Update am Abend: Wenn der Wuschelkopf trügt

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    Update am Abend:Wenn der Wuschelkopf trügt

    von Thorsten Duin
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    ZDFheute Update

    Guten Abend,

    er hatte den "Plan, das Motiv und die Gier", sagt die Anklage. Nach nur vier Stunden Beratung steht das Urteil gegen den Ex-Krypto-Wunderjungen und Gründer der Pleite gegangenen Handelsplattform FTX: schuldig in allen sieben Anklagepunkten, von Finanzbetrug über Verschwörung bis hin zu Geldwäsche.
    Sam Bankman-Fried, einstiger Überflieger und Jungmilliardär mit Wuschelkopf, T-Shirt, Cargo-Shorts und Toyota Corolla. Laut Anklage "talentiert und ehrgeizig" - und einer der größten Finanzbetrüger der US-Geschichte. Ehemals engste Freunde aus dem Führungszirkel, mit denen er auf den Bahamas in einer Nobel-WG zusammenwohnte, belasten ihn schwer. Vor allem seine Ex-Freundin Caroline Ellison. Gerichtsreporter beobachten eisiges Schweigen zwischen beiden.
    Im Kern geht es darum: Bankman-Fried soll etliche Milliarden FTX-Kundengelder ohne übliche Sicherheiten abgezweigt haben, um riskante Geschäfte seines Krypto-Hedgefonds Alameda Research zu finanzieren, was schiefging. Als erste Gerüchte aufkommen, setzt ein Kundenansturm auf die FTX-Einlagen ein. Die Handelsplattform kollabiert und die Ermittler werden aktiv. Bankman-Fried räumt zwar Fehler ein, weist aber Betrugsvorwürfe zurück. Er selbst sei "sehr überrascht" vom Ausmaß der Probleme gewesen.
    Bankman-Fried habe die Kundengelder geplündert, um sich "Geld, Macht und Einfluss zu verschaffen", resümiert Staatsanwältin Danielle Sassoon. Zig Millionen flossen demnach in politische Zwecke und PR. Er war Großspender der Demokraten. Promis wie Football-Star Tom Brady machten Werbung für FTX, beim Super Bowl posierte er mit Katy Perry oder Orlando Bloom vor den Kameras. Elon Musk bot er an, ihn beim Kauf von Twitter zu unterstützen.
    Wuschelfrisur und Toyota? Besser fürs Image, berichtet Ex-Freundin und Alameda-Chefin Ellison. Das sei Teil der FTX-Erzählung, habe er ihr mal gesagt. Die Staatsanwaltschaft legt vielmehr Bilder vor, die ihn unter anderem beim Nickerchen im Privatjet zeigen. Ellison sagt, ihr Ex-Partner habe die Vision gehabt, Großkonzerne zu leiten - und sogar irgendwann fürs Weiße Haus zu kandidieren.
    Statt dorthin geht es zunächst zurück in die Zelle. Das Gericht hatte im Sommer den Hausarrest in U-Haft umgewandelt, weil Bankman-Fried Zeugen beeinflusst habe. Dem 31-Jährigen droht eine jahrzehntelange Haftstrafe, das Strafmaß folgt im März. So neu Krypto auch sein mag, sagt Chefankläger Damien Williams: Diese Art von Betrug sei "uralt und wir haben kein Erbarmen".

    Die Lage im Nahost-Konflikt

    Gaza-Stadt laut Israel umzingelt: Die Armee greift nach eigenen Angaben weitere Stellungen der islamistischen Hamas an und umstellt die größte Stadt des abgeriegelten Küstengebiets. Diese sei der "Brennpunkt der Terrororganisation", so ein Militärsprecher. Mit dem Vorrücken auf die Stadt würde sich die israelische Armee auf "sehr verlustreiche Kämpfe" einstellen, berichtet ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf:
    ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf in Tel Aviv
    03.11.2023 | 3:48 min
    Nasrallah scheut Krieg mit Israel: Der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz äußert sich erstmals zum Gaza-Krieg. Klare Hinweise darauf, dass Hisbollah voll in den Konflikt einsteigen könnte, gibt Hassan Nasrallah aber nicht.
    Blinken fordert mehr Schutz für Zivilisten: Der US-Chefdiplomat drängt bei seinem Besuch in Israel auf eine humanitäre Kampfpause im Gazastreifen. Es müsste mehr getan werden, um Zivilisten zu schützen.
    Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit in unserem Liveblog zur Lage in Nahost.

