Frankreich: Wird Bardella für Macron zum Problem?

    Extrem rechter Shooting-Star:Wird dieser Mann für Macron zum Problem?

    Luis Jachmann
    von Luis Jachmann
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    Seine Partei hat Macrons Bündnis bei der Europawahl abgehängt. Jetzt will Jordan Bardella die Parlamentswahlen gewinnen. Wofür steht der 28-jährige französische Rechtspopulist?

    Jordan Bardella am 09.06.2024 in Paris.
    Jordan Bardella will mit seinem RN erstmals die stärkste Fraktion in der französischen Nationalversammlung stellen.
    Quelle: AP

    Schon im Moment des größten Triumphs ist Jordan Bardella einen Schritt weiter:

    Wir wollen alle Franzosen hinter uns versammeln, die wollen, dass sich unser Land wieder aufrichtet.

    Jordan Bardella, Vorsitzender des Rassemblement National (RN)

    Von ihm angeführt hat der extrem rechte Rassemblement National (RN) gerade das beste Europawahl-Ergebnis seiner Geschichte eingefahren: 31,4 Prozent - doppelt so viele Stimmen wie das Regierungsbündnis von Emmanuel Macron.
    Frankreichs Präsident reagiert auf die herbe Niederlage, löst überraschend das Parlament auf und kündigt Neuwahlen an. Ein riskanter Schritt. Denn es darf bezweifelt werden, dass sein Regierungsbündnis die relative Mehrheit im Parlament verteidigen kann.
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    Der 28-jährige Bardella will genau das verhindern. Er möchte im Juli neuer Premierminister in Frankreich werden. Nach fünf Jahren als EU-Abgeordneter wäre das Amt des französischen Regierungschefs der nächste Karriereschritt.

    Vor drei Jahren Marine Le Pen an der Parteispitze abgelöst

    Als Sohn einer italienischen Mutter und eines französisch-algerischen Vaters wächst Bardella in einem Vorort von Paris auf. Nach einem abgebrochenen Geografiestudium geht Bardella früh in die Politik, zieht mit 23 Jahren als Spitzenkandidat seiner Partei ins EU-Parlament ein.
    2021 löst er Marine Le Pen an der Spitze des Rassemblement National ab. Die französische Ikone der extremen Rechten führt indes die Fraktion im französischen Parlament an.
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    Gemäßigter Ton, gleicher thematischer Schwerpunkt

    Bardella hat der Partei ein junges, seriöseres Image verschafft. Den Parteikurs seiner Vorgängerin hat er aber fortgeführt: Nach außen gibt sich der RN im Ton gemäßigter als früher, um neue Wählerinnen und Wähler der Mitte zu erreichen, die mit Macron unzufrieden sind. Inhaltlich setzt Bardella auf eine harte Grenzpolitik und die Sorge der sozialen Abstiegsangst in der Bevölkerung. Er vermischt Themen der Vergangenheit der Partei mit der weit verbreiteten Unzufriedenheit der Gegenwart. So auch in der Stunde des Europawahlsiegs:

    Unsere Zivilisation kann sterben, wenn wir nicht schnellstens wieder die Kontrolle über die Einwanderungspolitik gewinnen.

    Jordan Bardella, Vorsitzender des RN

    Befragungen am Wahltag zeigen: Die Wählerinnen und Wähler des RN schreiben der Partei Kompetenzen bei den zentralen Themen Zuwanderung und Kaufkraft zu. Vorbei sind die Zeiten, in denen der Rassemblement National nur aus Protest gewählt wurde.
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    RN sucht vor Parlamentswahl nach Partnern

    In drei Wochen wählt Frankreich schon wieder, dann ein neues Parlament. Das Ziel von Bardella ist klar definiert: Sein RN möchte erstmals stärkste Fraktion werden. So könnte er als neuer Premierminister die erste Rechtsaußen-Regierung anführen. Präsident Macron wäre politisch gelähmt, innenpolitisch kaum handlungsfähig.
    Um die Parlamentswahlen zu gewinnen, sucht Bardella bereits rechts der Mitte nach Partnern. Gemeinsam mit Marine Le Pen traf er sich mit der national-völkischen Partei "Reconquête", auf Deutsch "Rückeroberung". Zusammen haben beide Parteien rund 37 Prozent bei der Europawahl eingefahren. Eine Zusammenarbeit bei den anstehenden Wahlen bleibt aber eher unwahrscheinlich.
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    Mit den konservativen "Républicains" steht ein möglicher zweiter Partner in den Startlöchern. Eine Allianz gab es noch nie. Doch die Brandmauer bröckelt. Am Dienstag verkündete Bardella, dass es eine Verständigung für ein Wahlbündnis mit Teilen der "Républicains" gebe. Doch noch regt sich Widerstand innerhalb der Konservativen, die einst Sarkozy und Chirac als Präsidenten stellten, mit dem RN gemeinsame Sache zu machen.

    RN-Wahlerfolg von Macron und Linksbündnis abhängig

    Ob Bardella seinen Wahlerfolg in drei Wochen wiederholen kann, ist von vielen Faktoren abhängig: Gelingt es Macron, Nichtwählende der Europawahl von sich zu überzeugen und wie geeint kann das neue Linksbündnis auftreten?
    Jordan Bardella scheinen diese Fragen gerade wenig zu tangieren. Im französischen Radio sagte er am Dienstag:

    Jeden Tag bereite ich mich darauf vor, an die Macht zu kommen.

    Jordan Bardella, Vorsitzender des RN

    Seine Partei war der Macht in Frankreich nie so nah.
    Luis Jachmann arbeitet im ZDF-Studio Paris.

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