Flut in Spanien: Eingesperrt im eigenen Haus

    Mehr als 200 Tote :Spanien: Autos versperren den Weg nach draußen

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    Nach den Unwettern in Spanien fehlen vielerorts Wasser, Strom und Lebensmittel. Viele Menschen werden noch vermisst - und die Unsicherheit bei den Angehörigen ist groß.

    Spanien, Paiporta: Anwohner und Freiwillige versuchen, Schlamm in einem von Überschwemmungen betroffenen Gebiet zu entfernen.
    In vielen Orten Spaniens ist aufgrund der Unwetter die Infrastruktur zerstört. Eine große Zahl Freiwilliger unterstützt in besonders betroffenen Gebieten bei den Aufräumarbeiten.01.11.2024 | 1:31 min
    Unsicherheit - dieses Gefühl haben zahlreiche Menschen in Spanien wegen der verheerenden Flutkatastrophe. Denn sie wissen nicht, was aus ihren Angehörigen geworden ist, wie ZDF-Korrespondent Thomas Walde aus dem Katastrophengebiet berichtet.
    Weiterhin werden Dutzende Menschen vermisst. "Es gibt eine provisorische Leichenhalle in Valencia. Dort sind 90 Leichen aufgebahrt", berichtet Walde. "Aber davon sind bislang erst 14 identifiziert worden." Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf mindestens 205 gestiegen. Weil immer noch Menschen als vermisst gelten, sei laut Rettungsdiensten mit einem weiteren Anstieg der Opferzahl zu rechnen.
    Satellitenbild von Valencia am 18. Oktober
    Satellitenbild von Valencia nach den Regenfällen vom 31. Oktober 2024
    Satellitenbild von Paiporta bei Valencia am 18. Oktober 2024
    Satellitenbild von Paiporta bei Valencia am 31. Oktober 2024
    Satellitenbild einer Wasseraufbereitungsanlage in Valencia am 18. Oktober 2024
    Satellitenbild einer Wasseraufbereitungsanlage in Valencia am 31. Oktober 2024
    Satellitenbild von La Torre am 18. Oktober 2024
    Satellitenbild von La Torre am 31. Oktober 2024
    Satellitenbild von Carrer de Gomez Ferrer bei Valencia am 18. Oktober 2024
    Satellitenbild von Carrer de Gomez Ferrer bei Valencia am 31. Oktober 2024

    Valencia am 18. Oktober

    Das Satellitenbild zeigt die Stadt in Spanien vor den starken Regenfällen.

    Quelle: AFP


    Lebensmittel fehlen nach Flut in Spanien

    Außerdem fehlen an vielen Orten Lebensmittel, Wasser und Strom. "Viele mussten sehr weite Wege gehen, um Lebensmittel einkaufen zu können", sagt Walde.

    Wir mussten einen Supermarkt ausräumen, um Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen.

    Juan Ramón Adsuara, Bürgermeister von Alfafar

    Andere wiederum haben Probleme, "ihre Häuser zu verlassen", erklärt Walde. "Viele sind eingeschlossen, weil sich Autos vor ihren Türen verkeilt haben."
    Vor einem Haus wurden wegen der Flut mehrere Autos aufeinander geschoben.
    Vor einem Haus wurden wegen der Flut mehrere Autos aufeinander geschoben.
    Quelle: Eva Manez/Reuters

    Plünderungen in Einkaufszentren

    Einwohner, freiwillige Helfer und Rettungsdienste schafften Schlamm, Schutt und weggespülte Autos von den Straßen. Bei der Wiederherstellung der Infrastruktur und der Räumung blockierter Straßen habe man zwar Fortschritte gemacht, erklärte der spanische Minister für Territorialpolitik, Ángel Víctor Torres. Die Situation sei allerdings weiterhin schwierig, sagte der Minister.
    Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles will noch mehr Soldaten schicken als die bereits eingesetzten 1.700. Die Zahl werde solange aufgestockt, wie es nötig sei für Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten, sagte sie im staatlichen Sender RTVE. Es werde keine Grenzen für Ressourcen geben.

    Wir schicken die 120.000 Männer der Armee, wenn es nötig ist.

    Margarita Robles, Verteidigungsministerin von Spanien

    Menschen transportieren nach der Flut in Spanien Wasser.
    Menschen transportieren nach der Flut in Spanien Wasser.
    Quelle: Miguel Angel Polo/epa

    Nach Plünderungen in Geschäften und Häusern werde die Polizei mehr Präsenz zeigen. Medienberichten zufolge wurden in Einkaufzentren, die nach der Katastrophe unbewacht waren, unter anderem elektronische Geräte, Schmuck und Parfüm gestohlen. 39 Verdächtige sind nach Angaben der Nationalpolizei festgenommen worden.
    Eine Frau ruht sich aus, während Anwohner und Freiwillige nach den Unwettern in Paiporta aufräumen.
    Paiporta, ein Vorort von Valencia, wurde am stärksten von den Unwettern getroffen. Zahlreiche Freiwillige machen sich auf den Weg, um zu helfen. Susana Santina berichtet.01.11.2024 | 1:46 min

    "Historische Unwetter" in Spanien

    Die schweren Unwetter vom Dienstag hatten vor allem in der Mittelmeerregion Valencia gewütet. Die extremen Niederschläge hatten binnen weniger Stunden zahlreiche Flüsse in reißende Ströme und Straßen in Flüsse verwandelt, die Häuser zerstörten und Bäume, Menschen sowie Fahrzeuge mit sich rissen.
    Der Wetterdienst Aemet sprach von einem "historischen Unwetter", dem schlimmsten der Art in der Region Valencia. Die Behörden stehen in der Kritik, die Bevölkerung zu spät vor möglichen Folgen der starken Regenfälle gewarnt zu haben.
    Als Starkregen gilt Niederschlag ab 15 l/qm pro Stunde bzw. 20 l/qm in sechs Stunden. Der Klimawandel macht solche Wetterextreme häufiger und intensiver. Denn bei steigenden Temperaturen verdunstet mehr Wasser. Pro 1 °C Erwärmung kann die Luft 7 % mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Die Folge: große Regenwolken und heftige Niederschläge.
    Quelle: dpa, AFP, ZDF

    Hintergründe zu Hochwasser