Infektionsgefahr: Wenn ein Katzenbiss zum Notfall wird
Unterschätzte Infektionsgefahr:Wenn ein Katzenbiss zum Notfall wird
von Olaf Schwabe und Anja Baumann
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Katzenbisse können sehr gefährlich sein, denn im Speichel der Katze befinden sich massenhaft Bakterien. Wie man die Wunde richtig versorgt und wann man damit zum Arzt sollte.
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Wer mit Katzen spielt oder sie streicheln will, sollte achtsam sein. Fühlen sie sich bedrängt oder erschrecken sie sich, können sie schon mal zubeißen. In Deutschland passiert das nach Angaben deutscher Haftpflichtversicherer jährlich mindestens 30.000 Mal.
Betroffen sind meist die Hände. Ein Biss sieht oft harmlos und unspektakulär aus. Die punktförmige Verletzung blutet kaum. Doch etwa in der Hälfte aller Fälle entzünden sich Katzenbisse, zum Teil mit schweren Folgen.
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Warum Katzenbisse gefährlich sind
Katzen haben spitze Zähne, darunter vier lange Fangzähne. Bei einem Biss können sie tief in das Gewebe eindringen. Das Gefährliche: Der Speichel von Katzen enthält einen hochinfektiösen Mix aus Bakterien und Keimen. In der Folge können sich Muskeln, Sehnen oder Knochen sowie Nerven oder Blutgefäße infizieren.
Da sich die winzigen Einbissstellen in der Haut schnell wieder verschließen, glauben Betroffene häufig, der Biss sei harmlos.
Die Besiedlung der Maulflora kann von Katze zu Katze variieren. Es finden sich aber immer hochinfektiöse Erreger darin. Dazu gehören Staphylokokken, Streptokokken, aber auch Pseudomonaden, aggressive Eitererreger, die unter anderem zu Infektionen der Haut führen können.
Zudem lässt sich im Speichel fast jeder Katze das Bakterium Pasteurella multocida nachweisen. Es benötigt keinen Sauerstoff zum Überleben und kann sich in wieder verschlossenen Bisswunden rasant vermehren. Auch das Bakterium Capnocytophaga canimorsus findet sich im Speichel von Katzen. Da es vom menschlichen Immunsystem nicht erkannt wird, kann es sich schnell ausbreiten.
Bei einem Katzenbiss können auch Tetanuserreger übertragen werden. Ohne ausreichenden Impfschutz können sie eine lebensbedrohliche Situation für den Betroffenen darstellen.
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Erste Maßnahmen: Was tun nach Katzenbiss?
Ein Katzenbiss gehört zu den gefährlichsten Bissen im Haustierbereich. Auch winzige, harmlos aussehende Wunden können sich innerhalb weniger Stunden infizieren, weiß Anna Borys, Handchirurgin am Benedictus Krankenhaus Tutzing:
Betroffene sollten die Wunde reinigen und desinfizieren und zum Hausarzt oder ins nächste Krankenhaus gehen. Hier kann die Wunde falls erforderlich genauer untersucht und eine Therapie eingeleitet werden. Wichtig ist auch, den Tetanus-Impfschutz zu überprüfen und gegebenenfalls aufzufrischen.
Mit dem Messer abgerutscht, den Kopf gestoßen oder die Hand aufgeschürft: Kleine Verletzungen passieren schnell. Nicht immer muss man damit zum Arzt. Vieles lässt sich selbst tun.
von Anja Braunwarth
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Infektion besser vermeiden
Erste Symptome einer Infektion sind Schmerzen, die oft schon wenige Stunden nach dem Biss auftreten. Handchirurgin Borys rät: "Spätestens dann, wenn man das Gefühl hat, es fängt an zu pochen, es fängt an heiß zu werden, dann ist der Zeitpunkt, dass man das doch ärztlich anschauen lässt."
Im weiteren Verlauf kann es zu Rötungen und Schwellungen der betroffenen Hand kommen. Weitet sich die Infektion aus, schwillt die Hand oft ballonartig an. Auch Bisse in andere Körperteile, zum Beispiel in den Arm, den Fuß, das Bein oder ins Gesicht können zu vergleichbaren Symptomen führen. Ohne die Gabe von Antibiotika weitet sich die Infektion aus und führt schlimmstenfalls zu einer Blutvergiftung.
Hat sich der Biss entzündet, wird zunächst infiziertes Gewebe entfernt. Dabei werden die Bisskanäle ausgeschnitten, also sämtliches Material, das mit den Katzenzähnen in Kontakt war, entfernt. Außerdem wird die Wunde mit antiseptischen Lösungen gespült und gereinigt. Die Untersuchung einer Gewebeprobe gibt Aufschluss, welche Erreger zu der Infektion geführt haben. So kann das Antibiotikum gegebenenfalls gezielter ausgewählt werden. Die Wunde sollte täglich kontrolliert werden. Bilden sich Abszesse, heilt die Wunde schlecht oder breitet sich die Infektion weiter aus, sind unter Umständen operative Eingriffe erforderlich.
Katzenbiss kann schwere Folgen haben
Nicht jeder Katzenbiss zieht eine Entzündung nach sich oder muss operiert werden. Man sollte aber achtsam sein und rechtzeitig den Arzt aufsuchen, um dramatische Infektionsverläufe bis hin zu möglichen Amputationen, zum Beispiel der Finger, zu vermeiden.
Besonders Bisse in den Handrücken sind tückisch. Dort liegen Sehnen und Knochen sehr nahe an der Hautoberfläche, durch wenig vorhandene Muskulatur und Fettgewebe kaum geschützt. Die Erreger können sich daher leicht entlang der Sehnenscheiden weiter in den Arm oder über die Blutbahn in den gesamten Körper ausbreiten.
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Die Prognose hängt von den Erregern ab und in wie weit Muskeln, Sehnen, Knochen, Nerven oder Gefäße infiziert wurden. Vor allem Vernarbungen können zu Problemen führen, erklärt Handchirurgin Anna Borys:
Antibiotika versprechen schnelle Hilfe bei bakteriellen Infektionen, gehen aber häufig auf den Darm. Probiotika sollen die Beschwerden abmildern oder gar verhindern können.