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FAQ
Nach Raketenangriff auf Golan:Israel und Hisbollah: Was bei Eskalation droht
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Nach dem Raketenangriff auf den Golanhöhen plant Israel eine militärische Reaktion gegen die Hisbollah. Was droht bei einer Eskalation und wie beeinflusst die Lage den Gaza-Krieg?
Nach dem Raketenangriff auf die von Israel annektierten Golanhöhen droht ein Krieg mit der Hisbollah.
Quelle: AFP
Nach dem tödlichen Raketenbeschuss aus dem Libanon auf eine Ortschaft auf den Golanhöhen und der Ankündigung einer militärischen Reaktion aus Israel wächst die Gefahr einer weiteren Eskalation im Nahen Osten. Bereits seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als neun Monaten kommt es im Grenzgebiet zwischen dem Libanon und dem Norden Israels fast täglich zu Gefechten zwischen israelischen Soldaten und Kämpfern der vom Iran bewaffneten und finanzierten Hisbollah-Miliz.
Über welche Fähigkeiten verfügt die Schiitenmiliz und welche Waffen könnte sie im Falle eines offenen Kriegs einsetzen? Was bei einer Eskalation droht und wie die Lage den Krieg im Gazastreifen beeinflusst - die wichtigsten Fragen und Antworten.
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Wie geht es nach dem Raketenangriff weiter?
Es gilt als sicher, dass Israel nach dem folgenschwersten Angriff seit Beginn der Kämpfe mit der Hisbollah am 8. Oktober vergangenen Jahres hart zurückschlagen wird. Gleichzeitig sind beide Seiten allen Anzeichen nach nicht daran interessiert, ihre seit fast zehn Monaten andauernden harten Gefechte noch erheblich auszuweiten.
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Der israelische Ex-Militärgeheimdienstchef Tamir Hayman schrieb, die Hisbollah habe mit dem Angriff auf dem Golan einen schweren Fehler begangen. Vor diesem Hintergrund könne Israel es sich erlauben, mit einer Reaktion etwas abzuwarten.
Israels Reaktion könnte ähnlich ablaufen wie im April, als der Iran seinen erklärten Erzfeind Israel erstmals direkt mit Drohnen und Raketen angriff. Diese Attacke nach einem mutmaßlich israelischen Angriff gegen ein iranisches Konsulargebäude in Syrien war groß und symbolisch genug für das eigene Publikum. Zugleich folgte sie aber einer klaren und berechenbaren Choreografie, was einen echten Flächenbrand in der Region verhinderte.
Die israelischen Drusen leben vor allem im Norden Israels in Galiläa und im Karmelgebirge. Auf den von Israel annektierten Golanhöhen leben rund 23.000 Drusen. Nach der israelischen Besetzung des Golan 1967 verblieben sie vor Ort. Die eigenständige arabischsprachige Religionsgemeinschaft entstand aus einer Abspaltung vom schiitischen Islam und siedelt heute vor allem in Israel, Syrien, im Libanon und in Jordanien.
Welche Reaktion wird von Israel erwartet?
Die drusische Minderheit, die um zwölf Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 16 Jahren trauert, ist zutiefst aufgebracht und fordert einen harten Gegenschlag. Israelische Repräsentanten sagten der Zeitung "Jediot Achronot", sie erwarteten eine "begrenzte, aber bedeutsame" Reaktion Israels.
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Denkbar seien dabei ein Angriff auf Infrastruktur im Libanon, ein wichtiges Waffenlager der Hisbollah, ein "ikonischer Ort, der bislang nicht angegriffen worden ist", oder die Tötung ranghoher Hisbollah-Repräsentanten.
Gibt es Vermittlung zwischen Israel und der Hisbollah?
Washington bemüht sich, für Beruhigung zu sorgen. Man sei in "dauerhaften Diskussionen" mit der israelischen und libanesischen Seite, sagt eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA. Die Attacke auf dem Golan schreibt sie der Hisbollah zu: "Es war ihre Rakete, abgeschossen von einem Gebiet unter ihrer Kontrolle." Die Miliz hat jede Verantwortung bestritten. Es mehren sich die Zeichen, dass die Hisbollah den von Drusen bewohnten Ort womöglich versehentlich traf.
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"Die Annahme einer fehlgeleiteten Rakete ist viel glaubhafter als dass Hisbollah beschließt, ein Fußballfeld anzugreifen", sagt Eli Hanna, ein libanesischer Ex-General, der Zeitung "L'Orient-Le Jour". Dafür spricht auch, dass die Miliz am selben Tag mehrere andere Attacken gegen israelische Militärziele in der Nähe für sich beanspruchte. Die Drusen im von Israel annektierten Golan wären für die Miliz auch ein ungewöhnliches Ziel.
Was hat sich seit dem letzten Krieg im Jahr 2006 verändert?
Ihren letzten Krieg führten Israel und die Hisbollah 2006. Israels Armee bombardierte den Flughafen von Beirut und zerstörte große Teile der Küstenstadt und im Süden. Jetzt, rund 20 Jahre später, hätte ein Krieg für beide Seiten noch dramatischere Folgen. Die Hisbollah verfügt über etwa 150.000 Raketen, Drohnen und Marschflugkörper - etwa das Zehnfache ihres Arsenals im Vergleich zu 2006. "Jede Stadt und jedes Dorf in Israel ist in Gefahr", schreibt die US-Denkfabrik Brookings.
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Einer Drohung von Hisbollah-Chef Nasrallah zufolge müsste sich Israel im Falle eines Kriegs auf Angriffe vom Boden, aus der Luft und vom Wasser aus einstellen. Alle israelischen Küsten, "alle Häfen, Boote und Schiffe", wären betroffen, betonte er. Zudem kann die Hisbollah-Miliz auf "weit mehr" als 100.000 Kämpfer zurückgreifen - eine Zahl, die der libanesische Ex-General Chalil Helu für glaubhaft hält.
Was droht bei einer Eskalation?
Bei einer Ausweitung dürften auch Irans weitere Verbündete ihre Attacken gegen Israel verstärken, darunter die Huthi-Miliz im Jemen, deren Drohnenangriff in Tel Aviv zuletzt erstmals ein israelisches Todesopfer forderte.
Auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan droht, die Türkei werde in Israel "reingehen" wie in Berg-Karabach und Libyen. Dass die Türkei tatsächlich ein militärisches Vorgehen gegen Israel in Betracht zieht, wird jedoch gemeinhin bezweifelt.
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Quelle: AFP, dpa
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