Trumps Sohn auf Grönland: Waren Fans bezahlte Obdachlose?
Trump Junior in Nuuk:Grönland: Waren Trump-Fans bezahlte Obdachlose?
von Winnie Heescher
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Donald Trump hat laut dänischen Medien Obdachlose und arme Menschen bestechen lassen. Sie sollten beim Besuch seines Sohnes auf Grönland offenbar begeisterte Trump-Fans spielen.
Am Tag des Grönland-Besuchs von Donald Trump Jr. sind in Nuuk Menschen mit "Make America great again"-Kappen zu sehen (07.01.2025)
Quelle: epa
Das Hans Egede-Hotel in der grönländischen Hauptstadt Nuuk ist ein Vier-Sterne-Hotel und wirbt auf seiner Webseite damit, einen fantastischen Blick über die Stadt zu bieten: im Restaurant bei einem T-Bone-Steak für 61 Euro und einem grönländischen Kaffee für 25 Euro.
Ein Luxus, den sich nicht viele Einheimische auf der Insel, die von Tourismus und Fischfang lebt, leisten können. Es sei denn, sie werden vom Sohn eines Multimilliardärs eingeladen.
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Beifall und Jubel für Trumps Sohn
So geschehen am Dienstag, als Donald Trump seinen Sohn nach Nuuk schickte. Als die Privatboeing der Trumps, auch "Trump Force One" genannt, auf Grönland landete, warteten am Terminal des Internationalen Flughafens einige Dutzend Menschen, viele von ihnen mit roten "Maga"-Kappen: "Make America great again". "Sie sehen toll aus", rief eine Frau Trump Junior entgegen, andere johlten, klatschten Beifall.
Quelle: ZDF
Wie sich jetzt durch Recherchen des dänischen Rundfunks Danmarks Radio herausstellt, sollen unter diesen "Maga""-Mützen-Männern sozial benachteiligte Menschen und Obdachlose gewesen sein, die von Trumps Mitarbeitern vor dem Supermarkt gegenüber dem Hotel angesprochen und mit der Aussicht auf ein kostenloses Mittagessen in das Luxushotel gelockt worden sein sollen.
Etwa 25 Menschen sind in dem Hotel neben Trump Junior auf Videos in sozialen Medien zu sehen, wie sie einem Telefonanruf von Vater Trump bei seinem Sohn zuhören. Der Junior schildert, wie "spektakulär" der Empfang gewesen sein soll, Trump Senior verspricht den Zuhörenden, sich gut um sie zu kümmern. Das sind die Bilder, die die Welt sehen sollte: Grönländer mit "Maga"-Mützen, die Trumps Grönland-Pläne super finden. Die später vor den Kameras angetrunken wirkend sagen, Trump sei "ein Held" und einer, der Grönland "beschützen werde".
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Dänische Zeitung mit Video von Trump-Team
Es gibt andere Videos, zum Beispiel eines der dänischen Zeitung "Ekstra Bladet", das zeigt, wie Menschen auf der Straße von Trump-Mitarbeitern angesprochen und mit "Maga"-Mützen ausgestattet wurden. Darin ist unter anderem eine ältere Frau mit einer solchen Kappe zu sehen, die nicht einmal den Namen der Person kannte, mit der sie essen sollte. "Strump?", sagt sie. Und: Sie sei einfach mitgegangen.
Die Reporter von Danmarks Radio zitieren Anwohner, die mehrere der geladenen Gäste als alte arme Menschen und Obdachlose identifizieren. Nuuk zählt keine 20.000 Einwohner. Auch Aaja Chemnitz, eine grönländische Parlamentsabgeordnete, erkennt einige dieser Menschen auf den Bildern und kritisiert:
Donald Trump schlachtet Bilder aus
Ein erklärter Trump-Anhänger, Jørgen Boassen, sagt gegenüber dänischen Medien, er verstehe die Kritik nicht daran, dass man sozial benachteiligte Menschen zu einem Mittagessen einlädt. Schließlich sei es Trump Junior wichtig gewesen, sich mit allen Gesellschaftsschichten zu treffen.
Trump Senior schlachtet die Bilder, die sein Sohn in Nuuk produziert hat, indessen weiter medial aus: Auf seinem Netzwerk "Truth Social" dankt er den Grönländern dafür, seinen Sohn "so nett" behandelt zu haben. Dazu stellte er ein Video, in dem die Grönländer mit den roten "Maga"-Mützen sich wiederfinden, ihn loben, den Kauf Grönlands befürworten oder sagen, sie wollen Teil Amerikas sein.
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Für eine Handvoll Dollar - und ein paar rote Plastik-Kappen
Donald Trump brauchte Bilder und PR-Futter für seine Expansionsbegierden, Grönland zu annektieren. Pro-Trump-Stimmung auf Grönland ist kein unwichtiger Faktor im politischen Geschacher um die größte Insel der Welt, die weitgehend autonom ist, aber offiziell noch zum dänischen Königreich gehört. Gekostet hat ihn das ein paar Dollar für Flug und Mittagessen. Und ein paar rote Plastik-Kappen.
Winnie Heescher ist Korrespondentin im ZDF-Landesstudio Kiel.