Kein Vietnam-Start: Warum Filme wie "Barbie" verboten werden
Kein Kinostart in Vietnam:Warum Filme wie "Barbie" verboten werden
von Lukas Wagner
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Dem Kinostart von "Barbie" ist in vielen Ländern entgegengefiebert worden - doch in Vietnam wurde das Werk verboten. Warum Filme immer wieder ins Visier von Regierungen geraten.
Der neue Barbie-Film läuft nun in den deutschen Kinos - in Vietnam ist der Film jedoch verboten.
Quelle: dpa
Neun Striche auf einer Landkarte, die im neuen "Barbie"-Film auftauchen sollen, haben eine Kontroverse in der Weltpolitik ausgelöst: In Vietnam bleibt eine Ausstrahlung des Streifens aus, weil China zur Verärgerung Hanois mit der sogenannten Neun-Striche-Linie das Südchinesische Meer weitgehend für sich beansprucht.
Das Filmstudio Warner Bros. dementiert bei Variety, mit der "kindlichen Kritzelei" eine Aussage treffen zu wollen. Der aktuelle Fall ist allerdings nur einer von vielen in der Geschichte, in der Filme aufgrund politischer Gründe verboten wurden. "Dass Filme verboten werden, gibt es schon so lange wie das Medium selbst", erklärt Rasmus Greiner vom Institut für Filmwissenschaft der Universität Bremen.
Wie Filme die Realität beeinflussen
Das liege daran, dass man Filme immer politisch lesen könne und sich bestimmte Regierungen daher auch an gewissen Inhalten stoßen würden. "Vor allem in Diktaturen ist das offensichtlich", sagt Greiner. So habe zum Beispiel das NS-Regime in Deutschland eine ganze Behörde für die Zensur von Inhalten betrieben.
Auch Alexandra Vinzenz vom Institut für Europäische Kunstgeschichte der Universität Heidelberg hebt die Eigenschaft von Filmen als Massenmedien hervor, die "Einfluss auf das gesellschaftliche Bewusstsein nehmen können". Daher komme auch der Spruch "die Macht der Bilder". Dementsprechend sagt Rasmus Greiner:
Wie Vinzenz berichtet, seien in Thailand zum Beispiel vor Jahren Studierende verhaftet worden, nachdem diese ein Zeichen der Rebellion aus der Verfilmung "Die Tribute von Panem" nachgemacht hatten.
Welche Filme bereits verboten wurden - und warum
Rasmus Greiner erklärt, dass durch das Verbot von Filmen versucht werde, die "Lebensrealität der Bevölkerung so weit wie möglich unter Kontrolle zu halten". Als Beispiele nennt er Filme wie "Der Diktator" oder "The Interview", die sich über diktatorische Machthaber wie Kim Jong Un in Nordkorea lustig machten und für solche Regime daher problematisch seien.
Ein weiterer Fall für ein Filmverbot aus der jüngsten Zeit sei das Werk "Borat", sagt Greiner. Der Film verärgerte die Regierung in Kasachstan wegen der wenig schmeichelhaften Darstellung des Landes so, dass es in dortigen Kinos nicht gezeigt werden durfte - später warb die Tourismusbehörde dann allerdings sogar mit dem "Very nice!"-Spruch der Hauptfigur.
Auch gesellschaftliche Vorstellungen in Ländern können ein Grund für Zensur sein. Beispielsweise ist der Oscar-prämierte Film "Brokeback Mountain" - der eine homosexuelle Liebesbeziehung zwischen zwei Cowboys thematisiert - laut Vinzenz in diversen Staaten wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahamas oder China verboten worden.
In China sei ohnehin "Zensur weit verbreitet", sagt Greiner - Peking nehme zudem auch Einfluss auf Inhalte ausländischer Produktionen, wenn diese auf dem chinesischen Markt erscheinen wollen.
Weitere Maßnahmen sind die "Beschlagnahme oder Einziehung", bei denen ein Werk aufgrund von strafrechtlichen Verstößen tatsächlich gerichtlich verboten wird. Die Verfahren seien sinnvoll, um zum Beispiel verfassungsfeindlichen Gruppen keine Möglichkeiten für Propaganda zu bieten, sagt Greiner. Damit diese Schritte eingeleitet werden, sei jedoch "einiges notwendig".
Dass ein internationaler Blockbuster wie Barbie in Deutschland wegen einer ähnlichen Kontroverse verboten werden würde, hält Alexandra Vinzenz deshalb für nahezu ausgeschlossen.
Haben die digitalen Möglichkeiten die Situation verändert?
Durch digitale Möglichkeiten wie die sozialen Medien habe sich auch die Art verändert, wie Menschen Filmpassagen teilen, sagt Greiner. So könnten Filmausschnitte als Bilder oder kurze Videos in Form von Memes oder GIFs "unkontrolliert" in der digitalen Welt weiterverbreitet werden.
Wenn nun Staaten versuchten, diese Inhalte zu verbieten, sei das ein "relativ hilfloser Versuch", denn: "Menschen suchen und finden immer einen Weg."
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