Schwerpunkt
"Lanz" zu USA vor der Wahl:Theveßen: "Wahllokale zu Festungen umgebaut"
von Michael C. Starke
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Wohin steuern die USA? Und was bedeutet die Präsidentschaftswahl für den Rest der Welt? In einer "Lanz"-Sonderausgabe geben die ZDF-Korrespondenten Antworten.
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 22. Oktober 2024 in voller Länge.22.10.2024 | 84:22 min
Donald Trump oder Kamala Harris? Vor dieser Entscheidung stehen die Vereinigten Staaten am 5. November. In Umfragen liefern sich beide Kontrahenten um die Präsidentschaft ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wer von beiden für die kommenden vier Jahre ins Weiße Haus einzieht, ist nicht nur für die USA richtungsweisend - Strahlkraft hat die US-Wahl auf die ganze Welt.
Einen facettenreichen Blick auf ihre geopolitischen Folgen warfen am Dienstagabend eine Reihe von ZDF-Korrespondenten - in der 2000. Sendung von "Markus Lanz".
USA: Zwei ideologisch klar getrennte Lager
Zunächst ein Blick auf das US-Innenleben. Elmar Theveßen, der ZDF-Korrespondent in den USA, berichtete eingangs von den Recherchen zu seiner ZDF-Doku "Zwischen Trump und Harris - Roadtrip durch ein zerrissenes Amerika". Dafür war Theveßen lange im Wohnmobil unterwegs im Land - legte über 9.000 Kilometer durch 18 US-Bundesstaaten zurück.
Was der Journalist schilderte, sind Umrisse eines tief gespaltenen Landes zwischen einem republikanischen und einem demokratischen Lager, eines Kulturkampfes, der alle Lebensbereiche durchzieht. Theveßens Fazit nach seiner Reise:
"Und jede Seite glaubt, dass, wenn der andere gewinnt, dass dann gewissermaßen der Untergang droht."
Kurz vor der Wahl sind die Gräben in den USA tief. Was erhoffen sich Trump-Wähler von seiner Präsidentschaft? Was fürchtet die Gegenseite? Auf der Suche nach Antworten in Arizona.06.10.2024 | 3:04 min
Theveßen: "Bereitschaft zur Gewalt deutlich gewachsen"
Das Narrativ der gestohlenen Wahl von 2020 unter Trump-Anhängern und der Sturm auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 - all das könnte nur Vorboten gewesen sein, denkt man unweigerlich, als Theveßen fortfuhr: "Die Bereitschaft zu Gewalt zu greifen, ist deutlich gewachsen."
Seinen Willen, notfalls zur Waffe zu greifen, begründete ein Mann in Arizona Theveßen gegenüber gar mit dem Gründungsmythos des Landes, dem Loslösen der USA im Unabhängigkeitskrieg von der britischen Krone: "Es muss Gewalt geben. Das Land sei aus Gewalt geboren", so gab der Journalist seine Eindrücke wieder.
Auf der anderen Seite dagegen: die Sorge, Trump könnte im Falle seines Sieges gegen politisch Andersdenkende vorgehen, auch mit Hilfe des US-Militärs.
"Grundsatzbereitschaft zur Gewalt" mache weitere Eskalationen im US-Wahlkampf möglich, so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen aus Washington.17.09.2024 | 3:10 min
Theveßen: "Wahllokale zu Festungen umgebaut"
Eine Angst mit sichtbaren Folgen im öffentlichen Raum, berichtete der US-Korrespondent: Sowohl Wahllokale als auch Auszählstationen habe man "mittlerweile zu kleinen Festungen ausgebaut". Heißt konkret:
Für Theveßen war auch die bereits errichtete Absperrung um das Weiße Haus, die zumindest nach offizieller Darstellung für die Amtsübergabe im Januar hochgezogen wurde, "ein Symbolbild" für den Zustand der US-Demokratie. Seine Vermutung lautete dann auch so: "Der Zaun ist so, dass er wirklich dazu gedacht ist, die Menschen abzuhalten, in der Wahlnacht, in den Tagen danach."
