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Neuer Regierungschef Barnier:Frankreich rückt nach rechts
von Luis Jachmann
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Trotz Platz eins bei den Parlamentswahlen bildet die politische Linke keine Regierung - Macron wählte einen konservativen Premier. Das zeigt auch den Einfluss der extremen Rechten.
Das Chaos um die Regierungsbildung in Frankreich hat ein vorläufiges Ende. An dem steht der neu gewählte Premierminister Michel Barnier. Von den extremen Rechten ist er bislang abgesegnet.
Quelle: AFP
Die politische Odyssee hat in Frankreich ein Ende: Knapp zwei Monate nach den Neuwahlen ernannte Präsident Macron Michel Barnier zum neuen Premierminister. Nach endlosen Gesprächen mit den Parteispitzen schien Macron am Ende Gewissheit zu haben: der erfahrene 73-jährige Konservative könnte auf genügend Rückhalt zählen.
Linkes Wahlbündnis gewinnt - und kommt nicht zum Zuge
Frankreich tritt nach der politischen Instabilität im Sommer in eine neue Phase ein. Der ehemalige EU-Kommissar Barnier wählt in den kommenden Tagen seine Regierungsmannschaft aus. Er wird auf unterschiedliche Profile setzen, lagerübergreifend - wohl bis ins stramm konservative Spektrum hinein.
Barniers eigene Partei, die Republikaner, landeten bei den Parlamentswahlen nur auf Platz vier. Der eigentliche Wahlsieger, das linke Bündnis "Neuen Volksfront", hat aber eine absolute Mehrheit verfehlt. Es wäre auf Partner angewiesen, um sein Programm durchzusetzen. Fraglich, ob es diese gefunden hätte.
Nach mehr als zwei Monaten hat die Suche nach einem neuen französischen Premierminister ein Ende: Jetzt soll der frühere EU-Kommissar Michel Barnier Premier Frankreichs werden. 05.09.2024 | 2:09 min
Präsident Macrons Sorge um seine Rentenreform
Präsident Macron hätte den Linken als Wahlsieger trotzdem den Regierungsauftrag geben müssen, sagt der französische Soziologe Christian Laval von der Universität Nanterre - auch auf das Risiko hin, daß diese vom Parlament in einem Misstrauensvotum direkt abgewählt worden wäre: "Selbst wenn eine linke Regierung gestürzt worden wäre, hätte das Macron nicht beeinflussen dürfen. Das ist eine Angelegenheit des Parlaments, nicht des Präsidenten." Der Soziologe vermutet hinter Macrons Entscheidung, Barnier zu ernennen, einen politischen Beweggrund: Es ginge etwa um Macrons Arbeits- und die Rentenreform.
Frankreichs Präsident Macron hat den Konservativen Michel Barnier zum Premierminister ernannt. Noch ist nicht entschieden, ob er im Parlament genügend Zustimmung findet. Thomas Walde berichtet. 05.09.2024 | 1:08 min
Linkes Bündnis war nicht zu Kompromissen bereit
Was man den Linken vorhalten kann, so Experten: Sie ließen die Gelegenheit verstreichen, mit der politischen Mitte Kompromisse zu schmieden. Dafür hätten sie von Maximalforderungen abweichen müssen - darunter jene, die Rentenreform zurückzunehmen und den Mindestlohn anzuheben. Damit aber hätten sie Macron vor vollendete Tatsachen gestellt: er hätte eine Person aus ihren Reihen nominieren müssen.
Mit Michel Barnier rückt Frankreich stattdessen stärker nach rechts, statt nach links. Frankreichs neuer Regierungschef möchte einen Migrationsminister ins Kabinett berufen. Bislang gab es diesen Posten so nicht. Ein Zeichen, dass er das Einwanderungsthema als einen Schwerpunkt in der Regierungsarbeit sieht.
Und auch ein Zeichen an eine Politikerin, deren Partei wohl keine Regierungsmitglieder stellen wird: Marine Le Pen. Die Gallionsfigur des Rassemblement National hat sich vielsagend geäußert: "Es wäre nicht sehr vernünftig, schon nach Barniers Regierungserklärung einen Misstrauensantrag zu stellen".
Vor Barniers Ernennung klang Le Pen noch ganz anders: Als Macron andere Namen für den Posten des Premierministers auf Unterstützung abklopfte, drohte der Rassemblement National mit einem Misstrauensvotum. Barniers Regierung wird sie offensichtlich erstmal tolerieren. Die Erfolgsaussichten für dessen Politik bleiben mit der Rechtspopulistin eng verknüpft:
Knapp zwei Monate nach der Parlamentswahl in Frankreich hat Staatschef Macron Ex-EU-Kommissar Barnier zum Premier ernannt. Dazu die Einschätzung von ZDF-Korrespondent Thomas Walde.05.09.2024 | 1:36 min
Chance auf eine stabile Regierung
Ein Misstrauensvotum gegen Barnier plant aktuell zwar das linke Bündnis. Für einen Sturz des neuen Premierministers reicht das jedoch nicht aus. Und so läuft alles auf einen eher geräuschlosen Start für Macrons Wunschkandidaten hinaus. Michel Barnier möchte im Oktober seinen politischen Fahrplan vorstellen.
Bis dahin sollte er seine Ministerinnen und Minister versammelt haben. Die Zeit drängt: noch steht der Haushalt fürs neue Jahr nicht. Frankreich muss viele Milliarden Euro einsparen. Die Europäische Union hat ein Defizitverfahren gegen die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU eröffnet - kein leichter Start für eine neue Regierung.
Quelle: ZDF
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