Update am Morgen: "Ihr müsst euch schämen - nicht ich!"

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    Update am Morgen:"Ihr müsst euch schämen - nicht ich!"

    von Antje Pieper
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    Antje Pieper

    Guten Morgen,

    "Es ist ein Prozess gegen die Feigheit"- sagte Gisèle Pelicot gestern in der abschließenden Anhörung vor Gericht in Avignon. Über Jahre hinweg wurde die heute 72-Jährige von ihrem eigenen Ehemann immer wieder betäubt und von ihm oder anderen Männern vergewaltigt. Insgesamt sind 51 Täter angeklagt, die Ermittler zählten rund 200 Vergewaltigungen, davon knapp die Hälfte durch Fremde.
    Heute beginnen die Plädoyers, als erstes sprechen die Anwälte von Gisèle Pelicot. Es ist ein Prozess, der Frankreich weit über die Grenzen von Avignon aufgerüttelt hat. Und das liegt vor allem an der Frau, die die Opferrolle verweigert. Scham und Schande müssen auf die Seite der Täter wechseln, fordert Gisèle Pelicot:

    Es ist an der Zeit, Vergewaltigung mit anderen Augen zu sehen.

    Gisèle Pelicot

    Es ist ein Prozess, der zwingt hinzusehen.
    "Vergewaltiger sind Familienmitglieder, Freunde, Kollegen. Das ist die Realität unserer Gesellschaft", sagt die Gerichtszeichnerin Marion Dubreuil, die den Prozess verfolgt hat und den 51 Angeklagten sehr nahe kam. Nach außen wirken ihre Profile harmlos. Familienväter sind dabei, auch ein Manager, ein Gemeinderat, ein Journalist.

    Das ist eine Gesellschaft, in der Vergewaltigung bagatellisiert wird, ebenso männliche Dominanz.

    Marion Dubreuil, Gerichtszeichnerin

    "Eine Gesellschaft, in der - wie wir es ja auch hier am Gericht hören - der Ehemann für seine Frau entscheidet. In der man davon ausgeht, dass eine schlafende Frau einverstanden ist. Eine Gesellschaft, in der Frau zum Objekt wird."
    Erschütternd sei auch das Verdrängen und Vertuschen. Obwohl es vom Missbrauch in Mazan, im Haus der Pelicots, Videos gibt, weisen die meisten Männer den Vergewaltigungsvorwurf von sich. "Viele der Angeklagten banalisieren ihre Taten. Sagen, sie hätten nicht die Absicht gehabt, zu vergewaltigen. Sagen, sie hätten noch nie etwas davon gehört, dass man die Frau fragen sollte", berichtet unsere Frankreich-Korrespondentin Anne Arend. "Und das ist leider keine Einzelmeinung. So gut wie keiner der Angeklagten sah es als Problem an, sich an einer wehrlosen Frau zu vergehen."
    Korrespondentin Anne Arend berichtet heute im auslandsjournal über den Fall, der viel aussagt über eine Gesellschaft, nicht nur in Frankreich. Das Urteil soll spätestens am 20. Dezember fallen.
    Schauen Sie immer genau hin und kommen Sie gut durch den Tag!
    Antje Pieper, auslandsjournal-Moderatorin und Leiterin der ZDF-Politikredaktion

    Lage im Nahost-Konflikt

    Netanjahu bietet im Gazastreifen Millionen für Freiheit der Geiseln: Noch etwa 100 verbliebene Geiseln will Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu so in Freiheit bringen. Ein früheres Angebot dieser Art hatte die islamistische Hamas als Farce zurückgewiesen.
    Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit auf unserer Themenseite zum Nahost-Konflikt und jederzeit hier im Liveblog.

    Was im Ukraine-Krieg passiert ist

    Washington will jetzt auch Minen an Kiew liefern: Nach der Freigabe an Kiew zum Einsatz von weitreichenden Waffen gegen Ziele in Russland hat US-Präsident Joe Biden nun auch die Lieferung von Schützenminen an die Ukraine angeordnet. Das berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf ranghohe Vertreter der US-Regierung. Biden sei damit von seiner bisherigen Position abgerückt, um der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Armee zu helfen.
    Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

    Was heute noch wichtig ist

    Wie geht es mit VW in Zukunft weiter? IG Metall und Volkswagen stellen Eckpunkte eines Gesamtkonzepts für Volkswagen vor.

    Zahl des Tages

    27 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland bewerten einer Studie zufolge die eigene Lebensqualität als niedrig. Dies ist eines der Ergebnisse des aktuellen sogenannten Deutschen Schulbarometers der Robert-Bosch-Stiftung. 21 Prozent gaben bei der Befragung an, psychisch belastet zu sein. Unter den Kindern, die in einkommensschwachen Familien leben, sagten dies sogar 33 Prozent.

    Kalenderblatt

    Heute ist Kindertag. Er wird weltweit an unterschiedlichen Tagen gefeiert. In Deutschland ist es der 20. September. So sollen auf Probleme und Nöte der Kinder - vor allem in den Entwicklungsländern - aufmerksam gemacht werden. Denn fast drei Millionen Kinder sind von Armut betroffen. In Deutschland wächst jedes fünfte Kind unter 18 Jahren in Armut auf.

    Gesagt

    Dem Problem der Toleranz dürften Sie kaum gewachsen sein, Ingenieur. Prägen Sie sich immerhin ein, dass Toleranz zum Verbrechen wird, wenn sie dem Bösen gilt.

    Der Zauberberg, Sechstes Kapitel, letzter Abschnitt

    Heute vor 100 Jahren veröffentlichte Thomas Mann den Roman "Der Zauberberg" im Berliner S. Fischer Verlag.

    Weitere Schlagzeilen

    Die Nachrichten im Video

    heute Xpress
    20.11.2024 | 1:58 min
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    So wird das Wetter heute

    An diesem Mittwoch gibt es vor allem von der Nordsee bis zum Erzgebirge immer wieder Schnee-, Regen- und Graupelschauer. Gewitter können auch dabei sein. Südlich des Mains sind die Chancen auf etwas mehr Sonne am größten. Bei einem starken Westwind werden null bis sieben Grad erreicht.
    Wetter am Mittwoch 20.11.2024
    Quelle: ZDF

    Zusammengestellt von der ZDFheute-Redaktion
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