Vielfalt bei ZDF goes Schule
Rückblick auf die Sitzung des ZDF-Fernsehrats vom 28. März
Archiv: Sitzung des ZDF-Fernsehrats.
Quelle: ZDF/Torsten Silz
Zum Auftakt der Sitzung hat die Fernsehratsvorsitzende Gerda Hasselfeldt die Gelegenheit genutzt, um das Selbstverständnis der Fernsehräte in ihrem Ehrenamt hervorzuheben. Anlass ihres Statements war eine vor wenigen Wochen veröffentlichte Studie der Otto Brenner Stiftung, in deren Ergebnis den Rundfunkräten eine parteipolitische Einflussnahme auf die Programme unterstellt wurde. Hasselfeldt wies die Kritik an der Einflussnahme entschieden zurück. Sowohl eine Parteizugehörigkeit als auch die Bereitschaft, ehrenamtlich in einem Rundfunkgremium zu arbeiten, zeige Engagement für die Gemeinschaft und in der demokratischen Gesellschaft. Beides werde gerade in diesen Zeiten für eine lebendige und funktionierende Demokratie gebraucht. Die Mitgliedschaft in einer Partei bedeute nicht, sich vor den Karren einer Parteimeinung spannen zu lassen. Alle Mitglieder wüssten sehr wohl um ihren Auftrag, unabhängig von Parteizugehörigkeit und von den sie entsendenden Organisationen zu sein. Niemand von außen brauche den Mitgliedern zu sagen, dass sie der Allgemeinheit verpflichtet seien, dies werde in der täglichen Arbeit gelebt. Von der Integrität könne sich jedermann in den öffentlichen Sitzungen des Fernsehrates überzeugen. Alle Debatten seien im Live-Stream mitzuverfolgen, Sitzungsdokumente stehen als Download bereit und ein Newsletter greift tiefer gehende Meinungen der Fernsehräte auf. In der folgenden Aussprache wurde von Michael Jörg die Verpflichtung der Mitglieder nur ihrem Mandat gegenüber, von Claudia Conen die Unterscheidung zwischen bürgerschaftlichem und parteipolitischem Engagement sowie von Katrin Kroemer die unterschiedlichen Erfahrungen und Qualifikationen der Mitglieder betont. Felizia Möhle hob den pluralen Austausch mit Perspektivwechsel unter den diversen Gremienmitgliedern hervor und Cornelia Tausch unterstrich die direkte Entsendung der Mitglieder aus der Zivilgesellschaft aufgrund ihres Engagements und des damit erworbenen Standings.
Bildung von herausragender Bedeutung
Die Fernsehräte nutzten die Sitzung auch für eine umfangreiche und intensive Aussprache rund um das Projekt "ZDF goes Schule". ZDF-Chefredakteurin Bettina Schausten ordnete zum Auftakt der Diskussion ein, dass für rund 81 Prozent der Befragten einer Studie "Bildung im ZDF" wichtig oder sehr wichtig sei. Sie hob insbesondere die Bedeutung der Vermittlung von Medienkompetenz hervor. Mit Blick auf das Projekt selbst kündigte sie an, dass ein Netzwerk von Partnerschulen aufgebaut werden soll und zwar in allen Bundesländern. Schulen aus ganz Deutschland können sich jetzt dafür bewerben. Reaktionsmitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden dann diese Schulen besuchen. Für die breite öffentliche Nutzung verwies sie auf ein großes Online-Angebot zu dem Projekt.
In der Aussprache unterstrich Fernsehrätin Susanne Lin-Klitzing die Bedeutung von Demokratie-Bildung an den Schulen. Gerade das ZDF könne vermitteln, wie Nachrichten entstehen und überprüft sowie hinterfragt werden können. Steffen Hörtler wies auf die große Unsicherheit bei den Lehrkräften zur rechtssicheren Verwendung von Inhalten hin und begrüßte ausdrücklich, dass der Sender auf die Schulen zugehe. Matthias Belafi kritisierte den Namen der Initiative, aus seiner Sicht wäre es wünschenswert gewesen, einen grammatisch korrekten deutschen oder englischen Titel zu verwenden. Belafi sagte wörtlich: "Tolle Initiative aber ich don’t like den Namen."
