Signa Holding:Benkos Imperium auf der Kippe
von Anne Sophie Feil
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Vom Schulabbrecher zum Selfmade-Milliardär - und wieder zurück? Um das Firmengeflecht des österreichischen "Wunderwuzzis" zu retten, braucht es Investitionen in Milliardenhöhe.
René Benko hat einen steilen Aufstieg hingelegt. Mit 23 Jahren und ohne Schulabschluss, dafür mit Baustellenerfahrung und Verkaufsgeschick, gründet der Österreicher zu Beginn des Jahrtausends eine Immobilienfirma.
Als er die millionenschwere Investition eines Tankstellenerben an Land zieht, folgen weitere finanzstarke Geldgeber. So gelingt es Benko, innerhalb weniger Jahre ein riesiges Firmen-Imperium aufzubauen.
Benkos Firmengeflecht macht ihn zum Milliardär
Heute ist er mit der Signa Holding einer der bedeutendsten Investoren Europas. Zu Benkos Konzern gehören mehrere Hundert verstrickte und teils international aktive Firmen aus den Bereichen Immobilien, Medien und Handel. Der "Wunderwuzzi", wie österreichische Medien den Gründer nennen, häuft Milliarden an und schwimmt als einer der Reichsten seines Landes plötzlich im Luxus.
2014 übernimmt er die bereits angeschlagene Warenhauskette Karstadt, die später zu Galeria Karstadt Kaufhof fusioniert. Doch dann kommen die Corona-Pandemie und ihre Lockdowns. Erneut muss die Kette Insolvenz anmelden und zum Teil mit Staatskrediten gerettet werden. Aktuell scheint die Sanierung wieder zu stocken. Schwierigkeiten bei der Immobilienfinanzierung sollen verantwortlich sein. Auch in anderen Bereichen der Handelssparte kommt es zu Firmenpleiten.
Wie kann Bauunternehmern in der Krise geholfen werden?04.09.2023 | 5:02 min
Finanzierungsprobleme und Baustopps
Probleme in der Baubranche belasten zudem die Immobiliensparte der Gruppe: Bestandsimmobilien verlieren an Wert, Neubauten werden teurer und Finanzierungskosten steigen. Berichten zufolge versucht Benko, Immobilien in Hamburg zu verkaufen und für Bauprojekte Mietverträge vorab abzuschließen.
Auf der Baustelle für den Hamburger Elbtower tut sich seit gut einer Woche nichts mehr. Mit dem Wolkenkratzer wollte Signa Real Estate für 950 Millionen Euro Deutschlands dritthöchstes Gebäude verwirklichen. Weil nun aber die nötigen finanziellen Mittel fehlen, ist der Bau vorläufig gestoppt.
Die Arbeiten ruhen, weil die Signa-Gruppe als Bauherrin in finanziellen Schwierigkeiten zu stecken scheint. Der Hamburger Senat sieht allerdings keine schwerwiegenden Probleme und geht von einer zeitnahen Wiederaufnahme der Bautätigkeiten aus.01.11.2023 | 1:41 min
Ein Imperium auf Pump
Ein Großteil von Benkos Imperium soll mit Krediten finanziert sein. Doch vor ein paar Monaten hat die Europäische Bankenaufsicht den Konzern untersucht und Banken zu mehr Vorsicht bei der Kreditvergabe aufgerufen. Signa kämpft an vielen Fronten gleichzeitig.
Laut österreichischen Medien soll die Signa Holding im vergangenen Geschäftsjahr gut eine halbe Milliarde Euro Verlust verbucht haben. Investoren sind beunruhigt und fürchten, dass Gelder in falscher Priorität ausgegeben wurden, um die prekäre Situation des Unternehmens zu verschleiern. Die finanzielle Lage des Unternehmens scheint intransparent.
Investoren fordern Benkos Rückzug
Einige haben ihre Anteile an der Signa Holding zurückgegeben, andere fordern den Rückzug Benkos aus der Konzernführung. Sie wollen weitere Insolvenzen verhindern und den Sanierungsexperten Arndt Geiwitz als Generalbevollmächtigten einsetzen. Dieser wickelte bereits das Insolvenzverfahren Galeria Karstadt Kaufhof ab.
Benko sei dazu grundsätzlich bereit, wenn die Mitgesellschafter zur Sanierung der Signa-Gruppe beitragen, erklärt einer der Investoren. Ein anderer widerspricht. Das Chaos scheint perfekt. In jedem Fall muss frisches Geld her.
Notkredit von Saudi-Scheichs?
Nun soll Saudi-Arabien Benko vor der Pleite retten. Berichten des Business Insiders zufolge verhandelt er seit Wochen über eine Finanzspritze in dreistelliger Millionenhöhe aus dem saudi-arabischen Staatsfonds für die Immobiliensparte Signa Prime Selection.
Vorerst bleibt also die Zukunft des Signa-Imperiums ungewiss. Fest steht: Von der Sanierung dürften viele Anleger und Städte betroffen sein, die an den Projekten beteiligt sind. Aber auch die Firmen, die zur Holding gehören. Und damit viele Tausend Arbeitsplätze.
Anne Sophie Feil ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
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