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    Die Vorreiterrolle des ZDF beim Streaming

    Newsletter ZDF-Fernsehrat:Die Vorreiterrolle des ZDF beim Streaming

    Fernsehrätin Maike Finnern über das neue ZDF-Streaming-Portal

    Mit Blick auf das neue ZDF-Streaming-Portal findet es Fernsehrätin Maike Finnern "richtig und konsequent, dass sich das öffentlich-rechtliche ZDF in diese Richtung weiterentwickelt und neu aufgestellt hat." Bei der Metadaten-Strategie hebt sie den besonders bedeutsamen Aspekt der Emotionalität hervor.
    Porträt ZDF-Fernsehratsmitglied Maike Finnern
    Fernsehratsmitglied Maike Finnern
    Quelle: ZDF/Andreas Reeg

    #Fernsehrat: Immer weniger Menschen schauen klassisches lineares Fernsehen, während die non-lineare Nutzung wächst. Wie bewerten Sie die Prinzipien der Non-Linearität, mit denen das eigenständige ZDF-Streaming-Portal jetzt die Mediathek abgelöst hat, die sich noch viel stärker am TV orientierte?
    Maike Finnern: Ich selbst sehe noch recht viel lineares Fernsehen. Doch mir ist völlig bewusst, dass immer mehr Menschen die Angebote völlig anders nutzen. Es gibt so viele kommerzielle Streaming-Plattformen, und daher ist es richtig und konsequent, dass sich das öffentlich-rechtliche ZDF in diese Richtung weiterentwickelt und neu aufgestellt hat. Mediatheken sind bereits länger schon stark nachgefragte Plattformen gewesen, auf denen Menschen Inhalte gesucht haben. Das alles ist noch gar nicht so lange her und es ist nun erneut eine entscheidende Weiterentwicklung, jetzt zu einer richtigen Streaming-Plattform überzugehen. In meiner Wahrnehmung ist das wichtig, damit die Welt des Streamings nicht nur den privaten Anbietern überlassen wird. Hiermit erkämpft sich das öffentlich-rechtliche ZDF einen Platz und kann noch sichtbarer werden.
    #Fernsehrat: Der einzelne Nutzende soll mit seinen individuellen Interessen und Vorlieben "intuitiv" durch das Portal navigieren. Welche Bedeutung hat hierbei das Metadatenkonzept?
    Ich glaube, dass das eine gewaltige Bedeutung hat. Metadatenkonzept heißt hierbei, dass zu den einzelnen Sendungs- bzw. Streaming-Plattform-Elementen eine möglichst große Datensammlung erstellt wird. Wichtig ist mir zu sagen, dass es eine Umkehrung von dem ist, was wir im Werbemarkt vorfinden. Bei Werbung erleben wir, dass die Daten der Menschen gesammelt werden, die online sind. Entsprechend ihres Nutzungsverhalten wird ihnen Werbung eingespielt und angeboten. Bei der neuen Streaming-Plattform ist es aber so, dass die Streaming-Elemente verschlagwortet sind und zwar nach ganz unterschiedlichen Kriterien und aus vielen Blickwinkeln. So kann man Sendungen aus den unterschiedlichen Interessensgebieten finden. Wenn ich zum Beispiel nach einem speziellen Titel, nach einem gewissen Thema oder nach einer bestimmten Information suche, werden mir danach auf Grundlage der Metadaten passende Sendungen angezeigt. 
    Als bedeutsam empfinde ich hierbei den Aspekt der Emotionalität. Wie wir wissen, funktionieren Bindungen immer dann gut, wenn sie emotional erfolgen. Daher halte ich es für sehr wichtig, dass die Metadaten auch emotionale Aspekte, also Stimmungen verschlagworten, die dann zu den angezeigten Sendungen führen.

    Zusammenfassung der Fernsehratsvorlage "Stand und Entwicklung des ZDF Streaming-Portals"

    OrganisationFernsehratsvorlage
    PDF 62,76 kBHerunterladen
    #Fernsehrat: Nutzerinnen und Nutzer sind oft sehr kritisch, wenn es um einen Algorithmus geht, der ihnen eine Programmauswahl präsentiert. Wie bewerten Sie es, dass das ZDF den Algorithmus der ZDF-Streaming-Plattform offenlegt?
    Dieser Fakt ist sehr entscheidend. Denn der Schritt zur Offenlegung des Algorithmus verdeutlicht, dass man einen Menschen vor den Geräten sitzen hat, der mündig ist und eine Programmauswahl auch  nachvollziehen kann und möchte. Das ist übrigens genau der Grund, der bei den gängigen großen Social-Media-Plattformen dramatisch ist, denn hier werden ganz selbstverständlich Algorithmen verwendet, die eben nicht offengelegt werden. Hier hat man gar keine Möglichkeit zu erkennen, warum ein bestimmter Beitrag angezeigt oder eingespielt wird. Man hat auch keine Chance zu verhindern, einen bestimmten Themenbereich - den man sich aus welchem Grund auch immer gerade angeschaut hat - immer wieder vervielfältigt zu bekommen. Daher ist diese Offenlegung des Algorithmus eine mutige und transparente Entscheidung des ZDF, die Qualität und Anspruch eines öffentlich-rechtlichen Senders hervorhebt. Ein Schritt, der vorlebt, dass eine Streaming-Plattform zwar nicht ohne Algorithmus funktioniert, aber den dahinterliegenden Mechanismus offenlegt.
    #Fernsehrat: Das ZDF hat sich zum erklärten Ziel gesetzt, innerhalb des gesamten Streaming-OS-Netzwerks von ARD und ZDF eine „starke Rolle“ zu spielen und in bestimmten Entwicklungs-Bereichen eine Federführung zu übernehmen. Wo und wie kann Ihrer Meinung nach das ZDF diese Rolle ausfüllen?
    Mit dem Start der Streaming-Plattform ist ein großer Meilenstein des ZDF erreicht. Für mich ist es sehr wichtig - und das erwarte ich auch von einer Streaming-Plattform eines öffentlich-rechtlichen Senders - dass es dort seriös recherchierte Dokumentationen und Sendungen und einen guten Mix aus Unterhaltung, Bildung und Information gibt. Der jetzige Launch der Plattform ist eine gute Möglichkeit, hier eine besondere Vorreiterrolle zu erlangen und stärker sichtbar zu werden. Damit bricht das ZDF auch das Klischee auf, welches den Öffentlich-Rechtlichen manchmal nachgesagt wird, Neuerungen verspätet aufzugreifen.
    Zur Person: Maike Finnern ist als Vertreterin des Deutschen Gewerkschaftsbundes in ZDF-Fernsehrat und Mitglied im Ausschuss für Finanzen, Innovation und Digitalisierung. Sie ist Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

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