Organisation:ZDF-Selbstverpflichtungserklärung 2025/2026
Mitten in der Gesellschaft – die Zukunft im Blick
Medienstars vor Ort
Andreas Breiter zeigte sich besorgt über die Nachhaltigkeit und Breitenwirkung der Initiative. Bei derartigen Programmen profitierten nach seiner Forschung stets die gleichen Schulen und viele andere blieben außen vor. Er plädierte für zusätzliche Multiplikatoren, die das Angebot in die Breite tragen. Eva Maria Welskop-Deffaa fragte, nach welchen Kriterien die Schulen ausgewählt werden und wie sich dabei Vielfalt sicherstellen lasse. Michael Jörg mahnte im Hinblick auf Barrierefreiheit an, dass alle Angebote im Projekt niederschwellig sind oder werden. Maike Finnern lenkte den Fokus auf die Lehrkräfte und formulierte den Wunsch, alle 40.000 deutsche Schulen in ihrer Vielfalt zu unterstützen. Adriana Lettrari-Pietzcker lobte die Idee, dass Medienstars die Schülerinnen und Schüler besuchten und fragte ebenfalls nach der Auswahl der Schulen. Sie betonte, insbesondere im Osten Deutschlands werde das Angebot gebraucht.
Bettina Schausten griff das auf und entgegnete, der Sender schließe Partnerschaften mit anderen Trägern und setze auf deren Multiplikatorenwirkung. Die Auswahl der Bewerber erfolge durch eine Jury aus Moderatoren und erfahrenen Menschen aus den Redaktionen. Diese sollten die Vielfalt der Schulen sicherstellen. Der Fernsehrat stimmte der Vorlage des Senders zu diesem Vorhaben einstimmig zu.
ZDF Streaming Portal ist folgerichtig
Direkt danach befasste das Gremium sich mit dem neuen ZDF Streaming Portal. Intendant Norbert Himmler betonte die Bedeutung der Plattform und sagte: "Wir investieren hier stark." Das jüngst gelaunchte Portal verfügt etwa über ein ausgeklügeltes Empfehlungssystem mit transparenten Algorithmen. Es setzt auf Open-Source-Technologie, um Kooperationen mit Partnern zu erleichtern. Fernsehrätin Cornelia Tausch bezeichnete in der folgenden Aussprache für den Ausschuss für Finanzen, Innovation und Digitalisierung den Streamingansatz beim ZDF angesichts neuer Sehgewohnheiten als "folgerichtig". Die kommenden Möglichkeiten der Interaktion sollen aus Sicht des Ausschusses einen echten Mehrwert bringen. Insbesondere auch der Open-Source-Ansatz sei mit Blick auf mögliche Kooperationen klug. Nach einer kurzen Aussprache, in dem mehrere Fernsehrätinnen und Fernsehräte das Portal lobten und beispielsweise Andreas Breiter das ZDF "zu dem Relaunch ausdrücklich beglückwünschte" bestätigte auch der Fernsehrat insgesamt das Vorhaben einstimmig.
Digital- und Partnerkanäle mit Rekord
Im weiteren Verlauf setzte sich der Fernsehrat mit der Weiterentwicklung von Digitalangeboten und Partnerkanälen auseinander – mit ZDFinfo, ARTE, KiKA, 3sat und phoenix. ZDFinfo erreichte 2024 mit 96,4 Millionen Sichtungen im ZDF-Streaming-Portal einen neuen Rekord und bleibt auch im linearen TV Marktführer im Genre Dokumentation/Information. ARTE verzeichnete mit 2,95 Milliarden Videoabrufen ein digitales Wachstum von 20 Prozent und stärkt seinen Kurs als europäische Plattform. phoenix berichtete 2024 intensiv aus Parlamenten, steigerte seine Social-Media-Reichweite deutlich und unterstrich seine Rolle als unverzichtbare Quelle für politische Berichterstattung. So berichtete phoenix 2024 an insgesamt 63 Tagen 361 Stunden lang aus dem Deutschen Bundestag und an 30 Tagen 72 Stunden lang aus dem Europäischen Parlament. 3sat feierte seinen 40. Geburtstag mit einem der erfolgreichsten Jahre seiner Geschichte, während KiKA mit 12,9 Prozent Marktanteil erneut Marktführer bei den Drei- bis 13-Jährigen blieb und seine digitale Präsenz weiter ausbaute.
Außerdem wählte der Fernsehrat mit Reiner Hoffmann ein neues Mitglied in Nachfolge von Michael Sommer in den Verwaltungsrat und befasste sich mit Programmbeschwerden – dabei wurden sechs Programmbeschwerden als unbegründet zurückgewiesen. Eine Beschwerde wurde als erledigt erklärt, weil der Intendant dem berechtigten Anliegen des Petenten bereits wirksam abgeholfen hatte.