Hochwasserschutz im Ahrtal drei Jahre nach der Flut

    Starkregen, Hochwasser, Flut:Wie das Ahrtal geschützt werden könnte

    von Marion Geiger
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    An der Ahr gibt es Pläne, große Regenrückhaltebecken zu bauen. Sie lassen die Menschen im Tal hoffen, vor einer neuen Katastrophe geschützt zu sein. Ein Rennen gegen die Zeit.

    Die Ruinen von zwei bei der Flut im Sommer 2021 zerstörten Wohnhäusern stehen am Ufer der Ahr.
    Die Flut im Sommer 2021 zerstörte zahlreiche Wohnhäuser und kostete viele Menschen im Ahrtal das Leben. Drei Jahre später versucht man sich vor Ort auf weitere Hochwasser vorzubereiten.
    Quelle: dpa

    "Das ist so gut, das hätte ich kaum zu träumen gewagt", sagt Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) über die Pläne, 19 Hochwasserrückhaltebecken im Kreis Ahrweiler zu bauen. Sie will nun alles daran setzen, diese Becken schnell zu bauen, denn sie sollen das Ahrtal vor einer Katastrophe wie 2021 schützen.
    Den Plänen zufolge ließen sich selbst solche gigantischen Wassermassen so gut bewältigen, dass die Menschen an der Ahr vor größeren Schäden bewahrt blieben. In den Becken würde bei Starkregen Wasser gestaut und damit verhindert, dass alles auf einmal in die Ahr fließt, durch das Tal schießt und wie 2021 Häuser, Straßen und Brücken mit sich reißt.
    Alexander Schweitzer  SPD | Ministerpräsident Rheinland-Pfalz
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    Rückhaltebecken überraschend effektiv

    Die Pläne sind im Auftrag des Kreises Ahrweiler erstellt worden, als Teil eines großen Projekts für mehr Hochwasserschutz. Der Name: Überörtlicher Maßnahmenplan. Das Ziel: Große Maßnahmen finden, die das Ahrtal vor Hochwasser schützen oder zumindest das Risiko für Schäden reduzieren können. Dafür wurde das gesamte Ahr-Einzugsgebiet betrachtet, 900 Quadratkilometer im Rheinischen Schiefergebirge.
    Geprüft wurden einerseits naturnahe Maßnahmen, andererseits technische Bauwerke. Die 19 Hochwasserrückhaltebecken hätten den größten Effekt. Sie würden vor allem an den Zuflüssen und im oberen Bereich der Ahr gebaut. Es wären hohe Dammbauwerke, mit Staumauern zwischen 12 und 40 Metern hoch. Die Becken liefen nur im Notfall voll, es entstünden also keine permanenten Stauseen, die Landschaft um die Mauern herum bliebe grün.
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    Wie effektiv die Bauwerke den Abfluss von Regenwasser ins Tal verhindern könnten, hat viele überrascht, auch die Landrätin. Auf die Frage, was im Fall einer neuen großen Flut im Ahrtal passieren würde, hatte sie letztes Jahr noch geantwortet, da bliebe den Menschen nur die Flucht. Nun ist sie zuversichtlicher:

    Es lässt hoffen, dass wir durch ein Bündel großer baulicher Maßnahmen erreichen können, dass wir und die Generationen nach uns die schrecklichen Erlebnisse, die die Flutkatastrophe 2021 mit sich gebracht hat, nicht wieder in einer solchen Form erleben müssen. Das macht Mut.

    Cornelia Weigand, Landrätin

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    Gigantische Baukosten für Regenrückhaltebecken

    Ob die Becken tatsächlich gebaut und ob es am Ende wirklich 19 werden, ist aber noch völlig offen. Allein die Baukosten wären enorm, die Landrätin schätzt sie auf eine Summe von ein bis zwei Milliarden Euro. Jedoch wäre es gut investiertes Geld, sagt sie, denn es würde Menschenleben schützen und auch die gigantischen Investitionen in den Wiederaufbau des Ahrtals nach der Flut 2021. Deren Volumen schätzt Weigand auf 25 Milliarden Euro.
    Ein weiterer Knackpunkt: Es ist fraglich, ob die für den Bau notwendigen Grundstücke überhaupt verfügbar wären, viele befinden sich in Privatbesitz. In jedem Fall würde es lange dauern, "deutlich mehr als ein Jahrzehnt", da macht sich die Landrätin nichts vor. Ihrer ungefähren Berechnung liegen vergleichbare Bauprojekte aus anderen Hochwassergebieten zugrunde. Keines davon hatte eine solche Dimension, wie sie für das Ahrtal nötig wäre.
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    Der Ahr mehr Raum geben

    Ein anderes großes Vorhaben für mehr Hochwasserschutz wird inzwischen umgesetzt: das Gewässerwiederherstellungskonzept des Kreises Ahrweiler. Rund 1000 Maßnahmen sind dafür in den nächsten zwei, drei Jahren geplant, direkt an der Ahr und ihren Zuflüssen. Es geht vor allem darum, dem Fluss und den Bächen mehr Raum zu schaffen, Flächen zu bestimmen, auf denen Wasser sich ausbreiten und versickern kann. So sollen die Hochwasserlevel in Zukunft abgesenkt und die Fließgeschwindigkeit des Wassers verringert werden.
    Auch Rechen, um Treibgut abzufangen, sind eine wichtige Maßnahme. 2021 hatte sich Treibgut an den Brücken im Ahrtal aufgestapelt, es kam zu sog. Verklausungen, das heißt, das Wasser staute sich zum Teil meterhoch hinter den verstopften Brücken, bis diese irgendwann dem Druck nicht mehr standhielten, brachen und tödliche Flutwellen sich ihren Weg bahnten. Mit allen 1000 Maßnahmen wären die Menschen an der Ahr besser als früher geschützt, eine große Flut aber könnten sie allein nicht verhindern.
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    Wann kommt die nächste Flut im Ahrtal?

    Alle im Ahrtal hoffen, dass sie und folgende Generationen nie, nie wieder eine Katastrophe wie vor drei Jahren erleben müssen. Doch alle wissen auch, dass es neue große Fluten geben wird. Vor 2021 hatte es schon 1910 und 1804 verheerende Ahrfluten mit vielen Toten gegeben. In dem engen Tal besteht immer Gefahr, wenn extrem viel Regen in kurzer Zeit fällt. Durch den Klimawandel werden solche Wetterlagen noch häufiger vorkommen. So ist und bleibt der Hochwasserschutz an der Ahr auch ein Rennen gegen die Zeit.
    Marion Geiger ist Reporterin im ZDF-Landesstudio Rheinland-Pfalz.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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