Energiewende: Chile stärkt Industrie für Grünen Wasserstoff

    Grüner Wasserstoff:Chile hat, was Deutschland braucht

    Dorthe Ferber
    von Dorthe Ferber
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    Deutschland setzt bei der Energiewende auf grünen Wasserstoff, der aus Solar- oder Windkraft hergestellt wird. Chile will liefern - das Land bietet Wind, Sonne und Stabilität.

    Eine Drohnenansicht der Pilotanlage "Haru Oni" zur Produktion von E-Fuels in Patagonien, Chile
    "Land des Windes" - der Name der Pilotanlage zur Produktion von E-Fuels in Chile. Die "Haru Oni" ist weltweit die erste kommerzielle Anlage für E-Fuels.
    Quelle: Reuters

    Endlose Weiten mit viel Wind gibt es in Patagonien im Süden Chiles. Eine Windkraftanlage kann dort dreimal so viel Strom erzeugen wie in Deutschland. Und Chile hat ehrgeizige Pläne: Grüner Wasserstoff soll in großen Mengen produziert werden, denn nur so lohnt die aufwendige und teure Herstellung. Das Land drängt auf den Weltmarkt.
    Bis 2050 soll ein Fünftel des gesamten Energiebedarfs Chiles durch grünen Wasserstoff gedeckt werden, erklärt Alex Santander Guerra, Planungschef im Energieministerium. Anders als in China oder Brasilien sei der eigene Bedarf Chiles mit nur knapp 20 Millionen Einwohnern aber zu klein - also werden noch internationale Abnehmer gesucht.
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    Deutschland: Auf der Suche nach grünem Wasserstoff

    Die gibt es in Europa. Deutschland als größte Volkswirtschaft schaut grade überall auf der Welt nach Lieferanten, jüngst erst in Indien. In Chile war der Kanzler im vergangenen Jahr, ihm folgte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die EU will bis 2030 jährlich 10 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff importieren.
    Den Bedarf in Deutschland schätzt das Bundeswirtschaftsministerium auf dann drei Millionen Tonnen, mindestens die Hälfte davon soll aus dem Ausland kommen - etwa aus Chile.
    Erzeugungsanlage für Wasserstoff mit der Aufschrift "greenelectrolyzer"
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    Chile im Wettbewerb mit Marokko und Saudi-Arabien

    Chile hat neben Sonne, Wind und Platz noch weitere Vorteile. Man werbe mit der politischen und wirtschaftlichen Stabilität, erklärt Ana Maria Ruz von "Corfo", der 2022 gegründeten staatlichen Entwicklungsagentur für grünen Wasserstoff. "Die Farbe des grünen Wasserstoffs ist nicht immer dieselbe", betont Ruz.
    Chile sei als Demokratie im Wettbewerb mit Ländern, in denen ein König entscheide. Eine Anspielung auf Länder wie Marokko und Saudi-Arabien, die ebenfalls große internationale Wasserstoff-Pläne hegen.
    Hamburg: Bundeskanzler Olaf Scholz (l, SPD) steht mit Robin von Plettenberg (M), Sprecher des Vorstands von Quest One GmbH, sowie Peter Tschentscher (r, SPD), Erster Bürgermeister von Hamburg, in der Stack-Fertigungslinie «Titan» vor der Eröffnung des Gigahubs für grüne Wasserstofftechnologie von Quest One.
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    Energiepartnerschaft: Siemens und Porsche beteiligt

    Chile allerdings ist über die Planung hinaus, dort wird schon grüner Wasserstoff mit deutscher Beteiligung produziert. Seit 2019 gibt es mit Chile eine Energiepartnerschaft. Vergangenes Jahr ging "Haru Oni" an den Start, die Pilotanlage zur Produktion von E-Fuels in Patagonien. "Land des Windes" heißt Haru Oni treffend. Es ist die weltweit erste kommerzielle Anlage für E-Fuels.
    Neben Siemens ist auch Porsche daran beteiligt. Der Autohersteller hat inzwischen die ersten 40.000 Liter E-Fuel von Haru Oni geliefert bekommen.

    Chile setzt auf Umweltschutz bei Produktion

    Demokratisch, wirtschaftlich stabil - es klingt, als sei Chile der ideale Produzent von grünem Wasserstoff. Dort soll bei der Produktion auch der Umweltschutz berücksichtigt werden. Das dürfte etwa in China oder Saudi-Arabien eine geringere Rolle spielen.

    Saudi-Arabien
    :Vom Erdöl-Riesen zum Wasserstoff-Giganten?

    Mit der "Vision 2030" kündigte Saudi-Arabien die Unabhängigkeit von fossiler Energie an. Das Land geht in die Wasserstoff-Offensive. Eine Stadt spielt dabei eine wichtige Rolle.
    von Amro Refai
    Ölfeld in Saudi-Arabien
    In Chile gibt es dagegen bereits einheitliche Umweltverträglichkeitskriterien. So kennt die chilenische Umweltministerin Maisa Rojas auch die Klagen von Investoren über zu große Auflagen: "Umweltschutz ist eine Bedingung für unsere Entwicklung", betont Rojas. Trotz Kosten für den Umweltschutz hält Chile sein großes Ziel für machbar: Bis 2030 will das Land den preisgünstigsten Wasserstoff der Welt produzieren.
    Dorthe Ferber ist Korrespondentin im ZDF Hauptstadtstudio. Die Recherche fand im Rahmen einer Reise des Internationalen Journalisten Programms statt.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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