Lateinamerika durch Dürre in schwerer Energiekrise

    Unsichere Stromversorgung:Die Dürre: Lateinamerikas stiller Feind

    Ein Mann mit schwarzen Haaren und schwarzem Bart schaut in die Kamera
    von Tobias Käufer
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    Kein Wasser - kein Strom: der Klimawandel bremst in Lateinamerika die erneuerbaren Energien aus. Vor allem Wasserkraftwerke müssen wegen anhaltender Dürre ihre Produktion drosseln.

    Ein Hochhaus in Quito, Ecuador in der Nacht. Nur wenige Fenster sind beleuchtet.
    Auch in der Nacht bleiben einige Lichter in Ecuador aus. Der Strom wird wegen der Energiekrise zu bestimmten Tageszeiten rationiert.
    Quelle: epa

    An diesen Anblick werden sich die Einwohner von Quito vielleicht noch einige Zeit gewöhnen müssen. Statt Ampeln regeln Verkehrspolizisten den Straßenverkehr in der ecuadorianischen Hauptstadt. Der Grund: Wegen einer Stromrationierung sind rund 300 Ampeln in der Millionen-Metropole ausgeschaltet. Und müssen nun durch 560 Mitarbeiter zur Verkehrsregelung ersetzt werden.

    Lateinamerika produziert durchschnittlich 60 Prozent seines Stromes aus erneuerbaren Energien. Das steht in einem Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) von 2023. Allein die Wasserkraft trägt demnach zu 45 % zur Stromversorgung bei. In dem Bericht heißt es, dass der Anteil der erneuerbaren Energien bis 2030 auf 66 Prozent steigen wird, bis 2050 auf 80 Prozent. Jetzt könnte der Klimawandel diese Prognose verschlechtern.

    Täglich Stromausfälle in der Hauptstadt

    Ecuador erlebt seit Wochen eine Energiekrise. Ausgelöst durch fehlerhafte Planung, gestiegenen Energiebedarf - aber auch die Folgen des Klimawandels. Die Nationale Elektrizitätsgesellschaft (CNEL) veröffentlicht täglich die Uhrzeiten, wann der Strom abgestellt wird. In der Hauptstadt Quito gibt es Gegenden, in denen es von 6 bis 10 Uhr, von 14 bis 19 Uhr und von 22 bis 24 Uhr der Strom ausfällt. Betroffen ist also auch die Hauptarbeitszeit.

    Wir informieren die Öffentlichkeit darüber, dass aufgrund des Energienotstands landesweit weiterhin Stromausfälle zu verzeichnen sind.

    Ecuadors Ministerium für Energie und Bergbau

    Waldbrand in Ecuador in der Nähe der Hauptstadt Quito.
    In Ecuador wütete Ende September ein Waldbrand, der nahe der Hauptstadt Quito ausgebrochen war und sich schnell ausbreitete. Das Land erlebt die schlimsmte Dürre seit 60 Jahren.25.09.2024 | 0:16 min

    Erneuerbare Energie: Wasserkraftwerken fehlt Wasser

    Hintergrund ist unter anderem die schlimmste Dürre seit 60 Jahren. Die Pegel der Stauseen sanken auf historische Tiefstände. Die durch die Stauseen gespeisten Wasserkraftwerke sind aber für die Stromversorgung des südamerikanischen Landes von zentraler Bedeutung. In einigen Kraftwerken wurde die Stromerzeugung komplett eingestellt, andere laufen nur noch stark eingeschränkt. "Coca Codo Sinclair", das größte Wasserkraftwerk des Landes, produziert derzeit nur 890 der möglichen 1.500 Megawatt.
    Auch die Wasserkraftwerke Mazar, Paute-Molino und Sopladora mit einer Kapazität von 1.756 Megawatt laufen nur stark eingeschränkt - oder gar nicht. Sie sind aber für gut ein Drittel der nationalen Bedarfsdeckung verantwortlich. Hinzu kommen Lieferstopps aus den Nachbarländern, die die Krise noch einmal verschärften. Kolumbien etwa stellte die Stromlieferungen nach Ecuador ein - weil auch dort die Dürre für Produktionsengpässe sorgte.
    Auf dem Bild sind Soldaten und Gefangene in einem Gefängnis zu sehen.
    Seit dem Gefängnisausbruch des Drogenbosses „Fito“ wird Ecuador von beispielloser Gewalt erschüttert. Aufstände, Anschläge, Ausnahmezustand - Banden gegen den Staat. 24.01.2024 | 6:06 min

    Sorgen wegen "La Niña" und Klimawandel

    Ein Grund für die extreme Dürre ist unter anderem Klimawandel, sagt Julia Martínez, technische Direktorin der Stiftung "Nueva Cultura del Agua" (Neue Kultur des Wassers): "Nasse Jahre sind weniger nass, und trockene Jahre sind viel trockener". Das gilt für viele Länder in der Region, die entweder unter schweren Überschwemmungen oder langanhaltenden Dürren leiden. Allerdings seien nicht alle Dürren auf den Klimawandel zurückzuführen.
    Die Dürre, die in den letzten drei Jahren im südlichen Teil Südamerikas herrschte, sei beispielsweise eine Folge des kalten Klimaphänomens La Niña. Bekannter ist dagegen die warme Phase, El Niño, die Argentinien und Nordamerika mehr Regen, dem nördlichen Süd- und Mittelamerika jedoch weniger Niederschläge bringen. Der Klimawandel verschärft diese Phänomene.

    Der Klimawandel führt zu weniger Wasser und zu intensiveren und häufigeren Dürren, die länger andauern und größere Gebiete betreffen.

    Julia Martínez, technische Direktorin der Stiftung "Nueva Cultura del Agua" (Neue Kultur des Wassers)

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    Das Klimaphänomen La Niña im Südpazifik beeinflusst das Wetter weltweit und kann sich auch auf den Winter in Deutschland auswirken.11.11.2020 | 0:45 min

    Weltbank bezeichnet Dürre als "stillen Feind"

    Die Dürre ist "Lateinamerikas stiller Feind", heißt es in einem Bericht der Weltbank. Sie beeinträchtige die Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke, aber auch die Nahrungsmittelproduktion durch die Agrar-Wirtschaft. Notwendig sei es, die Energieversorgung zu diversifizieren, um Extremereignisse wie die Dürre in der Energieversorgung abzumildern.
    Aus nahezu allen Ländern Lateinamerikas werden niedrige Wasserstände in den Flüssen gemeldet - und dadurch auch Kapazitätsreduzierungen in der Stromversorgung. In einem Land wie Ecuador, dass 70 Prozent der Stromerzeugung durch Wasserkraft erzeugt, hat diese Abhängigkeit derzeit fatale Folgen.

    Wetterphänomene
    :Auf El Nino folgt La Nina

    Wechsel bei prominenten Wetterphänomenen: El Nino hat bald Pause, dann übernimmt La Nina. Auf warm folgt kalt, heißt das konkret.
    Ausgetrocknetes Flussbett in Texas, Archivbild

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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