Kate Winslet über neuen Film: Was "Die Fotografin" leistete
Interview
Kate Winslet zu "Die Fotografin":Miller: Kriegsreporterin in Hitlers Badewanne
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Lee Miller hat die Barbarei der Nazis dokumentiert - und wurde durch ein Bild in Hitlers Badewanne bekannt. Kate Winslet schafft ihr mit dem Film "Die Fotografin" nun ein Andenken.
Sie war Model, Fotografin und inszenierte sich in Hitlers Badewanne: Lee Miller. Kate Winslet im Interview über ihren Film "Die Fotografin", der sich um Miller dreht.19.09.2024 | 7:05 min
Zum Gespräch in München ist Kate Winslet bestens gelaunt erschienen - auf dem Münchner Filmfest fand eine ganz besondere Welt-Premiere statt: "Die Fotografin" ist der erste Film, den die Schauspielerin Kate Winslet selbst produziert hat.
Zehn Jahre lang hat sie an diesem Projekt gearbeitet, in dem es um die Kriegsreporterin Lee Miller geht, die 1945 durch ein Bild in Hitlers Badewanne Aufsehen erregte. Nun startet der Film in den Kinos. Im Interview erklärt Hollywood-Star Winslet ihre Faszination für Miller.
Im Kinofilm "Die Fotografin" geht es um die Kriegsreporterin Lee Miller, die durch ein Bild in Hitlers Badewanne berühmt wurde.
Quelle: Imago
ZDFheute: Warum ausgerechnet ein Film über die Kriegsfotografin Lee Miller?
Kate Winslet: Ursprünglich wusste ich eigentlich nur, dass sie ein Model war und die Geliebte von Man Ray. Sie war also behaftet mit all diesen schrecklichen Etiketten, die ihr zeitlebens angeheftet wurden! Und da habe ich mir gedacht: Das ist so falsch und so einseitig. Ich wollte rausfinden, wer sie wirklich war. Und deshalb ist der Film für mich so ein Herzensprojekt.
Auf dem Münchner Filmfest bekommt Kate Winslet den Ehrenpreis für ihren Film "Die Fotografin" überreicht. Seit Jahren setzt sie sich für Frauen ein und nutzt hierfür ihre Bühne. 03.07.2024 | 2:39 min
ZDFheute: Wie hat die Arbeit an dem Film Ihre Meinung über Lee Miller verändert?
Kate Winslet: Mir wurde klar: Diese Frau hat Unglaubliches geleistet. Sie hat sich selbst im Krieg in Lebensgefahr begeben, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Und doch sehen Männer in ihr immer nur die attraktive Frau. Wir müssen die Dynamik ändern, mit der sie verstanden wird. Das war wirklich ein Teil meiner Mission.
Kate Winslet in ihrer Rolle als Kriegsreporterin Lee Miller.
Quelle: Imago
ZDFheute: Sie haben in dem Film die Holocaust-Fotos von Lee Miller akribisch nachgestellt. Warum?
Winslet: Jedes Mal, wenn wir als Schauspieler an die Arbeit gehen und etwas nachstellen müssen, das wirklich existiert hat, ist es extrem schwer. Wir alle haben am Set die Bürde dieses Drehs gespürt und wie emotional es für alle war.
So gut wie es eben ging. Das haben wir als unsere Verantwortung betrachtet.
ZDFheute: Wie ist die Szene in Hitlers Badewanne entstanden?
Winslet: Dieses Foto wurde am Tag der Befreiung von Dachau aufgenommen. Sie waren an diesem Morgen in Dachau gewesen, und der Schlamm auf der Badematte ist der Schmutz von Dachau auf dieser Matte, der von Lee absichtlich dort platziert wurde. Aber auch Hitler und Eva Braun brachten sich an diesem Tag in seinem Bunker in Berlin um.
Es ist also nur das Timing dieses speziellen Bildes und außerdem schneite es. Es war Ende April, als dieses Foto aufgenommen wurde, und am nächsten Morgen schneite es draußen. Das war einfach unglaublich.
ZDFheute: In den 30 Jahren Ihrer bisherigen Arbeit hat man das Gefühl, Sie spielen nicht nur eine Rolle, sondern werden zu der Person, die Sie spielen. Wie machen Sie das?
Winslet: Oh, endlich sagt das mal jemand, danke. Wir Frauen verschwenden so viel Zeit damit, unser Äußeres unter die Lupe zu nehmen. Ich will mein Leben nicht mehr so leben. Und ich glaube, die meisten von uns fühlen sich unsicher, weil wir uns mit anderen Frauen vergleichen oder einer Perfektion, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt.
Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin. Ich weiß, dass ich drei Kinder habe und darauf bin ich sehr stolz. Aber manchmal braucht es mehr Mut. Dann spielt es keine Rolle, wer es sehen wird. Aber ich fühle, dass es wichtig ist. Das ist mir wichtig!
Das Interview führte Nicolette Feiler-Thull, Redakteurin bei "Kulturzeit".