Update
Update am Morgen:Tarifkonflikt entgleist
von Anne Gellinek
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Guten Morgen,
Sie wissen es längst, weil Sie vermutlich schon im Stau stehen: Die Zugführer streiken seit gestern Abend und legen heute bis 18 Uhr den Bahnverkehr so gut wie lahm. Fern-, Regional- und S-Bahn-Züge der Deutschen Bahn stehen still, weil Deutschlands oberster Lokführer Claus Weselsky es so will.
Eigentlich sollte just heute die zweite Verhandlungsrunde stattfinden, doch nachdem die Gewerkschaft GdL den Warnstreik ausrief, sagten die Bahnchefs das Treffen kurzerhand ab. Der Streit ist eskaliert, bevor die Gespräche richtig begonnen haben. Das sei "normaler Arbeitskampf" findet der Gewerkschafter, "eine Zumutung" schimpfen dagegen die Vertreter der Deutschen Bahn.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich habe größte Sympathie für die gestressten Zugbegleiter und -begleiterinnen, für die die Gewerkschaft der Lokführer mitverhandelt. Sie müssen sich ständig von genervten Bahnkunden anmachen lassen, dafür, dass die Anschlüsse nicht klappen, die Wagenreihung nicht stimmt, der Speisewagen überfüllt ist und die Klos abgeschlossen sind.
Die Deutsche Bahn funktioniert nicht, und es leuchtet ein, dass es schwer ist, Menschen zu finden, die sich für den Staatskonzern weiter anpöbeln lassen wollen.
Was nicht einleuchtet, ist, warum die Gewerkschaft der Lokführer mit ihrem streitlustigen Chef Weselsky die Lage nun vermutlich noch verschlimmert. Immerhin hatte die Bahn schon in der Auftaktrunde ein Angebot von elf Prozent mehr Gehalt vorgelegt. Die Kleinstgewerkschaft, die rund 10.000 Beschäftigte vertritt, nennt das Angebot "provozierend" und verlangt eine Reduzierung der Arbeitszeit auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Und schon ist der Verdacht aus den vorherigen Tarifkonflikten wieder da: Claus Weselsky verhandele auch immer für den eigenen Ruhm.
Wie es weitergeht, unklar: Die nächste Verhandlungsrunde abgesagt, weitere Streiks möglich. Das Vertrauen der Reisenden in die Bahn als zuverlässiges Verkehrsmittel gleich null. Maximale Aufmerksamkeit für Claus Weselsky. Ganz so wie Jan Böhmermann letzten Freitag im ZDF Magazin Royale dichtete: "Du stellst die Weichen und Du gibst das Signal. Und wie Deutschland das findet, ist echt scheißegal."
Kommen Sie irgendwie gut an, wünscht Ihnen
Anne Gellinek, stellvertretende ZDF-Chefredakteurin
PS: Heute Abend findet die Verleihung des Hanns-Joachim-Friedrichspreises für Fernsehjournalisten an unseren USA-Korrespondenten Elmar Theveßen statt. In Köln. Mal gucken, ob ich ankomme.
Lage im Nahost-Konflikt
UN-Sicherheitsrat fordert "humanitäre Pausen" für Gazastreifen: Nach langem Ringen stimmt das mächtigsten UN-Gremium einer Resolution zu. Die Forderung: ausgedehnte Feuerpausen und Korridore im Gazastreifen, damit Hilfsgüter in das Palästinensergebiet gebracht werden können. Die Hamas wird aufgefordert, sofort alle Geiseln freizulassen.
Israel - Waffen in Gaza-Krankenhaus gefunden: Nach stundenlangen Kämpfen im Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt meldet die israelische Armee, sie habe versteckte Waffen gefunden. Die Hamas bestreitet das.
Israel meldet - Hamas-Geisel bringt Baby zur Welt: Laut Sara Netanjahu, Ehefrau des israelischen Ministerpräsidenten, ist ein Kind in Hamas-Gefangenschaft geboren worden. Sie fordert die sofortige Freilassung der Geiseln.
Alle Entwicklungen finden Sie jederzeit in unserem Liveblog zur Lage in Nahost.