Der US-Wahlkampf gerät ins Visier einer neuen Macht: künstliche Intelligenz. Erschreckend perfekt gefakte Videos, Audios und Bilder beeinflussen die amerikanische Öffentlichkeit. 30.10.2024 | 8:52 min
Europäische Perspektiven auf US-Wahl
Orts- und Perspektivwechsel nach Europa. Dort herrscht in der Ukraine seit zweieinhalb Jahren ein Krieg. In Kiew blickt man daher mit großer Sorge auf den US-Wahlausgang, sagte Katrin Eigendorf, die internationale ZDF-Sonderkorrespondentin. Dieser sei "ein Wegweiser für die Zukunft des Landes", so Eigendorf.
Offen bliebe für die Journalistin vor allem die Frage nach einer rückhaltlosen Unterstützung der Ukraine, wie sie unter US-Präsident Joe Biden stattgefunden habe. Wie Trump sich verhalten würde, könne niemand wissen, "weil er einfach zu unberechenbar ist".
Für die US-Präsidentschaftswahlen sagen die Umfragen ein knappes Rennen voraus. Laut ZDF-Politbarometer denken 72 Prozent der Deutschen, dass Harris gegen Trump gewinnen wird.18.10.2024 | 0:23 min
Eigendorf: "Ukrainer wünschen sich definitiv Harris"
Eine weitere Trump-Amtszeit hätte aber Signalwirkung für Russland, fuhr Eigendorf fort, seine Wahl würde in Moskau so verstanden werden, "dass dieser Krieg vielleicht noch weiter fortzuführen ist". Mit Blick auf Kiews Hoffnungen sagte die Journalistin:
"In der Ukraine sehen viele Donald Trump und seine mögliche Präsidentschaft als die größere Gefahr als eine Präsidentschaft von Harris", berichtet ZDF-Reporterin Anne Brühl aus Kiew.23.07.2024 | 2:43 min
Wie blickt der Kreml auf US-Wahl?
Dass Trump auch für den russischen Präsidenten Wladimir Putin unkalkulierbar sei, gab Armin Coerper, der Leiter des Moskauer ZDF-Studios, zu bedenken:
Seine Begründung: Putin arbeite in seiner Rhetorik mit Freund-Feind-Schemata, denen zufolge Amerika der Feind sei, der Russland in die Knie zwingen wolle - mit einem Präsidenten Trump wäre das Coerper zufolge "womöglich schwieriger". Zudem werde auch der russische Angriff "nicht verkauft als Krieg gegen die Ukraine, sondern als ein Krieg mit dem Westen".
Die US-Regierung beschuldigt Russland mit gezielten Desinformationskampagnen in den amerikanischen Wahlkampf einzugreifen und erlässt Sanktionen. Der Kreml bestreitet die Vorwürfe.07.09.2024 | 2:34 min
Röller: Europa muss mehr auf eigenen Füßen stehen
Bedeutet ein US-Präsident Trump auch das Ende für die transatlantischen Partnerschaft zwischen den USA und den Europäern?
Ganz unabhängig vom Ausgang der US-Wahl, die Bindung werden künftig weniger eng ausfallen, davon war Ulf Röller überzeugt. Der Leiter des ZDF-Studios in Brüssel sagte, "seit 2015 wird immer klarer, dass Amerika nicht mehr diesen Weltpolizisten spielen will oder kann."
Beim Parteitag der Republikaner in Milwaukee wurde Donald Trump als Präsidentschaftskandidat nominiert – sein Vize soll J.D. Vance werden.16.07.2024 | 1:08 min
Seine Botschaft: Auch im Falle eines Sieges Kamala Harris' hieße das, "dass die Europäer für ihre eigene Sicherheit mehr tun müssen", so der Brüssel-Korrespondent. Mit den Folgen der eigenen Untätigkeit sehe sich Europa schon unmittelbar konfrontiert, Röller dazu:
"Und es zeigt aber auch eine wahnsinnige Arroganz der europäischen Eliten, dass sie sich darauf nicht vorbereitet haben."
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