verwies dabei auf seine Entscheidung im Juni, das Parlament aufzulösen. Sein Schritt führte zu Neuwahlen, bei denen letztlich keines der drei großen Lager auf eine eigene Mehrheit in der Nationalversammlung kam.
    "Ich erkenne an, dass diese Entscheidung nicht verstanden wurde. Viele Menschen haben mich dafür kritisiert", erklärte Macron. "Ich weiß, dass viele mich weiterhin dafür kritisieren." Doch sei es aus seiner Sicht notwendig gewesen, das französische Volk sprechen zu lassen.
    thomas-walde
    "Frankreich wird auf absehbare Zeit mit sich selbst beschäftigt sein", so ZDF-Korrespondent Thomas Walde.05.12.2024 | 1:28 min
    Macron hatte nach der letzten Wahl im Sommer zwei Monate gebraucht, um einen Premier zu ernennen, der die Minderheitsregierung anführte. Auch diesmal dürfte es für den Präsidenten nicht einfach werden, da sich an den Mehrheitsverhältnissen nichts geändert hat. Gemäß der französischen Verfassung könnte es erst wieder im Juli eine Neuwahl geben.

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