Israelische rechtsgerichtete Aktivisten protestieren auf dem Armeestützpunkt Beit Lid.
Quelle: dpa
Und auf einmal explodiert sie, die Wut der Extremisten. Ein Mob aus zum Teil bewaffneten, israelischen Demonstranten
stürmt diese Woche eine Militärbasis in Israel. Sie greifen die eigene Militärpolizei an, nachdem diese versucht hatte, israelische Soldaten festzunehmen, denen die Misshandlung eines palästinensischen Gefangenen vorgeworfen wird.
Die "moralischste Armee der Welt" sei die israelische Armee "nie gewesen", so Nahost-Experte Daniel Gerlach. Er erwartet in Zukunft weitere Berichte von Folter durch Israels Armee.31.07.2024 | 1:46 min
Unruhen während weitere Eskalation in Nahost drohen
Sie werden dabei gefilmt und die Szenen über Social-Media-Kanäle verbreitet. "An der Grenze zur Anarchie", so nennt Israels oberster General Herzi Halewi die Geschehnisse. Und plötzlich bricht sich eine politische Diskussion in der Gesellschaft Bahn, die sich eigentlich gerade auf einen möglichen Krieg gegen die schiitische Hisbollah Miliz im
Libanon und eine drohende weitere Eskalation mit dem Erzfeind
Iran vorbereitet.
Werden nun auch noch verfeindete Gruppen innerhalb der jüdischen Gesellschaft gewaltsam aufeinander losgehen? Seit Monaten treiben die rechtsextremen Koalitionspartner Premier Netanjahu vor sich her, stellen geltende Gesetze infrage, gefährden die öffentliche Ordnung.
Eine schwere Provokation Israels – so ordnet das iranische Regime die Tötung von Hamas-Führer Hanija in Teheran ein. Damit wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation.01.08.2024 | 3:03 min
Gewalt gegen Palästinenser nimmt zu
Die Gewalt
extremistischer und bewaffneter Siedler gegen Palästinenser nimmt seit geraumer Zeit zu. Israels rechtsradikaler Minister für Nationale Sicherheit Itamar Ben Gvir hat ihnen dafür gewissermaßen einen Freibrief erteilt. Gewalttaten werden häufig nicht geahndet, das Westjordanland ist mittlerweile eine Art rechtsfreier Raum geworden.
"Die Schonung von Terroristen ist vorbei" und dass nun Militärpolizisten "unsere besten Helden", also Israels Soldaten bestrafen wollten, sei beschämend schrieb Ben Gvir auf
X (ehemals Twitter) und stellte sich demonstrativ hinter die gewalttätigen Demonstranten.
Im Westjordanland gibt es immer wieder tödliche Angriffe radikaler Siedler auf dort lebende Palästinenser. Die Vereinten Nationen haben Israel aufgerufen, die Täter zu stoppen.06.12.2023 | 1:34 min
Israelische Armee in der Gesellschaft verankert
Die Vorfälle treffen ins Mark aller Israelis, denn die Armee in
Israel gilt eigentlich als unantastbar. Israels Staatsgründer David Ben Gurion hatte bereits 1948 zur Rolle der Armee gesagt: "Das ganze Volk ist die Armee, das ganze Land ist die Front." Die Armee sichert das Überleben des Staates, dieses Gefühl ist in der DNA der israelischen Gesellschaft fest verankert.
Kritik an Armee in Israel nicht erwünscht
Im Ansehen steht sie über politischen Parteien und hat auch eine soziale Funktion, indem sie die Kinder der so heterogenen Gesellschaft, etwa durch den Wehrdienst, zusammenbringt und gewissermaßen als Schmelztiegel fungiert. Wer die Armee kritisiert, das
Handeln von Soldaten infrage stellt, gilt als Landesverräter, Volksverräter, Nestbeschmutzer, auch in weiten Teilen der liberalen Gesellschaft, denn er greift die eigenen Kinder an.
Nach einer Entscheidung des Obersten Gerichts in Israel werden nun erstmals auch ultra-orthodoxe Juden zum Militär eingezogen. Die Armee warnt vor einem Mangel an Soldaten.22.07.2024 | 1:28 min
Nichtregierungsorganisationen wie "Breaking the Silence", die auf mutmaßliche Vergehen der israelischen Armee aufmerksam machen und als Besatzungsgegner die Regierung in der Vergangenheit immer wieder mit Vorfällen konfrontiert haben, finden in der Bevölkerung kaum Anhänger.
Oppositionsführer sieht Gefahr für Existenz Israels
Gleichzeitig hat es dennoch in der Vergangenheit immer wieder auch Prozesse gegen Soldaten gegeben - Schauprozesse, wie 2017 gegen Elor Azaria, der aus nächster Nähe einen bereits am Boden liegenden, kampfunfähigen palästinensischen Messerangreifer erschossen hatte. Auch damals löste der Prozess eine hitzige Debatte aus. 18 Monate Gefängnis - ein mildes Urteil - Netanjahu setze sich sogar für dessen Begnadigung ein und nannte Azaria ebenfalls einen Helden.
Zu den aktuellen Ereignissen schrieb der Oppositionsführer Jair Lapid auf X: "Eine gefährliche faschistische Gruppe gefährdet die Existenz Israels." Zumindest zeigt sich, welchen Einfluss Extremisten in der israelischen Gesellschaft und Regierung haben und dass an den demokratischen Grundfesten wieder einmal schwer gerüttelt wird.
Durch den Hamas-Überfall auf Israel ist der Nahost-Konflikt eskaliert - das israelische Militär reagiert mit Militäroperationen. Aktuelle News und Hintergründe im Liveblog.