Analyse
Insolvenz:Signa stolpert über eigenes Geschäftsmodell
Rasant steigende Zinsen und hausgemachte Fehler lassen den österreichischen Investor und Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof, René Benko, jetzt scheitern.
Millionenlöcher wuchsen an
Im Immobiliensektor ist Signa durch die rasant gestiegenen Baukosten und Zinsen sowie eigene Fehler in die Bredouille geraten. Auch im
stationären Einzelhandel, Stichwort Galeria Karstadt Kaufhof, ging die Rechnung nicht auf, Immobilien in besten Lagen über Kredite zu kaufen und sie über hohe Mieteinnahmen refinanzieren zu wollen.
Die Millionenlöcher wurden zuletzt immer größer. Von 500 bis 600 Millionen Euro ist die Rede. Niemand wollte Benko noch Geld leihen oder weiteres Kapital in das undurchsichtige Firmengeflecht stecken. Vor allem viele Unterfirmen haben kein Geld mehr in der Kasse.
Rechnungen offen - Bauarbeiten stehen still
Die Folge: Zahlreiche Rechnungen von Baufirmen und Handwerkern können nicht mehr beglichen werden. Zahlungsverzögerungen haben bereits dazu geführt, dass Baustellen wie die Alte Akademie in München stillstehen. Die Arbeiten
beim Prestigeprojekt Elbtower in Hamburg ruhen seit Längerem.
Durch die aktuelle Entwicklung könnte nun auch Galeria Karstadt Kaufhaus neues Ungemach drohen. Auch die Warenhauskette ist weiterhin auf Gelder aus der Wiener Firmenzentrale angewiesen. Sollten diese ausbleiben, könnte das Traditionskaufhaus erneut vor einer Insolvenz stehen; es wäre die dritte in nur wenigen Jahren.
Zukunft von Galeria Karstadt Kaufhof offen
Unklar ist dabei, ob der bisherige Insolvenzverwalter von Galeria Karstadt Kaufhof, Arnd Geiwitz, auch ein weiteres Mal antreten würde, um das Kaufhaus zu retten. Zuletzt hatte er eine Sanierung der Signa Holding abhängig gemacht von der Zusage eines Geldgebers, der neues Kapital in das Imperium schießt.
Spekulationen um die Signa Holding gab es schon länger. Nun ist klar: Der Konzern wird einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverantwortung stellen.
Da die Banken und auch Hedgefonds Benko offenbar die kalte Schulter gezeigt haben, droht nun also das Signa-Kartenhaus zusammenzubrechen. Das Handelsblatt berichtet, dass in den kommenden Tagen zahlreiche Insolvenzanmeldungen von Signa-Tochterfirmen auch in Deutschland anstehen würden.
Offenbar deutsche Landesbanken betroffen
Schlechte Nachrichten für Banken in Österreich, Italien aber auch in Deutschland. Insidern zufolge sind es hierzulande vor allem Landesbanken, die sich bei Signa engagiert haben: Die Helaba sei mit einem mittleren dreistelligen Millionen-Betrag involviert, BayernLB und NordLB hätten, den Angaben zufolge, Signa ebenfalls dreistellige Millionenbeträge geliehen.
Stellungnahmen lehnen die Banken dazu bislang ab. Sie können nur hoffen, dass es weitergeht und Signa in der Lage ist, möglichst große Teile der Darlehen zurückzuzahlen. Es ist davon auszugehen, dass das Benko-Imperium in Summe mit Milliarden bei den Kreditinstituten in der Kreide steht.