"Codename Kräutergarten": Film über berüchtigte SS-Plantage
Plantage am KZ Dachau :SS-"Kräutergarten" wird in Film aufgearbeitet
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Die Nazis nannten ihn "Kräutergarten", doch die Plantage am KZ Dachau war für die Häftlinge ein Schreckens-Ort. Nun entsteht ein Film über den berüchtigten Garten der SS.
Im sogenannten "Kräutergarten" beim ehemaligen Konzentrationslager Dachau stehen noch verfallene Gewächshäuser. Hier wurden Häftlinge für die "Gesundheitsprojekte" der Nazis teils zu Tode geschunden.
Quelle: dpa
Es klingt nach Idylle und Häuslichkeit: "Kräutergarten" nannte die SS den landwirtschaftlichen Betrieb beim Konzentrationslager Dachau. Für die Häftlinge, die dort Zwangsarbeit leisten mussten, war es allerdings alles andere als schöne Gartenarbeit.
Der bayerische Regisseur Walter Steffen ("Endstation Seeshaupt") will nun über die berüchtigte Plantage am KZ Dachau aufklären. Am Samstag wurde in dem historischen "Kräutergarten" bei Dachau gedreht.
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Film soll zum 80. Jahrestag der KZ-Befreiung erscheinen
Nur ein paar verfallene und zugewucherte Gewächshäuser erinnern an das, was vor Jahrzehnten geschah - ein fast vergessenes Kapitel der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten. Der Film soll bei der Berlinale 2025 Premiere feiern und zum 80. Jahrestag der Befreiung in die Kinos kommen, wie Steffen erläuterte.
Unter dem Titel "Codename: Kräutergarten" folgt er dem Schicksal des katholischen Priesters Korbinian Aigner, der wegen seines Widerstandes gegen die Nazis 1941 ins KZ Dachau kam und dort wie andere Häftlinge ohne ausreichende Kleidung, unterernährt und misshandelt auf der gefürchteten "Plantage" zur Arbeit gezwungen wurde.
Unter unmenschlichen Bedingungen wurden bei diesem Arbeitskommando nach biodynamischen Methoden Kräuter und Gewürze angebaut: zur "Gesundung des deutschen Volkskörpers" - mit der gleichzeitigen Zielsetzung von "Vernichtung durch Arbeit", wie die Macher des Films erläuterten.
Die Etablierung einer naturverbundenen "Volksheilkunde" sei ein von SS-Reichsführer Heinrich Himmler gefördertes Prestigeprojekt der NS-Gesundheitspolitik gewesen.
Heinrich Himmler war getrieben von Germanentümelei, Siedlerträumen und Rassenwahn. Der Film entlarvt den vermeintlichen "Reichsheini" als fanatischen Haupttäter des Holocaust.
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Dass es den Nazis nach außen um Gesundheit ging, sie aber dafür Menschen teils bis zum Tode schinden ließen, sei besonders infam und unfassbar, sagt Regisseur Steffen.
Zeitzeugen und Friedensaktivisten kommen zu Wort
Er lässt im Film auch Menschen zu Wort kommen, die sich um Erinnerungs- und Friedensarbeit kümmern: deutsche und israelische Jugendliche, die Zeitzeugen Abba Naor und Nick Hope, die sich als ehemalige Häftlinge des KZ Dachau der Versöhnung verschrieben haben, und den evangelischen Pfarrer Björn Mensing, der in der Versöhnungskirche in Dachau als Seelsorger und Historiker wirkt.
Einen Part im Film hat auch der österreichische Jazzmusiker Harri Stojka, der sich für die Kultur der Sinti und Roma einsetzt und dessen Großvater als Angehöriger der Roma von den Nazis ermordet wurde.
Am Samstag war Stojka beim Drehtermin erstmals an der Stätte, an der sein Großvater geschunden wurde.
Vor dem Bild seines Großvaters hatte er am Freitagabend mit seiner Band in Stegen am Ammersee ein umjubeltes Konzert gegeben, Titel: "Tribute For My Family". Der Mitschnitt soll Teil des Films werden.
Es gilt, Erinnerungen wachzuhalten
Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, sagte am Rande des Konzerts, die Erinnerung wachzuhalten, sei ein wichtiges Element auch im Kampf gegen den zunehmenden Rassismus. Hierzu gehörten auch Übergriffe gegen Sinti und Roma, die sich laut Rose binnen Jahresfrist fast verdoppelt haben.
Die Anbauanlagen des "Kräutergartens" verfielen nach dem Krieg. Es laufen Bemühungen, das restliche Gelände mit den Gewächshausruinen allen Menschen zugänglich zu machen.
Der Film greift auf wie es dem Priester Aigner gelungen sei, trotz der Bedrohung durch die SS zwischen den Baracken des KZ neue Apfelsorten zu züchten und die Setzlinge aus dem Lager zu schmuggeln, berichtet Filmemacher Steffen.
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Für Aigner sei es eine Möglichkeit gewesen, dem mörderischen Abgrund neues Leben entgegenzusetzen. So habe er selbst überleben können. "Das ist für mich ein großes Symbol", sagt Steffen.
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