Was heute noch wichtig ist
Ukrainer unter Kollaborationsverdacht: Kollaborieren Ukrainer mit Russen? Dieser Frage ist ein Recherche-Netzwerk, zu dem auch das ZDF gehört, nachgegangen. Viele müssen sich vor Gericht verantworten.
Finale Beratung über Haushalt: In der sogenannten Bereinigungssitzung legt der Haushaltsausschuss des Bundestages letzte Hand an den Etatentwurf für 2024. Traditionell ziehen sich die Schlussberatungen in die Länge. Das dürfte vor allem dieses Mal der Fall sein: Nach dem Urteil des Verfassungsgerichts gestern klafft eine 60-Milliarden-Lücke im Klima- und Transformationsfonds. Die Union fordert, die Haushaltsberatungen zu unterbrechen, die Regierung hält aber an ihrem Zeitplan fest.
EU-Ausschuss berät über Glyphosat: Die EU-Staaten stimmen in einem Ausschuss erneut über eine verlängerte Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat ab. Die Kommission hatte vorgeschlagen, das Mittel für weitere zehn Jahre zuzulassen. Eine Abstimmung im Oktober hatte zunächst keine Mehrheit ergeben hatte, jetzt ist der sogenannte Berufungsausschuss am Zuge. Lehnt der ab, müsste die Kommission eigenständig entscheiden.
Spanisches Parlament stimmt über neue Amtszeit Sánchez ab: Ministerpräsident Pedro Sánchez will sich im Unterhaus für weitere vier Jahre im Amt bestätigen lassen. Nach der Parlamentswahl war es ihm vergangene Woche gelungen, genügend Unterstützer für eine absolute Mehrheit hinter sich zu versammeln. Zwei katalanischen Parteien versprach er im Gegenzug ein Amnestiegesetz für rund 1.400 verurteilte oder angeklagte Separatisten, wogegen seit Tagen landesweit protestiert wird.
Heute unter anderem im Bundestag: Das Gesetz zur Klimaanpassung geht heute in die letzte Lesung. Die Ampel will damit Bund, Ländern und Kommunen verbindliche Klimaanpassungsstrategien und -maßnahmen vorschreiben. Abschließend soll der Bundestag auch über die Einstufung von Moldau und Georgien als "sichere Herkunftsstaaten" beraten. Am späten Abend soll die Gas- und Strompreisbremsen bis Ende des Winters verlängert werden.
Ausführlich informiert
ZDFheute live über die Deutschland-Geschäften der Oligarchen: Geheime Dokumente zeigen, wie russische Superreiche und Putin-Vertraute EU-Sanktionen aushebeln und weiter in Deutschland Geld machen. Neue Enthüllungen bei ZDFheute live.
Weitere Schlagzeilen
- EU senkt wiederholt Wirtschafts-Prognose: Geringeres Wachstum erwartet
- Thunberg plädiert auf unschuldig: Nach Festnahme bei Protest-Aktion
- Kadyrow-Clan wütet in Tschetschenien: Warum Putin ihn gewähren lässt
- Ukraine gelingt Vorstoß am Dnipro: Kleine Gruppen auf russisch kontrollierter Seite
- Warum das Biden-Xi-Treffen Hoffnung macht: Ein Jahr lang war Funkstille zwischen den Supermächten
News-Updates zum Ukraine-Krieg erhalten Sie jederzeit auch in unserem Liveblog zu Russlands Angriff auf die Ukraine.
Zahl des Tages
Brasilien ächzt bereits vor Sommerbeginn unter einer Hitzewelle mit Temperaturen von weit über 40 Grad. Das Nationale Meteorologische Institut stuft die Hitze als sehr gefährlich ein.
Die Nachrichten im Video
Kurznachrichten im ZDF - immer auf dem Laufenden21.11.2024 | 1:54 min
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So wird das Wetter heute
Am Donnerstag regnet es im Nordosten, sonst sind Schauer selten. Dazu bleibt es für viele stark bewölkt, nur südlich der Donau und in Nordseenähe gibt es größere Auslockerungen. Im Tagesverlauf kommt von Westen und Südwesten erneut Regen auf. Die Höchstwerte liegen zwischen 5 und 11 Grad.
Quelle: ZDF
Zusammengestellt von Thorsten Duin.
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