    Was darüber hinaus wichtig ist

    Unionsspitzen vor Migrationsgipfel im Kanzleramt: Vor dem Bund-Länder-Treffen am Montag tauschen sich Kanzler Scholz, CDU-Chef Merz und CSU-Landesgruppenchef Dobrindt zur Migrationspolitik aus. Aus dem Umfeld von Merz heißt es, das Gespräch sei sehr gut, und die Atmosphäre sachlich und konstruktiv gewesen. Der zweieinhalbstündige Austausch sei aber unabhängig von der Runde am Montag zu sehen und nicht abschließend. Über Details wurde Vertraulichkeit vereinbart.
    Treffen im Kanzleramt
    03.11.2023 | 2:05 min
    Gewerkschaften kündigen Warnstreiks im öffentlichen Dienst an: Bürgerinnen und Bürger müssen sich in den kommenden Tagen auf bundesweite Warnstreiks und Protestaktionen der Länder-Beschäftigten einstellen. "Die Arbeitgeber haben auch in der zweiten Runde kein Angebot vorgelegt und alle wesentlichen Forderungen und Erwartungen rundweg abgelehnt", sagt Verdi-Chef Frank Werneke.

    Was heute im Ukraine-Krieg passiert ist

    "Russland muss raus aus der Ukraine": Auch wenn der Krieg in der Ukraine wegen der Nahost-Krise medial weniger im Fokus steht - die politische Unterstützung des Westens schwinde nicht, sagt Außenminister Kuleba im ZDF-Morgenmagazin. "Genau das Gegenteil ist der Fall." Mit Blick auf die stockende Gegenoffensive und die anstehenden Wintermonate wirbt er zudem für "mehr Vertrauen" in sein Land und weitere Unterstützung.
    Dmytro Kuleba, Außenminister der Ukraine
    03.11.2023 | 7:22 min
    Weitere News-Updates zur Lage und zu Reaktionen erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.

    Weitere Schlagzeilen

    Gesagt

    Ich habe selten zwei schlechte Spiele der Bayern hintereinander gesehen. (...) Jetzt kommt noch eine Portion Wut hinzu.

    Edin Terzic, Trainer von Borussia Dortmund

    Dortmunds Trainer Edin Terzic rechnet nach der Pokal-Blamage der Bayern mit einem wütenden FC beim Liga-Kracher am Samstag. (18:30 Uhr hier im Bundesliga-Liveticker).

    Zahl des Tages

    Neun Grad Wassertemperatur und eine lange Tradition: Etwa 60 Unerschrockene treffen sich in Schwedt wie jedes Jahr zur kalten Jahreszeit zum Winterbaden an einem alten Oderarm.
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    In eigener Sache

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    Streaming-Tipps für den Feierabend

    Margot Friedländer überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt, wanderte aus und kam mit 88 Jahren zurück nach Berlin, um aufzuklären. Das Dokudrama Ich bin! Margot Friedländer schildert ihre bewegende Lebensgeschichte. Am 5. November wird sie 102 Jahre alt.
    Schauspielerin Julia Anna Grob in ihrer Rolle als junge Margot Friedländer neben der realen Person Margot Friedländer
    07.11.2023 | 90:11 min
    Nach einer gemeinsamen Nacht in Berlin begleitet Sam seine neue Liebe Edda aufs Land, wo sie nach einem vereitelten Mordversuch ins Fadenkreuz der kriminellen Ortsfeuerwehr geraten. In "Wir können nicht anders" lässt Regisseur Detlev Buck mit einem fatalistischen Lächeln abgehängte Dorf-Mannsbilder auf ein junges Liebespaar treffen, das sich noch einen Funken Hoffnung bewahrt hat. (98 Minuten, Altersbeschränkung: Abrufbar von 22 bis 6 Uhr oder jederzeit mit Anmeldung in der Mediathek)

    Genießen Sie Ihren Abend!

    Thorsten Duin und das gesamte ZDFheute-Team
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