Es ging um viel Grundsätzliches bei der letzten Sitzung dieses Jahres des ZDF-Fernsehrates. Die politische Entwicklung mit einem Krieg in Europa und der daraus folgenden Energiekrise strahlte auch auf einen zentralen Tagesordnungspunkt aus: auf die Debatte über den ZDF-Haushalt für das kommende Jahr.
In seiner Haushaltsrede erklärte Intendant Dr. Norbert Himmler, das ZDF stehe am Ende eines schwierigen Jahres finanziell und programmlich sehr solide da: „Das hat auch damit zu tun, dass wir sparsam und vorausschauend wirtschaften. So haben wir die inzwischen 50 Millionen Euro Mehrkosten, die die Covid-Pandemie im Programm verursacht hat, aus eigener Kraft erwirtschaftet.“ Man werde auch im kommenden Jahr den Rahmen des Haushaltes einhalten. Mit Blick auf die Debatte über den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sehe er die Chance, gerade jetzt unter Beweis zu stellen, warum es das ZDF braucht. Der Sender habe eine klar definierte Aufgabe als der zentrale, bundesweite Anbieter. Gerade in der Krise suchten die Menschen nach verlässlichen Informationen als Orientierung für ihren Alltag und als Grundlage für ihre politische Willensbildung.
Der Finanzplan schließt mit einem positiven Gesamtergebnis von rund 10 Millionen Euro ab. Das ZDF werde seinen Weg einer zukunftsorientierten Finanzpolitik fortsetzen, um seiner Verantwortung gegenüber den Beitragszahlerinnen und Beitragszahlern gerecht zu werden, sagte der Intendant.
Prof. Dr. Brigitta Wolff, stellvertretende Vorsitzende des Finanzausschusses des ZDF-Verwaltungsrates, lobte das kollegiale Zusammenspiel der beiden Aufsichtsgremien Verwaltungsrat und Fernsehrat. Der Verwaltungsrat habe einzelne Änderungen in den Haushaltsplan eingebracht und empfehle dem Fernsehrat die Genehmigung des Haushaltes 2023.
Intensive Debatten in den Ausschüssen
Dr. Olaf Joachim, Vorsitzender des Ausschusses für Finanzen, Investitionen und Technik im Fernsehrat, berichtete ausführlich von den zurückliegenden Beratungen. „Besondere Aufmerksamkeit widmete der Ausschuss den Auswirkungen der gestiegenen Energiepreisen und der Inflation.“ Hier werde mit erheblichen Steigerungen gerechnet. Diese Entwicklung gelte es weiter zu beobachten. Insgesamt sei festzuhalten, dass der Haushaltsplan mit großer Vorsicht erarbeitet worden sei, um auf Eventualitäten reagieren zu können. Auch Programm- und Personalaufwendungen seien intensiv debattiert worden. Auch der Ausschuss für Finanzen, Investitionen und Technik empfehle dem Fernsehrat die Genehmigung des Haushaltsplans.
Dr. Achim Dercks, Vorsitzender des Ausschusses für Strategie und Koordinierung unterstrich, dass die Finanzen die Basis für die inhaltliche Arbeit seien. Auch der Ausschuss für Strategie und Koordinierung empfehle die Genehmigung.
Prof. Dr. Hans-Günter Henneke würdigte die Ankündigung des Intendanten, in der nächsten Anmeldung bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) maßvoll und angemessen vorgehen zu wollen. Katrin Kroemer, die vom Deutschen Journalistenverband in den Fernsehrat entsandt ist, dankte dem Intendanten, weil er besonders die „Leistung der Mitarbeitenden“ hervorgehoben hatte. „Nur durch gutes Personal sind die guten Leistungen des ZDF möglich“, betonte sie und äußerte sich zur demografischen Entwicklung besorgt. Man müsse dafür sorgen, dass das ZDF ein attraktiver Arbeitgeber bleibe. Dr. Christiane Schenderlein, die Vertreterin des Freistaates Sachsen, erwähnte, dass sich der Aufsichtsrat des ZDF Werbefernsehens für das Jahr 2023 auf höhere Erwartungen bei den Werbeeinnahmen verständigt habe. Trotz eines schwierigen Marktumfeldes starte man positiv ins neue Jahr. Michael Jörg lobte die Offenlegung der Algorithmen der ZDFmediathek. Das sei ein mutiger Schritt. Zudem würdigte er die Aufwände des ZDF für barrierefreie Formate und Sendungen. Hier sei allerdings „noch Luft nach oben“.
