Frankreichs Premier: Kann Bayrou die Blockade überwinden?

    Neuer Premier in Frankreich:Kann Bayrou die Blockade überwinden?

    Anne Arend, ZDF-Korrespondentin in Paris
    von Anne Arend
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    Präsident Macron ernennt einen Vertrauten zum neuen Premier. Ob François Bayrou die politische Blockade überwinden kann, ist aber fraglich. Viel hängt von seinem Kabinett ab.

    Newly-appointed Prime Minister Francois Bayrou looks on at the end of the handover ceremony at the Hotel Matignon in Paris, France, 13 December 2024. French President Macron named Francois Bayrou as the country's new prime minister on 13 December 2024. The appointment follows premier Michel Barnier's resignation after a no-confidence vote in the National Assembly on 04 December 2024
    Nach dem Sturz der Regierung ernennt der französische Präsident Emmanuel Macron François Bayrou zum neuen Premierminister. Er ist bereits der vierte Premier in einem Jahr. 13.12.2024 | 2:34 min
    Sein Name fiel immer wieder, wurde verworfen, um nach einer zermürbenden Wartezeit dann doch verkündet zu werden: François Bayrou wird Frankreichs neuer Premierminister.
    Ein neuer Premierminister, doch die Probleme im Land, die bleiben: der Streit um den Sparhaushalt 2025 vor allem, um die Rentenreform und um die Migrationspolitik. Hinzu kommen zahlreiche soziale Krisen.

    Bayrou: "Versöhnung ist nötig und möglich"

    Um all das angehen zu können - und das ist wohl die größte Herausforderung - muss François Bayrou nun eine tragfähige Regierung zusammenstellen, die nicht gleich bei nächster Gelegenheit wieder gestürzt wird. "Versöhnung ist nötig und möglich", lauten Bayrous erste Worte nach der Ernennung. Vor ihm liege ein langer Weg.
    Schaltgespräch Arend
    Der französische Präsident Macron sehe für die politische Krise „die Verantwortung gar nicht bei sich“, so ZDF-Korrespondentin Anne Arend. Doch die Kritik an ihm wachse. 13.12.2024 | 2:27 min
    Wie kann das gelingen mit einem Parlament, in dem es keine klare Mehrheit gibt? Ein Parlament, in dem sich drei etwa gleich große, aber ideologisch völlig gegensätzliche Parteienblöcke gegenüberstehen? Die Konservativen und Teile der Linken haben zuletzt zumindest eine Duldung des neuen Premiers zugesagt.

    Möglicher Pakt zwischen Regierung und moderaten Parteien

    Zudem war in den letzten Tagen immer wieder die Rede davon, einen Pakt zwischen der Regierung und den moderaten Parteien im Parlament zu schließen. Erstere sollte dann auf die Anwendung von Artikel 49.3 verzichten, mit dem zuletzt Entscheidungen ohne Zustimmung des Parlaments durchgesetzt wurden. Letztere, die gemäßigten Parteien, sollten im Gegenzug darauf verzichten, Misstrauensanträge zu stellen.
    Dass ein solches Verfahren überhaupt in Erwägung gezogen wird, ist etwas Neues in Frankreich, dem Land, in dem das Finden von Kompromissen oder gar Koalitionen nicht zur politischen Kultur gehört.
    Vorsitzende der Fraktion La France Insoumise - Nouveau Front Populaire Mathilde Panot (C), La France Insoumise - Nouveau Front Populaire's MP Daniele Obono (C-R) und La France Insoumise - Nouveau Front Populaire's MP Arnaud Saint-Martin (R) gehen während eines Protests gegen die „Macron-Barnier“-Regierung am September 21, 2024 in Paris.
    Im Wahlkampf beschwor Präsident Macron die Einheit gegen rechts – jetzt grenzt er die linken Wahlsieger aus. Der Zorn auf Frankreichs Straßen wächst. 09.10.2024 | 6:15 min

    Einfluss der extremen Parteien verringern

    Wenn dies gelingt, könnten damit die extremen Parteien zurückgedrängt werden. Die Linkspopulisten, die alles blockieren. Und vor allem der extrem rechte Rassemblement National, die Partei von Marine Le Pen, welche die Regierung zuletzt immer wieder vor sich hergetrieben hat.
    Aber hinter alldem steht noch ein Fragezeichen. Es ist abhängig von einer ganzen Reihe an Verhandlungen, die in den nächsten Tagen anstehen.

    Präsident Macron in der Kritik

    Doch während man François Bayrou eine Chance zu geben scheint, gerät Präsident Emmanuel Macron weiter in die Kritik. Sein Vorgehen, sein Herauszögern, hat dem politischen Klima, das ohnehin schon geprägt ist von Streit und ideologischer Sturheit, noch weiter geschadet.
    Politiker überboten sich mit verbalen Angriffen auf potenzielle Kandidaten für den Posten des Premierministers. Da verwundert es kaum, dass sich mehr als 40 Prozent der Französinnen und Franzosen einen Premierminister wünschen, der keiner Partei angehört, sondern aus der Zivilgesellschaft kommt. Diesem Wunsch ist Macron offenbar nicht gefolgt.

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    Quelle: ZDF

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