Flutkatastrophe in Spanien: Schwierige Suche nach Vermissten

    Flutkatastrophe:Spanien: Schwierige Suche nach Vermissten

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    Zwischen Trümmern suchen Einsatzkräfte nach Überlebenden der Flutkatastrophe in Spanien. Betroffene schildern katastrophale Zustände.

    Menschen reinigen ihre von Überschwemmungen betroffenen Häuser.
    Nach der Unwetterkatastrophe mit mindestens 95 Toten wird die Suche nach weiteren Opfern fortgesetzt. "Dutzende Menschen werden noch vermisst", so ZDF-Korrespondent Thomas Walde.31.10.2024 | 3:04 min
    Nach der tödlichen Flutkatastrophe im Südosten Spaniens ist am Donnerstag die Suche nach weiteren Opfern und Überlebenden fortgesetzt worden. In der Region Valencia wurden Feuerwehrleute, Polizisten und Rettungskräfte bei ihrer Suche von 1.000 Soldaten unterstützt. Zudem wurden die Räumungsarbeiten fortgesetzt.
    Nach offiziellen Angaben kamen bislang 95 Menschen in den Sturzfluten ums Leben, die meisten davon in der Region Valencia. Im Land wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen.
    Angesichts der großen Zahl von Vermissten werde die Opferzahl noch weiter steigen, sagte der Minister für Territorialpolitik, Ángel Víctor Torres. Verteidigungsministerin Margarita Robles sprach am Mittwochabend von einer "unbekannten" Zahl von Vermissten. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez wollte sich am Donnerstag in Valencia ein Bild von der Lage machen. In einer Fernsehansprache hatte er den Opfern und ihren Familien versichert, sie nicht im Stich lassen zu wollen.
    Autos stehen an Hängen, nachdem Wassermassen sie weggespült haben.
    Nach der Unwetterkatastrophe mit mindestens 95 Toten wird in Spanien weiter nach Leichen, Vermissten und von der Außenwelt abgeschnittenen Menschen gesucht. In der Nacht mussten viele Aktivitäten bis Tagesanbruch unterbrochen werden.31.10.2024 | 1:42 min

    155.000 Haushalte ohne Strom - Anwohner "völlig vergessen"

    In der Region Valencia waren nach Angaben des Versorgers Iberdrola am Donnerstagmorgen 155.000 Haushalte nach wie vor ohne Strom. Vielerorts türmten sich in den Straßen durch die Fluten zusammengeschobene Autowracks, während fassungslose Bewohner versuchten, Schlamm und Wasser aus ihren Häusern zu entfernen.
    "Man hat uns hier völlig vergessen", sagte ein Mann aus Sedaví halb weinend vor laufender Kamera des staatlichen Fernsehens RTVE. "Niemand kommt, um die Autos wegzuziehen oder uns irgendetwas zu bringen. Man hat uns aufgegeben." Die Menschen bräuchten Essen, Kleidung und Schaufeln, um selbst die Erdmassen wegschaufeln zu können.
    Sedaví leigt in der besonders betroffenen Mittelmeerregion Valencia. Den Informationen des Senders RTVE zufolge fährt zwar die Polizei ab und zu durch den Ort, um Plünderungen zu vermeiden. Die Feuerwehr sei bisher aber nicht vor Ort gewesen.
    30.10.2024, Spanien, Valencia (valencianische Gemeinschaft): Autos, die durch das heftige Unwetter weggeschwemmt wurden, stehen auf den Gleisen.
    Bei den schwersten Unwettern seit fast 30 Jahren sind in der Region Valencia dutzende Menschen ums Leben gekommen.31.10.2024 | 2:35 min

    Rechtzeitig vor Fluten gewarnt? Kritik an Behörden

    Auch der Bahn- und Flugverkehr war weiterhin stark beeinträchtigt. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Valencia und Madrid bleibt nach Angaben der Bahnbehörde Adif für mindestens vier Tage unterbrochen. In der spanischen Presse war von einer "Jahrhundertflut" zu lesen.
    Allerdings wurde auch Kritik an den Behörden laut: Demnach war die Warnung des Zivilschutzes an die Einwohner erst Dienstag nach 20 Uhr verschickt worden, während die Wetterbehörde Aemet bereits am Morgen die Alarmstufe Rot ausgerufen hatte.
    Nazan Gökdemir im Gespräch mit Thomas Walde
    Ein eigentlich regelmäßiges Wetterphänomen kostet viele Menschenleben. Das verheerende Ausmaß der Unwetter in Spanien sei nicht absehbar gewesen, so ZDF-Korrespondent Thomas Walde.31.10.2024 | 2:43 min
    Aemet zufolge war in Teilen Valencias am Dienstag in wenigen Stunden so viel Regen gefallen wie sonst in einem Jahr. Zahlreiche Straßen wurden von schlammigen Wassermassen geflutet. Die Zahl der Todesopfer ist die höchste in Spanien seit Oktober 1973, als in den südöstlichen Provinzen Granada, Murcia und Almeria mindestens 150 Menschen starben.

    Wissenschaftler warnen vor extremen Wetterereignissen

    Nach Angaben von Wissenschaftlern werden extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Hitzewellen und Stürme durch den Klimawandel verstärkt.
    Als Starkregen gilt Niederschlag ab 15 l/qm pro Stunde bzw. 20 l/qm in sechs Stunden. Der Klimawandel macht solche Wetterextreme häufiger und intensiver. Denn bei steigenden Temperaturen verdunstet mehr Wasser. Pro 1 °C Erwärmung kann die Luft 7 % mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Die Folge: große Regenwolken und heftige Niederschläge.
    Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) sagte dem Fernsehsender phoenix: "Das führt uns vor Augen, was wir zu erwarten haben, wenn wir nicht stärker handeln, sowohl beim Klimaschutz als auch bei der Klimaanpassung, letzten Endes bei der Stärkung der Natur."
    Quelle: AFP, dpa
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