Schließlich genehmigte der Fernsehrat den Haushaltsplan einstimmig.
Gleich anschließend erklärte Intendant Himmler, dass die in der „Selbstverpflichtungserklärung 2021-2022" gesetzten Ziele zum größten Teil erreicht wurden. „Mit der Selbstverpflichtungserklärung haben wir in Abstimmung mit dem Fernsehrat einen wirksamen Mechanismus entwickelt, konkrete Ziele festzulegen und ihre Einhaltung dann auch zu überprüfen“, betonte der Intendant. „In der Bilanz machen wir also transparent, welche Ziele wir erreichen konnten und wo noch Nachholbedarf besteht. Dadurch ergeben sich wichtige Anhaltspunkte für die Formulierung der nächsten Selbstverpflichtungserklärung", sagte Himmler weiter und eröffnete damit die Debatte zum Thema.
Viele Ziele erreicht
Ein wichtiges Ziel war der Ausbau von ZDFheute, zum Beispiel mit Datenvisualisierungen, ZDFheute live und Faktenchecks. Die Reichweite der ZDFheute-App stieg 2021 um 30 Prozent auf rund eine Million Besuche täglich. Die Nachrichtenrubrik in der ZDFmediathek wuchs 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent auf 1,6 Millionen Besucherinnen und Besucher. Zudem habe man mit Programmschwerpunkten in der Senderfamilie auf gesellschaftlich relevante Themen aufmerksam gemacht. Das ZDF sendete etwa Schwerpunkte zu Themen wie „schwer erziehbare Kinder“, „Palliativmedizin“ oder zur „MeToo-Debatte“. Die Marktposition von Wissenschafts- und Kulturinhalten, sei gerade auch beim jüngeren Publikum gestärkt worden. So konnte das Sehvolumen von „Terra X" in der ZDFmediathek von 1,6 Millionen Minuten Sehvolumen/Tag im Jahr 2020 auf mittlerweile 1,8 Millionen Minuten gesteigert werden.
Dr. Hans Langendörfer, Vorsitzender des Programmausschusses Programmdirektion, bezeichnete den Zwischenstand als „sehr, sehr bemerkenswertes Ergebnis“. Sein Ausschuss habe die innovative Kraft in den Produktionen und Programmen gewürdigt. Er wünsche sich bei nächsten Präsentationen angesichts der vielen Inhalte und Charts mehr Konzentration auf das Wesentliche. Dr. Karin Haug, stellvertretende Vorsitzende im Programmausschuss Partnerprogramme, anerkannte den sehr guten Überblick, den die Vorlage geliefert habe. Insbesondere die Bereitschaft, sich stets selbstkritisch zu hinterfragen, sei in ihrem Ausschuss gut angekommen. Cornelia Tausch, Vorsitzende des Ausschusses Telemedien, zeigte sich sowohl von der Vorlage als auch von der Präsentation beeindruckt.
Ampelsystem hilfreich
Frank Werneke, Vorsitzender des Programmausschusses Chefredaktion, lobte das Ampelsystem, das zeige, inwieweit einzelne Ziele der Selbstverpflichtungserklärung erreicht wurden. Insbesondere in den politisch ereignisreichen Zeiten haben sich die Nachrichtenformate aus seiner Sicht gut entwickelt und an Akzeptanz und Resonanz gewonnen. Dr. Achim Dercks, Vorsitzender des Ausschusses für Strategie und Koordinierung, bezeichnete die Selbstverpflichtungserklärung als „lebendes Instrumentarium“, bei dem die nächsten Schritte folgen werden.
Die Fernsehratsvorsitzende Marlehn Thieme mahnte, insbesondere die Baustellen bei den Zielen im Blick zu behalten. Reiner Hoffmann schloss sich der positiven Bewertung der Bilanz an, gab aber kritisch zu bedenken, das Thema Arbeit und Soziales künftig verstärkt unter ökonomischen Aspekten zu betrachten.
Der Fernsehrat nahm die Vorlage einstimmig an.
Daneben befasste sich der Fernsehrat unter anderem mit dem Strategieprozess „Ein ZDF für alle“, dem Bericht der Jugendschutzbeauftragten, dem Netz der ZDF-Auslandsstudios, und den Entwicklungen von ZDFneo, ARTE und funk.